Nicht nur Polarlichter faszinieren am südlichen Ende der Welt – auch das Meer selbst gibt Forschern immer wieder Rätsel auf. Seit den frühen 2000er-Jahren war auf Satellitenbildern ein mysteriös leuchtender Ring rund um die Antarktis zu sehen. Woher dieses bizarre Aufglimmen kam, blieb bis jetzt ungeklärt.
Der sogenannte "Große Kalkgürtel" reflektiert dank winziger Meeresalgen namens Coccolithophoren das Sonnenlicht. Doch südlich davon tauchte auf Bildern eine weitere helle Zone auf – in Gewässern, die eigentlich als zu kalt für diese Algen galten.
Um das Rätsel zu lösen, wagte sich das Team um den US-Meeresforscher Barney Balch auf eine gefährliche Mission. Mit dem Forschungsschiff "R/V Roger Revelle" segelten sie tief ins stürmische Südpolarmeer, vorbei an Eisbergen, und nahmen Proben bis in große Tiefen.
Die Lösung: Nicht Kalkalgen, sondern Kieselalgen – sogenannte Diatomeen – bringen die Antarktis zum Strahlen. Ihre glasartigen Siliziumhüllen reflektieren das Licht und lassen das Meer auf Satellitenbildern leuchten. "Das ist unser schlüssiger Beweis", so Meeresforscher Balch.
Die Expedition brachte noch mehr ans Licht: Die Coccolithophoren können demnach auch – freilich in geringer Konzentration – in den vermeintlich zu kalten südlichen Gewässern überleben. Diese Kalkalgen könnten Balch zufolge sogar als "Keimpopulationen" dienen, die einen kleinen, aber konstanten Strom in nördlichere Ozeanregionen bilden.
Das hätte Folgen: Die Algen im Südpolarmeer gelten als einer der größten Kohlenstoffspeicher der Erde. Welche Rolle die wichtigen Algen beim globalen Klimasystem spielen, könnte künftig entscheidend sein.