Zahnpflege, Langeweile oder gegen schlechten Mundgeruch – fürs Kaugummikauen gibts viele Gründe. Du gehörst zu den Dauerkauern? Dann bleib dran. Erfahre mehr über die Vor- und Nachteile des Kaugummikauens.
Zahnpflege
Ein Kaugummi kann das Zähneputzen natürlich nicht ersetzen, es kann aber die Zeit zur nächsten Zahnreinigung überbrücken: "Wer seine Zähne gerade nicht putzen kann, kann mit einem Kaugummi den Speichelfluss anregen und so das Kariesrisiko eindämmen", sagt die Schweizer Zahnärztin Hannah Selzner. Darum lohnt es sich, stets eine zuckerfreie Variante dabeizuhaben. Besonders effektiv ist Kaugummi mit dem Zuckerersatz Xylit: Dieser kann laut einer Meta-Analyse aus dem Jahr 2022 das Kariesrisiko um bis zu 17 Prozent senken.
Stressabbau
Kaugummikauen könnte auch deinem Kopf guttun. In einer Untersuchung schnitten Erwachsene besser bei Tests ab, wenn sie zuvor Kaugummi gekaut hatten. Eine Studie aus dem Jahr 2009 zeigt: Wer zu Kaugummi greift, fühlt sich wacher, weniger gestresst und produktiver – zumindest kurzfristig. Warum das so ist, ist noch nicht restlos geklärt. Forschende vermuten, dass das rhythmische Kauen den Blutfluss in bestimmte Hirnregionen fördert. Laut Therapeutin Jenna Watson kann die Kieferbewegung bei Stress eine ähnliche Wirkung haben wie Nägelkauen oder das Wippen mit dem Fuß: "Kauen ist für viele eine beruhigende repetitive Bewegung – und hilft so, Anspannung loszuwerden", erklärt sie gegenüber der "New York Times".
Auch bei Sodbrennen kann Kaugummikauen helfen – das zeigen erste Studien. "Der Speichel hilft, Magensäure zu neutralisieren", erklärt Gastroenterologin Dr. Aditi Stanton gegenüber der "New York Times". In einer kleinen Studie aus dem Jahr 2005 konnten Betroffene mit Reflux ihre Beschwerden lindern – indem sie nach dem Essen 30 Minuten lang zuckerfreien Kaugummi kauten. Doch die Sache hat einen Haken: Nicht alle profitieren davon. Bei manchen kann das Kauen die Beschwerden sogar verschlimmern, weil sich die Barriere zwischen Magen und Speiseröhre entspannt und Magensäure zurückfließen kann.
Hinzu kommt: Wer beim Kauen viel Luft schluckt, riskiert Blähungen, Aufstoßen und Völlegefühl – besonders, wenn du dabei sehr schnell und hektisch kaust. Zudem enthalten viele Kaugummis Zuckerersatzstoffe, die in größeren Mengen abführend wirken können.
Verschluckst du ein Kaugummi, legt sich – sobald er in den Körper gelangt – ein Feuchtigkeitsfilm darum. Dadurch wird ein Festkleben im Mund, in der Speiseröhre oder auch im Magen und im Darm unmöglich. Verwerten kann der Körper vom Kaugummi kaum etwas. Zucker und Aromastoffe gelangen in die Blutbahnen, die Kaumasse ist unverdaulich. Und dann passiert mit dem Kaugummi, was mit allen anderen unverwertbaren Nahrungsmitteln im Bauch geschieht: Der Darm befördert sie wieder hinaus.
Wer ständig kaut, riskiert Probleme mit dem Kiefergelenk. Laut Dr. Peter Arsenault, Zahnarzt und Professor an der Tufts University (USA), kannst du deine Kaumuskulatur überlasten. Besonders betroffen sind Menschen, die ohnehin mit Zähneknirschen zu kämpfen haben. "Zu viel Kaugummi kann zu Kopfschmerzen, Muskelverspannungen oder Knackgeräuschen beim Kauen führen", so der Experte.
Aufhorchen lassen zudem die Inhaltsstoffe selbst. Viele Kaugummis enthalten Kunststoffe wie Polyethylen und Polyvinylacetat, sie sorgen für Elastizität. Erst kürzlich haben US-Forscher Kaugummi auf Mikroplastik untersucht. Ihre Studie zeigt, dass beim Kauen eines Stücks bis zu 3000 Partikel in den Körper gelangen können. Und nur kurz zu kauen, macht es kaum besser: Die meisten Mikroplastikteile lösten sich innerhalb der ersten zwei Minuten.
Fazit: Du musst dem Kaugummi nicht abschwören. Kaugummi kann deiner Mundgesundheit helfen – wenn du die richtige Sorte wählst und nicht nonstop kaust. Idealerweise zuckerfrei, mit Xylit und am besten rund 15 bis 20 Minuten nach den Mahlzeiten.