Polit-Beben um Mega-Projekt

Jubel und Kritik an grünem Licht für Lobautunnel

Nach dem Ja von Verkehrsminister Hanke zum Lobautunnel überschlagen sich die Reaktionen: Von "historischem Sündenfall" bis zum "Sieg der Vernunft".
Christoph Weichsler
25.09.2025, 15:31
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Verkehrsminister Peter Hanke hat am Donnerstag das umstrittene Projekt wieder auf Schiene gebracht: Die S1 vom Knoten Süßenbrunn über Raasdorf bis nach Schwechat soll samt Lobautunnel gebaut werden. "Die Trasse ist die bestgeprüfte in ganz Österreich", sagte Hanke und betonte, dass damit 25.000 Jobs, Wohnraum für 55.000 Menschen und eine Entlastung für Wien geschaffen würden.

Der Minister verwies darauf, dass über 20 Varianten geprüft und zahlreiche Gutachten erstellt wurden. Für ihn sei klar: Nur mit der S1 könne die Ostregion wirtschaftlich abgesichert und die Lebensqualität gesteigert werden. Mit dieser Ansage revidierte er die frühere Entscheidung von Ex-Ministerin Leonore Gewessler, die den Tunnel gestrichen hatte.

Umweltseite schlägt Alarm

Die NGO VIRUS kritisierte den Schritt als "Kollisionskurs mit dem Rechtsstaat". Sprecher Wolfgang Rehm warnte, dass entscheidende Genehmigungen fehlen und die Sache beim EuGH liege. Vor 2026 werde es keine Entscheidung geben. "Wir erleben gerade, wie sich eine Willkürpolitik wieder vom Recht abkoppelt", so Rehm.

Auch der WWF sprach von einem "milliardenschweren Irrweg". Der Tunnel gefährde wertvolle Böden und den Wasserhaushalt, bringe aber kaum Entlastung. Statt Milliarden in Beton zu gießen, brauche es Ausbau von Öffis und eine Raumplanung, die Umwelt und Klima schone.

Grüne sehen "Bankrotterklärung für den Klimaschutz"

Von den Wiener Grünen kam besonders scharfe Kritik. Parteichefs Judith Pühringer und Peter Kraus bezeichneten Hankes Entscheidung als "Bankrotterklärung für den Klimaschutz". Während Sozialleistungen gekürzt und Öffi-Tickets teurer würden, solle nun ein Milliardenprojekt unter dem Nationalpark entstehen.

Für die Grünen ist der Tunnel "aus der Zeit gefallen". Er bringe mehr Verkehr und gefährde Naturschutzgebiete sowie Grundwasser. "Die SPÖ hat jeden Restfunken an Zukunftsverantwortung über Bord geworfen", so Kraus. "Neue Autobahnen sind alte Antworten."

SPÖ Wien stellt sich geschlossen hinter Hanke

"Die Nordostumfahrung ist ein Projekt, das Wien dringend braucht – wirtschaftlich, verkehrstechnisch und für die Menschen in der Donaustadt", sagt Klubchef Josef Taucher. "Wir reden hier nicht über ein Nice-to-have, sondern über ein Muss. Jeder Tag Verzögerung schadet der Stadt."

Auch Donaustadt-Bezirksvorsteher Ernst Nevrivy stellt klar: "Die Donaustadt wächst, und die Infrastruktur muss mitwachsen. Wenn wir Schulen, Wohnungen und Arbeitsplätze schaffen wollen, brauchen wir diese Verbindung. Alles andere wäre Realitätsverweigerung."

FPÖ jubelt über Durchbruch

Ganz anders reagierte die FPÖ: Verkehrssprecher Toni Mahdalik sprach von einem "Sieg der Vernunft". Der Tunnel sei eines der wichtigsten Infrastrukturprojekte Österreichs und längst überfällig. "Jetzt müssen die Bagger auffahren", forderte Mahdalik.

Er verwies auf Studien, wonach die A23 jährlich um bis zu 28 Millionen Fahrten entlastet werde. Das bedeute 75.000 Tonnen weniger CO₂ pro Jahr. "Das Projekt ist ein Gewinn für Anrainer, Pendler und Umwelt", so Mahdalik. "Die jahrelange Verzögerung war ein ideologischer Schildbürgerstreich."

Kritik aus den eigenen Reihen

Auch die Sozialistische Jugend stellt sich gegen die SPÖ-Linie. Vorsitzende Rihab Toumi und Paul Zivkovic erklärten, der Tunnel löse keine Verkehrsprobleme, sondern ziehe zusätzlichen Verkehr an. "Echte Entlastung gibt es nur mit Öffi-Ausbau und mehr Güterverkehr auf der Schiene", hieß es.

Die SJ kritisierte zudem die hohen Kosten. "Während Ticketpreise steigen und viele Menschen kaum über die Runden kommen, werden Milliarden für ein klimaschädliches Projekt ausgegeben", so Zivkovic. Der Tunnel sei das falsche Signal in Zeiten der Klimakrise.

ÖVP sieht "Lebensader" für Wien

Zustimmung kam von der ÖVP Wien. Landesparteichef Markus Figl begrüßte Hankes Schritt: "Der Lobautunnel ist längst überfällig und schafft dringend nötige Entlastung." Vor allem die Südosttangente sei am Limit, die Region brauche neue Verkehrsadern.

Verkehrssprecherin Elisabeth Olischar sprach von einer "Lebensader für neue Wohn- und Betriebsgebiete im Norden und Osten Wiens". Der Tunnel sei eine Voraussetzung für die weitere Entwicklung der Stadt. "Dieses Projekt muss nun mit voller Kraft umgesetzt werden", so Olischar.

{title && {title} } CW, {title && {title} } Akt. 25.09.2025, 15:43, 25.09.2025, 15:31
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