Am Montag hat Netanjahu Trump im Weißen Haus getroffen. Danach hieß es, der israelische Premierminister würde den US-Friedensplan für Gaza unterstützen. Mittlerweile hat die Hamas der Freilassung der Geiseln zugestimmt. Am Sonntag sollen sich israelische und Hamas-Vertreter zu weiteren Verhandlungen sprechen.
Die zwei Parteien sind einem Friedensabkommen so nah, wie schon lange nicht mehr. Wie kam es dazu? Am Samstag meldeten sich Trump und Netanjahu unabhängig voneinander zu Wort. Ihre Versionen der Geschichte stimmen nicht überein.
Netanjahu habe "mit Präsident Trump und seinem Team einen diplomatischen Schachzug koordiniert, der den Spieß sofort umdrehte: Anstatt Israel zu isolieren, ist die Hamas isoliert", sagte Premierminister Benjamin Netanjahu in einer aufgezeichneten Botschaft an die Medien am Samstag, wie Rai News schreibt.
Trump sieht das anders. Im Interview mit dem israelischen TV-Sender Channel 12 sagte Trump: "Netanjahu hatte Vorbehalte, aber ich sagte ihm, dass dies seine Chance auf einen Sieg sei.", dann fügte er an: "Er hat es akzeptiert. Es gibt keine andere Wahl, mit mir muss man sich abfinden."
Trump kritisierte Netanjahu weiter. "Bibi ist in Gaza zu weit gegangen, und Israel hat weltweit viel Unterstützung verloren", sagte der US-Präsident. "Jetzt werde ich all diese Unterstützung zurückgewinnen."
Welche Version wahr ist, kann nicht bestätigt werden. Fakt ist, dass Netanjahu am Freitag zuvor vor der UN-Versammlung noch ganz andere Töne angeschlagen hatte. Das israelische Militär müsse die Sache in Gaza zu Ende bringen, sagte der Premierminister da und meinte damit die Eliminierung der Hamas.
Auch nannte er eine Zweitstaatenlösung als wahnsinnige Idee. Trumps Friedensplan geht zwar nicht so weit, doch enthält er eine Erwähnung einer Zweistaatenlösung als mögliches Ziel in der Zukunft.
In seiner Ansprache am Samstag erklärte Netanjahu, in einem ersten Schritt werde die Hamas alle Geiseln übergeben. Gleichzeitig werde sich die israelische Armee neu positionieren, aber weiterhin strategisch wichtige Gebiete "tief im Gazastreifen" kontrollieren, sagte Netanjahu weiter.
In einem zweiten Schritt werde die Hamas dann entwaffnet und der Gazastreifen entmilitarisiert werden, kündigte der Regierungschef an. Dies könne entweder auf diplomatischem Weg – entsprechend dem Friedensplan von Trump – oder mit militärischen Mitteln geschehen. "Es wird auf dem leichten oder auf dem schweren Weg erzielt – aber es wird passieren."
Die Hamas hatte Trumps Plan in Teilen zugestimmt, die geforderte Niederlegung der Waffen aber nicht ausdrücklich akzeptiert, wie die DPA schreibt.