Die Teuerung trifft gerade die ärmsten Menschen mitten ins Herz. Während die Preise für Strom und Lebensmittel Woche für Woche steigen, wird im Sozialmarkt "soogut" in St. Pölten sichtbar, wie sehr die Krise den Alltag verändert.
Ilse (die genannten Frauen wollen anonym bleiben, sie alle leben in Niederösterreich) ist Anfang 60 und trägt Verantwortung, die viele überfordern würde: Neben ihrer knapp bemessenen Pension sorgt sie für ihren achtjährigen Enkel. "Die Preise steigen weiter. Ich habe Angst, dass es nicht reicht", erzählt sie.
Jede Stromrechnung, jeder Einkauf im Supermarkt bringt neue Sorgen. Im Sozialmarkt findet sie zumindest ein wenig Entlastung – und das Gefühl, mit ihrer Situation nicht allein zu sein.
Dieses Gefühl kennt auch Melitta. Mit 65 lebt sie von der Mindestpension, spart, wo sie nur kann. Kleidung gibt es in ihrer Welt nur gebraucht, die Waschmaschine teilt sie sich mit dem Nachbarn. Im Gespräch wählt sie bedrückende Worte: "Ich habe zum Sterben zu viel, zum Leben zu wenig." Doch zwischen den Regalen des Sozialmarkts findet sie nicht nur günstige Lebensmittel, sondern auch soziale Kontakte, die ihr Halt geben und ihr Leben heller machen.
Martina ist ebenso in ihren Sechzigern. Sie kommt seit sechs Jahren regelmäßig zum "soogut" Sozialmarkt. Rund 80 Prozent ihres Bedarfs deckt sie hier, schätzt sie. Vor allem das frische Brot bedeutet für sie ein Stück Normalität. Was für andere selbstverständlich ist, ist für sie fast ein Luxus. "Hier fühle ich mich nicht allein", sagt sie.
Dann ist da Viktoria. Mit 47 blickt sie auf eine schwierige Zeit zurück. "Ich konnte über lange Zeit nur Teilzeit arbeiten, ich musste jeden Cent umdrehen. Das war hart. Heute habe ich aber wieder eine Vollzeitstelle – das erleichtert mich unheimlich." Der Sozialmarkt war für sie ein Rettungsanker in ihrer schwersten Zeit. Heute ist sie unabhängig, nimmt die Hilfe aber nicht für selbstverständlich: "Ohne 'soogut' hätte ich die schlimmste Zeit nicht überstanden."
Was Ilse, Melitta, Martina und Viktoria verbindet, ist der Verlust von Selbstverständlichkeiten. "Caféhausbesuche, Ausflüge oder Freizeitaktivitäten sind kleine Freuden, die für viele längst unerreichbarer Luxus geworden sind", schildert Ursula Oswald vom Sozialmarkt in St. Pölten gegenüber "Heute".
Zwischen steigender Inflation und politischem Ringen um Entlastungspakete bleibt der Sozialmarkt für sie und die Kundinnen ein Stück Würde und Rückhalt in einem Alltag, der sonst kaum zu bewältigen wäre.