Nervenkrimi um Koalition

"Kickl im Machtrausch" – Blau-Schwarz vor dem Aus!

Schon am Dienstag könnten die Koalitionsverhandlungen von FPÖ und ÖVP platzen, erfährt "Heute". Herbert Kickl sei "nicht regierungsfit".
Newsdesk Heute
11.02.2025, 09:43

Seit Tagen halten FPÖ und ÖVP das Land am Schmäh. Erst mit einer 40-minütigen Farce-Sitzung am Freitag. Nachdem man unverrichteter Dinge ins Wochenende geglitten war, setzte man sich am Montag immerhin 90 Minuten zusammen.

Danach gab es Durchhalteparolen in Form von Stehsätzen. Inhaltlich sei es "weiter sehr hart" zugegangen, hieß es. "Die Stimmung war jedoch besser als am Ende der letzten Woche!", hielten Verhandler fest.

"Es heißt regieren, nicht dominieren"

Schon am Dienstag jedoch drohe Blau-Schwarz der Kollaps: Ein hochrangiger ÖVP-Verhandler sagt: "Wir haben Punkte, die für die Volkspartei außer Streit stehen, in die Verhandlungen eingebracht. Diese wurden aber wieder nicht diskutiert."

Der FPÖ-Vorschlag für Ministerienverteilung:

FPÖ: Bundeskanzler, Kanzleramtsminister (Verfassung, Medien, Kultur, Deregulierung), Gesundheit/Sport, Soziales/Integration, Finanzen, Inneres

ÖVP: Vizekanzler, Äußeres mit EU-Koordinierung, Frauen/Familie/Jugend, Landwirtschaft/Umwelt, Wirtschaft/Energie/Arbeit, Bildung/Wissenschaft/Forschung, Infrastruktur, Landesverteidigung

Unabhängig: Justiz, Staatssekretär im Innenministerium für Nachrichtendienst DSN

Im Vordergrund stand neuerlich ein Tauziehen ums Innenministerium. Auch hier konnte man sich nicht einigen. Sowohl FPÖ als auch ÖVP beharren auf dem zentralen Polizei-Ressort mit Sitz in der Wiener Herrengasse. "Es ist völlig unvorstellbar, dass die Blauen beides bekommen – Finanz- und Innenministerium. Herbert Kickl muss seinen Machtrausch beenden."

Im Wahlergebnis hätten die beiden Parteien nur 2,5 Prozent getrennt, so der schwarze Grande: "Herbert Kickl kann also keine Alleinregierung bilden. Und da er einen Partner braucht, sei ihm ins Stammbuch geschrieben: Es heißt regieren und nicht dominieren!"

Folgende Grundsätze hat die ÖVP eingebracht:

  • Es müsse gewährleistet sein, dass Österreich ein verlässlicher Partner in der Europäischen Union bleibe.
  • Neuerlich drängte die Volkspartei auf die Klarstellung, dass sich Österreich seine Partner in der freien, westlichen Welt suchen müsse und nicht in autoritären Regimen. Jeden Einfluss Russlands möchte man tunlichst hintanhalten.
  • Die Gewaltenteilung in einem westlichen Standards entsprechenden Rechtsstaat und eine freie, unabhängige Medienlandschaft genießen für die ÖVP Top-Priorität.
  • Auf besonderes Drängen des in der ÖVP maßgeblichen Wirtschaftsflügels betonten die Schwarzen, dass für das Exportland Österreichs Abschottung keine Option sei – angesichts der Rezession seien Wachstumsperspektiven auf internationalen Märkten essenziell.
  • Für beide Seiten von höchster Relevanz: das Stoppen illegaler Migration. Hier hat man sich schon in der Untergruppe "Innere Sicherheit" auf folgenden Leitsatz verständigt: "Die Bundesregierung steht für die restriktiv möglichste Asylpolitik unter Berücksichtigung der verfassungsrechtlichen Möglichkeiten."
  • Extremismus von links und rechts sind der ÖVP ein Dorn im Auge. Beides gelte es zu bekämpfen. Das Thema hat Konfliktpotenzial: Die Blauen wollen den Rechtsextremismusbericht des Dokumentationsarchivs des österreichischen Widerstands (DÖW) stoppen und tun sich bei der Abgrenzung zu den rechtsextremen Identitären traditionell schwer.

"Innenministerium ist zentral"

Die FPÖ gab sich tendenziell optimistischer, will jedoch von ihren Forderungen nicht heruntersteigen. "Asyl- und Migration war ein zentrales Wahlmotiv für uns. Das Innenministerium ist für uns daher nicht verhandelbar."

Inhaltlich viel zu diskutieren

Doch die Koalition droht nicht nur an diesem Posten zu zerschellen. Auch inhaltlich sind – wie ausführlich berichtet – zahlreiche wichtige Themenfelder nach wie vor auf Rot gestellt. So etwa das nächste freiheitliche Wahlversprechen, die Abschaffung der ORF-Haushaltsabgabe, die Verlängerung von Wehr- und Zivildienst oder außenpolitische Themenkomplexe.

Kickl will Grenzzäune

Für den in der ÖVP einflussreichen Wirtschaftsbund absolutes No-Go: Das blaue Rütteln an der steuerlichen Absetzbarkeit von Kirchenbeitrag und Spenden an gemeinnützige Organisationen. Dissens herrscht auch über Grenzzäune. Kickl will bekanntlich "sensible Grenzabschnitte mit Zäunen sichern". Da stimmt die ÖVP nicht zu. "Fußfessel für Risiko-Asylanten" hat noch Diskussionsbedarf. Der Punkt ist im 223-seitigen Geheimdossier auf Gelb gestellt.

Krisensitzung am Dienstag

Die nächste Krisensitzung soll zu Mittag in Wien beginnen. Hier trifft sich neuerlich die "Sechserrunde" der beiden Parteichefs Christian Stocker und Herbert Kickl samt ihrer engsten Vertrauten. Ist es schon die letzte derartige Zusammenkunft?

Dienstagfrüh hat Wiens mächtiger SPÖ-Bürgermeister der ÖVP neue Gespräche angeboten. Die Hand der Roten sei "weit ausgestreckt" ...

{title && {title} } red, {title && {title} } Akt. 11.02.2025, 10:03, 11.02.2025, 09:43
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