Kommenden Mittwoch hätte in Neunkirchen eine ÖBB-Eröffnungsfeier veranstaltet werden sollen. Nur eine Woche vor der Feier kam die ernüchternde Info.
„Aufgrund des Einsparungsdrucks, dem wir aktuell unterliegen, sind wir leider gezwungen, die Eröffnung der Unterführung Raglitzerstraße in Neunkirchen abzusagen.“Infoschreiben der ÖBB
Neunkirchens Infrastrukturstadtrat Günther Kautz (SP) machte seinem Ärger Luft: "Da investieren ÖBB, Land und Stadt Millionen in ein Großprojekt (...) und dann spart man sich am Ende die 500 Euro für eine kleine Feier? Das ist doch lächerlich."
Auf Nachfrage schilderte Christopher Seif von den ÖBB interne Hintergründe, wie "Heute" berichtete. Am 13. Mai hielt Finanzminister Markus Marterbauer (SP) im Nationalrat die heiß diskutierte Budgetrede. Seif berief sich in seinem Statement auf die Budgetkonsolidierung und den daraus resultierenden Einsparungsdruck seitens des Nationalrats.
Im Gespräch mit "Heute" zeigt Kautz seine Sicht der Dinge: "Es heißt, die ÖBB hätten uns früher informiert als andere Projektpartner? Um 18:30 hat jemand bei uns in der Gemeinde angerufen – da war natürlich keiner mehr da. Am nächsten Tag kam um 8:47 Uhr die E-Mail mit der Festabsage. Wir haben in der Gemeinde erst dadurch von diesem Schritt erfahren." Die Einladung vom 14. Mai und die Absage vom 21. Mai via E-Mail liegen "Heute" vor.
"Am Verwerflichsten finde ich es, dass die ÖBB einfach das Logo der Stadtgemeinde Neunkirchen auf der Absage platziert haben. So als wäre die Absage abgesprochen gewesen – war sie aber nicht!"
Einen Punkt räumt Kautz jedoch ein: es hatte tatsächlich ein Missverständnis gegeben, Bürgermeisterin Klaudia Osztovics (VP) hatte fälschlicherweise angenommen, es habe sich die ganze Zeit um eine offene Veranstaltung, auch für Anrainer, gehandelt.
"Uns war schon klar, dass es sich um eine kleine Veranstaltung im ausgewählten Kreis gehandelt hat. Das wurde von Anfang an kommuniziert. Und wir wissen, die ÖBB machen immer ganz pompöse, große Eröffnungsfeiern. Und da ist es ja okay, dass die ÖBB sparen wollen", rechtfertigt Kautz.
Der Infrastrukturstadtrat würde aber bedauern, wie die Absage überbracht wurde. Man hätte ja von Catering und einem aufgebauten Zelt absehen und dafür Würsteln oder Gulasch unter drei mobilen Zelten anbieten können.
"Wenn's um das Budget geht, hätte man definitiv an der Größe vom Fest arbeiten können. Mit Gulasch oder Würsteln hätte man auch eine Eröffnung im dreistelligen Kostenbereich durchführen können."
"Heute" weist Günther Kautz auf den fünfstelligen Kostenplan hin, den Christopher Seif erwähnt hatte. Sein Kommentar dazu: "Wenn so eine ÖBB-Eröffnungsfeier sich im fünfstelligen Bereich bewegt, dann brauchen die ÖBB einen neuen Eventmanager!"
Während die Gemeinde Neunkirchen für die Eröffnung kommende Woche an einer Feier im kleinen Rahmen für Arbeitskräfte des Umbaus arbeitet (eine zweite Anrainer-Feier soll zu einem späteren Zeitpunkt folgen), müssen Gemeinden in ganz Österreich um geplante ÖBB-Veranstaltungen bangen.
Seit Marterbauers Rede würden die ÖBB Seif zufolge alle geplanten Veranstaltungen überprüfen und teilweise auch absagen, "unabhängig davon, ob bereits Einladungen erfolgt sind oder nicht." Seit dem 13. Mai werden kostspielige Veranstaltungen laufend geprüft, es können also in den kommenden Wochen und Monaten noch weitere Veranstaltungen in allen Bundesländern abgesagt werden.
Der geplante Recruiting Day an der HTL Krems Ende Oktober soll von den Budgetkürzungen nicht betroffen sein, wie Seif betont: "Das Recruiting in Krems wird fix veranstaltet. Die Veranstaltung ist notwendig, das gehört zu unserem Arbeitsprozess dazu."
Zum Neunkirchen-Fall sagt er: "Wir verstehen grundsätzlich, dass eine Unterführung für eine Gemeinde einen infrastrukturellen Meilenstein darstellt, jedoch ersuchen wir auch um Verständnis, dass ein derartiges Projekt im österreichischen Gesamtkontext betrachtet, ein kleines Puzzleteil im großen Ganzen darstellt und wir in der momentanen Situationen nicht jedes Puzzleteil mit einer Veranstaltung würdigen können."