Mit rotem T-Shirt und schwarzer Hose schlurfte der Angeklagte Donnerstag (3. Juli) in dne Saal am Wiener Landl. Tibor C. (66) musste sich wegen schwerer Körperverletzung verantworten, soll einen Obdachlosen vor dem Parlament mit einem Messer attackiert haben.
Zu der Tag kam es am 30. März 2025, diese sorgt auch noch Wochen später für Fassungslosigkeit. Tibor C. (66) soll einen anderen Obdachlosen mit einem großen Messer attackiert und mehrfach zugestochen haben.
Am 3. Juli stand der Fall nun vor Gericht. Im Landesgericht Wien wurde über die Zukunft des Mannes entschieden, der unter dem Einfluss schwerer psychischer Erkrankung offenbar zu einer Gefahr für andere Menschen wurde.
Die Bilder, die im Prozess gezeigt werden, sind schwer zu ertragen: Tibor C. taumelt in dem Clip, offenbar im stark betrunkenen Zustand durch die Dunkelheit, stolpert, fällt hin – und richtet sich schließlich auf das am Boden liegende Opfer. Dann folgt der Angriff mit dem 33 Zentimeter langen Messer. Dazu kommen Tritte. Der Mann im Schlafsack hatte keine Chance.
Der Überfall war schnell, brutal – und kam völlig aus dem Nichts. Das Opfer erlitt unter anderem eine Stichwunde an der rechten Schulter, eine weitere in der Hüftregion, eine Schnittverletzung am rechten Ellbogen und eine Schädelprellung. Besonders dramatisch: Aus Angst, dass der Täter zurückkommt, blieb der Verletzte die gesamte Nacht über an Ort und Stelle liegen.
Erst am nächsten Tag schleppte sich der Mann blutend zur Hilfe. "Ich hatte panische Angst, dass er mich wieder angreift", schilderte er später in der polizeilichen Einvernahme. Für die Ermittler war schnell klar: Tibor C. soll ein schwer psychisch kranker Mann sein.
Im Gerichtssaal zeigte sich, wie weit sich der Angeklagte von der Realität entfernt hat. Tibor C. antwortete auf Fragen oft wirr, verdreht, zusammenhangslos. Auf die Frage, was in der Tatnacht geschehen sei, sagte er nur: "Ich habe Speck gegessen." Er sprach von einem angeblichen Erbe, das ihm zustehe – und davon, dass ihn "alle verfolgen" würden.
Für Beobachter war deutlich: Der Mann lebt wahrscheinlich in einer ganz eigenen Welt. Er wirkte benommen, nicht präsent, teilweise desorientiert. "Sie lassen mich nicht in Ruhe, egal wo ich hingehe", sagte er am Ende des Prozesses mit leiser Stimme.
Ein psychiatrischer Sachverständiger hatte Tibor C. über längere Zeit beobachtet – auch im Gefängnis. Seine Diagnose: Paranoide Schizophrenie, dazu demente Züge und schwerer Alkoholabhängigkeit. Zum Tatzeitpunkt sei der Mann nicht zurechnungsfähig gewesen, erklärte der Experte. "Er war akut psychotisch, führte laute Selbstgespräche, konnte Realität nicht von Wahn unterscheiden", heißt es im Gutachten. Er habe außerdem 2,2 Promille während der Tat gehabt.
Auch in der Justizanstalt besserte sich sein Zustand nicht. Zwar sei eine Kommunikation grundsätzlich möglich, doch der Inhalt sei meist sinnfrei. Tibor habe keine Krankheitseinsicht, halte sich für völlig gesund. "Die Gefährlichkeit ist hoch. Eine ähnliche Tat kann jederzeit wieder passieren", warnte der Gutachter.
In seiner polizeilichen Aussage berichtete das Opfer, dass Tibor C. laut herumgeschrien habe, völlig betrunken gewesen sei und ihn schließlich mit einem Messer bedroht habe. "Ich skalpiere dich!" soll er dabei gesagt haben. Der Verletzte war sich sicher: Tibor war der Angreifer.
Das blutige Messer wurde sichergestellt. Am Griff fanden die Ermittler die DNA-Spuren des Beschuldigten. Auch die Videoaufzeichnung des Angriffs untermauerte die Darstellung. Beim Prozess selbst war das Opfer nicht persönlich anwesend – doch seine Aussagen und die Spurenlage sprachen eine klare Sprache.
Weil der Angeklagte zur Tatzeit nicht zurechnungsfähig war, konnte er nicht im klassischen Sinn verurteilt werden. Statt einer Gefängnisstrafe beantragte die Staatsanwaltschaft die Unterbringung in einer forensisch-therapeutischen Einrichtung nach § 21 StGB – zum Schutz der Gesellschaft.
Das Urteil wurde am 3. Juli gefällt – es ist mittlerweile rechtskräftig. Tibor C. akzeptierte die Entscheidung des Gerichts. Ein Rechtsmittel wurde nicht erhoben.
In seinen letzten Worten blieb er in seiner eigenen Gedankenwelt gefangen. "Ich bin nicht krank. Sie wollen mich loswerden. Ich habe nichts getan", murmelte er beim Verlassen des Saals.