Die Teilnahme Israels beim 70. Eurovision Song Contest in Wien schlägt weiter hohe Wellen. Nachdem bereits Spanien und Irland einen Rückzug vom Bewerb in Aussicht gestellt hatten, schließen sich nun auch die Niederlande an.
Der Sender Avrotros stellte in einer Aussendung am Freitag klar, dass man nur dann am Wiener ESC teilnehme, wenn Israel ausgeschlossen werde. "Avrotros kann derzeit nicht länger Israels Teilnahme rechtfertigen, angesichts des andauernden und schweren Leids in Gaza", heißt es vom Sender.
Auch der Ausschluss unabhängiger Medien aus dem Gazastreifen durch die israelische Regierung und damit die Erodierung der Pressefreiheit wird von der niederländischen TV-Station angeführt. Hinzu komme, dass erwiesen sei, dass die israelische Regierung während des diesjährigen Contests in Basel interveniert habe, um das Event politisch zu instrumentalisieren.
"Das widerspricht den unpolitischen Charakter des Contests. Und diese Umstände sind mit den Werten, für die Avrotros steht, nicht vereinbar", heißt es weiter. "Der Sender hat deshalb entschieden, dass die Teilnahme von Avrotros beim Eurovision Song Contest 2026 nicht möglich ist, solange Israel von der EBU zugelassen bleibt."
Komplett konträr die Stimmung in Wien beim Veranstalter ORF. Rundfunk-Boss Roland Weißmann und auch der ORF-Stiftungsrat meinen, Israel solle am kommenden Song Contest teilnehmen.
Dasselbe gilt für Deutschland: Der ESC sei ein Musikwettbewerb, der von den EBU-Mitgliedern veranstaltet wird, nicht von Regierungen. Der israelische Sender KAN halte sich an die Regeln und sei seit mehr als 60 Jahren ein zentraler Teil des Wettbewerbs, sagte der SWR.
Erst am Donnerstag hatte der irische Rundfunk RTÉ angekündigt, auf eine Teilnahme im nächsten Jahr zu verzichten, sollte Israel nicht ausgeschlossen werden. Eine endgültige Absage aus Dublin werde jedoch erst erfolgen, wenn die EBU final entscheide, Israel tatsächlich teilnehmen zu lassen.
Auch Spanien, eines der fünf großen Beitragsländer des ESC, hatte am Mittwoch gefordert, Israel vom Song Contest auszuschließen. Der spanische Kulturminister erklärte in einem Interview, Spanien müsse sich andernfalls ebenfalls mit einem Rückzug auseinandersetzen.