Smartphone-Test

Nothing Phone (3) – Flaggschiff mit eigener Glyph-Show

Matrix statt LED-Streifen: Das Nothing Phone (3) verblüfft mit einem neuem Rückseiten-Design. Ob es als starkes Smartphone überzeugen kann? Der Test.
Rene Findenig
08.07.2025, 15:00
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Es wirkt, als hätte Carl Pei, der Gründer von Nothing, bei der Entwicklung des neuen Nothing Phone (3) wieder einmal versucht, die Regeln des Smartphone-Marktes auf den Kopf zu stellen. Während Hersteller wie Samsung und Apple ihre Designs nur noch millimeterweise ändern, bleibt Nothing der Marke treu, die sich vor allem eines auf die Fahnen geschrieben hat: Aufsehen erregen. Doch liefert das Nothing Phone (3) auch technisch ab, oder versteckt sich hinter der brandneuen Glyph Matrix auf der Rückseite nur ein weiterer Marketing-Gag? Wir haben das Modell getestet und klären, ob das Hype-Telefon mehr kann als nur cool aussehen.

Schon beim ersten Blick auf das Nothing Phone (3) wird klar: Das Gerät ist sofort als Nothing-Hardware erkennbar, doch im Vergleich zu seinen Vorgängern setzt es diesmal auf eine Neuheit: die Glyph Matrix. Statt einzelner LED-Streifen prangt auf der transparenten Rückseite ein rundes, rasterartiges LED-Panel mit mehreren Hundert kleinen Leuchtpunkten, die komplexe Animationen darstellen können. Die Glyph Matrix ermöglicht pixelartige Muster, die weitaus vielseitiger sind als die simplen Glyph-Lichter früherer Modelle. So erscheinen bei eingehenden Anrufen, Nachrichten oder Timern ganze Symbole oder animierte Figuren auf der Rückseite.

Neues Design: Die Glyph Matrix als Blickfang

Außerdem können Nutzer eigene Pixel-Muster entwerfen, um sie etwa bestimmten Kontakten oder Apps zuzuordnen – ein bislang einmaliges Feature in der Smartphone-Welt. Auch Spielereien per Knopfdruck auf der Rückseite wie Flaschendrehen oder "Schere, Stein, Papier" gibt es. Der Rahmen des Geräts besteht aus recyceltem Aluminium, das dem Phone (3) auch eine hochwertige Haptik verleiht. Mit einer Dicke von neun Millimetern und einem Gewicht von 218 Gramm liegt es angenehm in der Hand, auch wenn das kantige Design für kleinere Hände etwas unhandlich wirken kann. Als Farben des Modells stehen Weiß und Schwarz zur Auswahl.

Die IP68-Zertifizierung sorgt für Schutz vor Staub und Wasser, wie im Highend-Bereich üblich ist das Smartphone damit staub- und wasserdicht (bis zu 30-minütiges Untertauchen). Dafür ist das Phone (3)gleichzeitig günstiger als die meisten Flaggschiffe der Konkurrenz zu haben: 799 Euro kostet die Version mit zwölf Gigabyte (GB) Arbeitsspeicher und 256 GB internem Speicher, für 899 Euro gibt es 16 GB und 512 GB. Zum Start bieten teilnehmende Händler die größere Speicherversion allerdings für begrenzte Zeit zum Preis des kleineren Speichermodells an. In Österreich startet der Verkauf am 15. Juli 2025 bei A1, Magenta und auch bei MediaMarkt.

Mini-Display sehr schnell ins Herz geschlossen

Mit der Glyph Matrix hebt Nothing sein Alleinstellungsmerkmal auf ein neues Level: Die Matrix besteht aus 800 Mikro-LEDs, die ein Mini-Display bilden. Sie kann nicht nur Blinkmustern folgen, sondern Animationen wie ein klingelndes Telefon, einen laufenden Timer oder die Ladung darstellen. Praktisch ist die Matrix besonders, wenn das Smartphone stumm geschaltet ist oder mit der Vorderseite nach unten liegt: Dann informiert sie dezent, aber unübersehbar über eingehende Anrufe oder Benachrichtigungen. Auch ein visuelles Feedback bei Musik oder beim Erhalt von Lieferungen über kompatible Apps gehört zu den vielen Einsatzmöglichkeiten.

Die Matrix ist flexibler als die alten Glyph-Lichter, aber wer sein Smartphone sowieso fast immer mit dem Display nach oben nutzt, wird sie selten bewusst wahrnehmen. Der Show-Faktor ist unbestritten hoch, aber man kann auch eigene Glyph-Anwendungen kreieren. Wer sich darauf einlässt und die Funktionen des Mini-Displays nutzt, schließt es schnell ins Herz. Immerhin war das bereits bei den Leucht-Glyphen der Vorgänger so – auch sie machten neben der Optik nur Sinn, wenn man sie tatsächlich nutzte. Und aus dieser Sicht macht der Wechsel zur Glyph Matrix natürlich Sinn, denn sie bietet weit mehr Möglichkeiten als die Leuchtstreifen.

Tolles Display bietet OLED-Perfektion in 6,7 Zoll

Das Display ist neben dem Design eines der Highlights des Smartphones: Das Nothing Phone (3) setzt auf ein 6,7 Zoll großes, flexibles AMOLED-Panel mit einer Auflösung von 2.800 x 1.260 Pixeln (460 ppi), was in dieser Preisklasse zwar erwartbar, aber trotzdem beeindruckend ist. Farben werden brillant dargestellt, Kontraste sind tiefschwarz und dank der adaptiven Bildwiederholrate von 30 bis 120 Hertz wirkt jeder Wisch butterweich. Neu ist die Spitzenhelligkeit von bis zu 4.500 Nits, die auch im prallen Sommerlicht eine gute Ablesbarkeit sicherstellt. Damit ist das Phone (3) heller als alle seine Vorgänger und auf Flaggschiff-Niveau.

Die Bildschirmränder sind dieses Mal sehr schmal gehalten, im Display arbeitet ein optischer Fingerabdrucksensor. Geschützt wird das Ganze von Gorilla Glass 7i – Kratzer und Stürze aus mittlerer Höhe sollten also kein sofortiges Ende für das Smartphone bedeuten. Dieses Mal ist im Lieferumfang übrigens auch eine transparente Silikon-Schützhülle enthalten, außerdem ein USB-C-Ladekabel, eine bereits angebrachte Display-Schutzfolie, das SIM-Werkzeug und die typischen Dokumente wie das Sicherheitsdatenblatt und die Garantiekarte. Einen Lade-Adapter gibt es nicht dazu, ein Nothing-Original ist aber beispielsweise bereit ab 35 Euro bestellbar.

Die Glyph Matrix schafft es sogar, das Profil einer von den Kameras erfassten Person überraschend erkennbar wiederzugeben.
Rene Findenig

Snapdragon 8s Gen 4 liefert bei der Leistung ab

Im Inneren des Nothing Phone (3) arbeitet der aktuelle Qualcomm Snapdragon 8s Gen 4, eine neue Variante des Chips (auch im Poco F7), der tempomäßig zwar nicht ganz an die Elite-Version herankommt, dafür aber vor allem auf hohe Energieeffizienz abzielt. Im Alltag spürt man kaum einen Unterschied zu teureren Flaggschiffen: Apps starten ohne Verzögerung, Multitasking läuft geschmeidig, und auch grafikintensive Games wie "Genshin Impact" oder "Call of Duty Mobile" stellen kein Problem dar. Benchmark-Ergebnisse belegen das: Der Test mit Geekbench 6 spukt dabei 2.155 CPU-Punkte im Single-Core und 6.899 im CPU-Multi-Core aus.

Damit liegt das Nothing Phone (3) nah an Samsungs Vorjahres-Flaggschiff Galaxy S24 Ultra. Der Grafik-Test weist 13.590 GPU-Punkte aus – auch das ist auf dem Niveau des S24 Ultra. Unterstützt wird der Chip von wahlweise 12 oder 16 GB Arbeitsspeicher und 256 GB (bei 12 GB RAM) bis zu 512 GB (bei 16 GB RAM) UFS 4.0-Speicher – eine Kombination, die auch in Zukunft Reserven bieten dürfte. Bei der Konnektivität lässt Nothing wenig Wünsche offen: 5G, Wi-Fi 7, Bluetooth 6.0, NFC, Dual-SIM, eSIM und USB-C (nur 2.0) sind an Bord. Auch Ultra-Wideband ist integriert und erlaubt Features wie digitale Autoschlüssel oder präzisere Standortdienste.

Kamera: Dreifach-Setup mit Licht und Schatten

Superspannend ist die Kameraausstattung des Nothing Phone (3), denn alle vier Kameras knipsen mit 50 Megapixel (MP). Die Hauptkamera setzt auf einen Sensor mit optischer Bildstabilisierung, flankiert von einer Periskoplinse mit dreifach optischem, sechsfach In-Sensor- und 60fach digitalen Zoom. Außerdem gibt es eine Ultraweitwinkelkamera, vorne knipst eine Selfie-Kamera. Am Papier klingen vier 50-MP-Kameras nach einem Alleskönner – und in der Praxis bestätigt sich dieses Bild. Bei Tageslicht liefert das Gerät gestochen scharfe und detailreiche Fotos. Der Dynamikumfang überzeugt, Farben sind kräftig, aber nicht übertrieben.

Im Ultraweitwinkel bleiben Schärfe und Details weitgehend erhalten, diese Bilder zählen zu den besten der Branche, die jene von weit teureren Highend-Modellen schlagen können. Bei wenig Licht profitiert das Hauptobjektiv von der optischen Stabilisierung und dem Night-Mode, der automatisch aktiviert wird. Die Ergebnisse liegen auf dem Niveau von Spitzenmodellen wie Google Pixel 9 Pro oder Samsung Galaxy S25 Ultra, vor allem bei Detailtreue und Bildrauschen. Die Periskopkamera liefert bei gutem Licht fantastische Zoomfotos, schwächelt bei Nacht nur etwas. In solchen Spezialfällen haben dann doch die Kamera-Könige die Nase leicht vorne.

Nothings KI-Helfer und KI-Übersicht "Essential Space"

Videos werden in bis zu 4K bei bis zu 60 fps aufgenommen, wobei Ultra XDR für eine höhere Lichtintensität und mehr Details in Lichtern und Schatten eingesetzt wird. Die Frontkamera wiederum produziert detailreiche Selfies mit guter Farbdarstellung und solider Dynamik, solange das Licht mitspielt. Auch bei Gegenlicht oder Nachtaufnahmen sind die Ergebnisse sehr gut, auch wenn selten aber doch Ausreißer mit blasseren Hauttönen und verlorenen Details auftreten können. Was Nothing dieses Mal im Griff hat: Die Kamera-Qualität ist sehr gut bis fantastisch – bei den Vorgänger machten erst spätere Updates das Kamerasystem top.

Erwähnenswert: In der Kamera-App gibt es vordefinierte Einstellungen für Standard-Fotos, aber auch Schwarz-Weiß-Aufnahmen oder Retro-Bilder und Porträts. Eine Besonderheit gibt es auch bei der Tasten-Ausstattung: Links am Rahmen finden sich Lauter- und Leiser-Taste, rechts der Einschaltknopf, der auch Schnellzugriff auf Googles KI-Assistenten Gemini bietet, darunter der Essential Key. Mittlerweile kann dieser Knopf auch Spielereien wie die Kamera auslösen, der Haupteinsatz gilt aber, damit Bilder, Audios und alles andere Interessante in Nothings KI-Helfer und KI-Übersicht "Essential Space" zu schaufeln. Ausführlich haben wir das hier gezeigt!

Künstliche Intelligenz organisiert Nutzern den Alltag

Über den "Essential Key" können Texte, Bilder und Audios am Bildschirm erfasst und im "Essential Space" nicht nur abgelegt, sondern per Künstlicher Intelligenz analysiert werden. Nettes Foto am Display? Klick mit dem "Essential Key". Das gewünschte Hotel für den nächsten Urlaub ausgecheckt? Klick. Das Festivalplakat mit der Lieblingsband vor der Nase? Klick. Statt später die Screenshots oder den Kameraordner auf der Suche nach dem Gewünschten durchscrollen zu müssen, finden sich die Inhalte übersichtlich abgelegt im "Essential Space", der entweder über die Extra-Taste oder die Nothing-App am Smartphone aufrufbar ist.

Doch mit dem alleinigen Aufbewahren ist es noch nicht getan. Audioaufnahmen werden per KI automatisch transkribiert und auf Wunsch zusammengefasst. Bei Bildern wiederum analysiert die KI den Inhalt, fasst diesen in Textform kurz zusammen und organisiert sogar Termine und Aufgaben, wenn solche Inhalte in der Aufnahme erkennbar sind. Für den Test wurde die Webseite eines Wiener Hotels markiert. "Essential Space" fasst Name, Stadt, Adresse und den durchschnittlichen Zimmerpreis zusammen. Das funktioniert auch mit Flügen und anderen Terminen wie Konzerten oder Geschäftstreffen – so gut wie allem, das im Alltag so anfällt.

Bei Bildern analysiert die KI den Inhalt, fasst diesen in Textform kurz zusammen und organisiert sogar Termine und Aufgaben.
Rene Findenig

Bei der Update-Politik wurde ordentlich nachgebessert

Nothing OS hat sich mittlerweile zu einer echten Alternative zu anderen Android-Launchern entwickelt. Version 3.5 des Systems basiert auf Android 15 und bringt eine spürbar bessere Performance sowie zahlreiche exklusive Features mit. Dazu gehören unter anderem spezielle Widgets im typischen Nothing-Stil und eine Glyph-Matrix-Steuerung, die tief in das System integriert ist. Erfreulich: Das System ist weitgehend frei von Bloatware. Auch bei Updates hat man nachgebessert: Sicherheitsupdates sollen sieben Jahre lang in zweimonatigen Abständen erscheinen, Android-Upgrades sind laut Hersteller für fünf Generationen (Android 20) geplant.

Wie gewohnt darf man wählen, ob man Nothings hauseigene, größtenteils schwarz-weiße Benutzeroberfläche oder das buntere Android verwenden will. Die Stereo-Lautsprecher des Nothing Phone (3) liefern ein kräftiges Klangbild mit klaren Höhen und einem erstaunlich satten Bassfundament. Selbst bei hoher Lautstärke verzerrt der Sound kaum. Wer lieber per Kopfhörer hört, muss auf USB-C oder Bluetooth ausweichen – einen 3,5-mm-Klinkenanschluss gibt es nicht. Nothing hat dem Phone (3) einen 5.150-mAh-Akku spendiert, der im Alltag für eine beeindruckende Laufzeit sorgt: Auch bei intensiver Nutzung sind gut 1,5 bis zwei Tage drin.

Das beste Nothing Phone bislang – mit kleinen Schwächen

Aufgeladen wird der Akku per USB-C-Kabel mit maximal 65 Watt, was in etwa 45 Minuten von 0 auf 100 Prozent reicht. Kabelloses Laden ist mit 15 Watt möglich, Reverse Charging mit 5 Watt erlaubt das Aufladen von Zubehör wie Nothings Ear-Kopfhörer direkt auf der Rückseite des Phones. Auch kabelbasiertes Reverse Charging mit 7,5 Watt gibt es. Das Nothing Phone (3) ist ohne Frage das bisher beste Gerät der jungen Marke und wird vom Unternehmen zurecht als "echtes Flaggschiff" gesehen. Das Phone (3) begeistert mit einem einzigartigen Design, einem tollen OLED-Display, sehr guter Systemleistung und einer überraschend langen Akkulaufzeit.

Nothing Phone (3)

Farben: Schwarz, Weiß
Preis: 799 Euro (12 + 256 GB), 899 Euro (16 + 512 GB)
Dimensionen: 160,6 x 75,59 x 8,99 mm, 218 g
Display: 6,67 Zoll AMOLED, 1.260 x 2.800 Pixel, 4.500 Nits Spitze, 120 Hz
Prozessor: Qualcomm Snapdragon 8S Gen 4
Kameras: 50 MP Hauptkamera, 50 MP Periskop, 50 MP Ultra-Weitwinkel, 50 MP Front
Akku: 5.150 mAh, 65 W Kabelladung, 15 W kabellos, 7,5 W Reverse Charging mit Kabel, 5 W Reverse Charging
Konnektivität/Besonderheiten: Dual-Nano-SIM, eSIM, 2G bis 5G, Wi-Fi 7, BT 6.0, NFC, IP68, In-Display-Fingerabdrucksensor, Nothing OS 3.5 (beasierend auf Android 15)
Updates: 5 Jahre Android-Updates, 7 Jahre Sicherheitspatches
Lieferumfang: Smartphone, USB-C-Ladekabel, Silikon-Case, angebrachter Displayschutz, SIM-Werkzeug, Dokumente

Auch die Glyph Matrix bietet Alleinstellungsmerkmale, die Nutzern den Alltag erleichtern können. Die Kamera liefert meist atemberaubende, nur in Extremsituationen durchwachsene, aber dennoch immer ordentliche Ergebnisse, kommt aber nicht ganz an die Topmodelle heran. Die Unterschiede sind allerdings minimal und die Qualität der Aufnahmen ausgezeichnet. Kritik gibt es nur für einige Details. So gibt es keinen Hinweis auf die genutzte USB-Version, es dürfte sich aber um das etwas ältere 2.0 handeln. Dennoch: Für alle, die ein Smartphone suchen, das sich von der Masse abhebt, ist das Nothing Phone (3) eine spannende und gelungene Wahl.

{title && {title} } rfi, {title && {title} } 08.07.2025, 15:00
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