Gesundheit

Corona-Kranke in der Schulklasse – "Keine gute Idee"

Eine Woche vor dem Schulstart hat das Bildungsministerium nun die Corona-Regeln bekannt gegeben. Vor allem ein Punkt stößt den Experten ziemlich auf.

Christine Scharfetter
Virologin Monika Redlberger-Fritz, Virologe Norbert Nowotny sowie Epidemiologe Hans-Peter Hutter sprechen sich entschieden gegen eine Teilnahme am Schulalltag während einer Corona-Infektion aus.
Virologin Monika Redlberger-Fritz, Virologe Norbert Nowotny sowie Epidemiologe Hans-Peter Hutter sprechen sich entschieden gegen eine Teilnahme am Schulalltag während einer Corona-Infektion aus.
Bildmontage "Heute", iStock, picturedesk

Das Tauziehen um die Corona-Maßnahmen geht weiter: Nur eine Woche vor dem Schulstart im Osten Österreichs hat das Bildungsministerium am Montag mit den Corona-Maßnahmen für den Herbst herausgerückt – und von denen ist nicht jeder begeistert.

So wird es weder eine Maskenpflicht, noch verpflichtende Tests geben. Richtig sauer stößt den Experten aber eine weitere Maßnahme auf: Infizierte, symptomlose Lehrer und Schüler ab der Sekundarstufe (Mittelschule, AHS-Unterstufe) dürfen mit einer FFP2-Maske in die Schule.

► Ausgenommen davon sind infizierte Schüler unter 11 Jahren, für sie gilt ein Betretungsverbot der Bildungseinrichtungen – Hintergrund dieser Maßnahme: Man will Kindern dieses Alters nicht das durchgehende Tragen einer FFP2-Maske zumuten.

Frühere Herbstwelle

"Dann müssen wir uns im Klaren sein, dass diese die Infektion weitergeben und weitere Infektionsketten auslösen werden", kommt es bei Monika Redlberger-Fritz, Virologin der MedUni Wien und Mitglied des Nationalen Impfgremiums, auf "Heute"-Nachfrage wie aus der Pistole geschossen.

"Werden die Infektion weitergeben."

Ihr Kollege Norbert Nowotny, Experte für Humanvirologie sowie Zoonosen, hatte zwar damit gerechnet, hält Infizierte in der Schulklasse jedoch ebenfalls für bedenklich: "Das ist keine gute Idee. Durch die vielen Personen auf kleinem Raum könnte es zu einer schnellen Multiplikation kommen und wir könnten früher in eine Herbst-Winter-Welle geraten, als notwendig", erklärt der Virologe am "Heute"-Telefon.

Allerdings rechne er mit restriktiveren Maßnahmen in einigen Bundesländern Österreichs: "Das Bildungsministerium ist hier nur, wie zu erwarten war, der Verordnung des Gesundheitsministeriums gefolgt. In beiden Fällen handelt es sich aber nur um eine Basis. Ich gehe davon aus, dass man nicht nur in Wien, sondern auch vielen anderen Bundesländern restriktivere Maßnahmen ergreifen wird – genauso, wie es die Spitäler zuletzt getan haben." Genauso sei er ein absoluter Gegner davon gewesen, dass infizierte Pfleger mit hochvulnerable Gruppen weiterarbeiten dürften. Eine Regel, die glücklicherweise praktisch nirgends umgesetzt werde, so Nowotny.

Notlösung wird zur Norm

"Das ist keine gute Idee, das liegt auf der Hand", so das Urteil auch von dem Epidemiologen Hans-Peter Hutter. "Die geringe Verkehrsbeschränkung war letztlich nur eine Notlösung, weil es zu wenig Arbeitskräfte gab", kritisiert er die neue Schul-Regel. Die Ausgangsituation sei derzeit zu allem Überfluss eine ganz andere als im vergangenen Jahr zum Schulbeginn, als die Coronaviruszirkulation weit geringer war und es noch eine Teststrategie gab. "Wir wissen derzeit nicht einmal, wie viele infiziert sind und gehen mit zwei blinden Augen in den Herbst."

Außerdem bemängelt der Public-Health-Experte der Med-Uni Wien die nach wie vor fehlende Lüftungsstrategie – "nicht nur wegen Corona, sondern wegen sämtlicher Viren. Jeder halbe Stunde stoßlüften oder anständige Lüftungsanlagen – das ist das Mindeste." Auch eine Erinnerung an das Waschen der Hände, Masken zumindest am Gang und zeitlich versetzte Pausen zur Entzerrung könnten helfen, so Hutter.