Schadenskontrolle

Mietwagenfirmen setzen auf KI – das kann teuer enden

Wer im Urlaub ein Auto mietet, könnte mit einem Scanning-System konfrontiert werden. Auch in Zürich soll ein ähnliches System bald eingeführt werden.
13.07.2025, 21:33
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Wenn du diesen Sommer einen Mietwagen buchst, könnte dich die Parkdelle, die sonst vielleicht übersehen worden wäre, diesmal teuer zu stehen kommen. Seit einigen Monaten nutzen mehrere Mietwagenanbieter nämlich künstliche Intelligenz, um ihre Flotte auf Schäden zu überprüfen.

KI-System stellt Delle fest

Dies bekamen die US-Amerikanerin Kelly Rogers und ihr Ehemann zu spüren: Wie die New York Times berichtet, mietete das Ehepaar ein Auto beim Anbieter Hertz. Als sie das Auto am Flughafen Atlanta retournierten, hätten weder das Paar noch ein Hertz-Mitarbeiter Schäden am Mietwagen entdeckt.

Doch nur wenig später hätten sie eine Benachrichtigung über die App des Mietwagenanbieters erhalten: Das automatische System habe eine Delle an der Beifahrertür festgestellt. Kostenpunkt: 195 Dollar – 80 für den Schaden und 115 Dollar Bearbeitungsgebühren.

"Es könnte ein Schatten sein", glaubt Kelly Rogers. Das Paar habe sich den Schaden nicht erklären können und stehe nun mit dem Kundendienst in Kontakt, um die Gebühr aufheben zu lassen. Eine Sprecherin des Unternehmens in den USA bestätigt jedoch, dass der Vorfall geprüft und die Delle als neuer Schaden bestätigt wurde.

Schadensbericht wird durch KI verschickt

Die Sprecherin erklärt: Hertz nutzt seit letztem Herbst an fünf US-Flughäfen ein KI-System des Herstellers "UVeye", um Schäden an ihren Autos zu registrieren. Das Scan-System erfasst bei der Übernahme und bei der Rückgabe des Fahrzeugs Tausende hochauflösende Bilder aus allen Blickwinkeln.

Der Scanner macht zahlreiche Fotos vom Mietwagen – bei der Abholung und bei der Rückgabe. Eine KI analysiert dann die Bilder und kann so mögliche neue Schäden entdecken.
UVeye

Eine KI vergleicht dann die Bilder – und markiert Unstimmigkeiten, also neue Schäden. Das System verschickt daraufhin automatisch einen Schadensbericht. Angestellte prüften den Bericht nur, wenn Kunden nach Erhalt der Rechnung ein Problem meldeten, so die Sprecherin. Laut ihr wiesen bisher nur drei Prozent der vom KI-System gescannten Fahrzeuge verrechenbare Schäden.

Der Hersteller "UVeye" verspricht auf seiner Webseite, dass sein KI-System "fünfmal mehr Schäden erkennen kann als manuelle Kontrollen" und "einen sechsmal höheren Wert an erfassten Schäden" generiert. Gegenüber der NYT erklärt das Unternehmen, dass die Technologie "den Bedarf an manuellen Rundgängen beseitigt, die Fahrzeugsicherheit erhöht und eine zuverlässige, objektive Aufzeichnung des Fahrzeugzustands gewährleistet".

Die US-Sprecherin von Hertz ergänzt, dass man so auch sicherstellen könne, dass Kundinnen und Kunden nicht für Schäden aufkommen müssten, welche von einem Vormieter verursacht wurden.

Auch andere Anbieter nutzen Scan-System

Der Mietwagenanbieter Sixt setzt ebenfalls ein "Car Gate" zur Schadensregistrierung an ausgewählten Flughäfen ein, wie ein Sprecher gegenüber "20 Minuten" bestätigt. Das Vorgehen ist dabei gleich: Das Fahrzeug fährt durch den Scanner und mithilfe von Kameras, Sensoren und einem Beleuchtungssystem werden Fotos des Wagens gemacht. Die Fahrzeuginsassen würden dann verpixelt, bevor eine KI die Fotos auf Schäden analysiert. Stellt die KI einen Schaden fest, prüften Sixt-Mitarbeitende diese, bevor allenfalls ein Schadenfall eingeleitet werde. Den betroffenen Kunden würden die Fotos ebenfalls zugestellt.

Europcar sagt ebenfalls gegenüber "20 Minuten", dass an diversen europäischen Flughäfen sogenannte "Damage Gates" zum Einsatz kämen. In Kürze solle ein ähnliches System am Flughafen Zürich eingeführt werden – in Zusammenarbeit mit anderen Autovermietern, wie ein Europcar-Sprecher ankündigt. Anders als bei anderen Mietwagenanbietern führe bei Europcar jedoch noch keine KI die Analyse durch – dies solle in Zukunft aber möglich werden. "Heute stellen immer die Europcar-Mitarbeitenden einen Schaden fest und nutzen die Fotos lediglich zur Überprüfung und Dokumentation", so ein Sprecher. Ob ein Kunde belastet wird, entscheide immer ein Mensch.

Keine Sorge bei kleinen Kratzern

Der Europcar-Sprecher erklärt auch, dass nicht jeder Schaden zu einer Belastung führe – für Gebrauchsspuren oder kleine Kratzer müsse man beispielsweise nicht aufkommen. Im Zweifelsfall empfehle er Kunden den Abschluss eines Schutzpakets ohne Selbstbeteiligung. Auch Hertz und Sixt bestätigen gegenüber "20 Minuten", dass Bagatellschäden oder Gebrauchsspuren im Normalfall nicht in Rechnung gestellt würden.

{title && {title} } red,20 Minuten, {title && {title} } 13.07.2025, 21:33
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