Der Schock sitzt tief im beschaulichen 2800-Seelen-Dorf Saint-Molf: Eine Frau in ihren 40ern soll über Jahre hinweg von ihrer Mitbewohnerin und deren Partner in einem Haus im französischen Département Loire-Atlantique gefangen gehalten und gefoltert worden sein.
Mitte Oktober gelang der Frau in einem unbeobachteten Moment die Flucht. Sie konnte bei einem Nachbarn klingeln, der den Notruf alarmierte. Die beiden Tatverdächtigen wurden festgenommen.
Ungefähr fünf Jahre lang sollen die Mitbewohnerin in ihren 60ern und ihr 82-jähriger Gefährte ihr Opfer gefangen gehalten haben, wie "France Bleu" berichtet. Am Anfang hatte die Frau zusammen mit ihrer Peinigerin das Haus geteilt, später übernachtete sie im Garten in einem Zelt. Als dann der Gefährte der Tatverdächtigen ins Haus einzog, habe man das Opfer in die Garage eingesperrt.
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Das Opfer habe auf einem Liegestuhl geschlafen und seine Notdurft in Eimern oder Plastiksäcken verrichten müssen. Als Nahrung habe sie eine mit Spülmittel vermischte Breimasse erhalten. An manchen Tagen, wenn es regnerisch oder kalt war, habe die Frau an die frische Luft gehen dürfen.
Die zwei Angeklagten sollen das Bankkonto des Opfers leergeräumt haben. "Die letzten Bankbewegungen entsprechen Überweisungen auf das Konto der Beschuldigten", so die Staatsanwaltschaft.
Die Polizei fand die Frau vor Ort stark abgemagert vor – sie hatte in den fünf Jahren fast 50 Kilogramm an Körpergewicht verloren. Eine mit den Ermittlungen vertraute Quelle erzählte der Zeitung: "Sie wurde mit Bleichmittel gewaschen, ihr Essen enthielt Spülmittel und sie war mit Medikamenten vollgepumpt." Bei der Hausdurchsuchung stellten die Ermittler fest, dass das Garagentor von außen mit Betonblöcken blockiert worden war.
Das Paar wurde inzwischen der Staatsanwaltschaft vorgeführt. Laut der Staatsanwaltschaft habe das Paar die Lebensbedingungen, unter denen die Frau bei ihnen lebte, eingeräumt. Das Paar habe jedoch versucht, seine Verantwortung herunterzuspielen. Sowohl die Mitbewohnerin als auch ihr Gefährte wurden nun wegen "Freiheitsberaubung unter Anwendung von Folter" angeklagt.
Viele Fragen bleiben offen. Insbesondere, weshalb niemand in der Nachbarschaft oder näheren Umgebung etwas bemerkt hatte. Die Ermittlungen dauern an.
