Russlands Präsident Wladimir Putin wird in einem am Donnerstag veröffentlichten Untersuchungsbericht für den Tod einer britischen Mutter im Zusammenhang mit dem Nowitschok-Anschlag auf den früheren russischen Doppelagenten Sergej Skripal verantwortlich gemacht.
In den Schlussfolgerungen heißt es, der Kreml-Chef trage die "moralische Verantwortung" für den Tod der 44-jährigen Dawn Sturgess im Jahr 2018. Laut Bericht sei es "vollkommen absehbar" gewesen, dass bei einem Anschlag mit dem Nervengift nicht nur das geplante Opfer, sondern auch andere Menschen getötet oder verletzt werden könnten.
In der Folge wurde der russische Botschafter in London, Andrej Kelin, einbestellt. Dabei wurde unter anderem "verlangt, dass Russland seine Kampagne feindlicher Aktivitäten gegen Großbritannien und die Nato beendet", wie das britische Außenministerium mitteilte.
Der Untersuchungsbericht bestätige damit "was die britische Regierung seit langem vermutet", nämlich dass der "unverantwortliche Einsatz Russlands eines Nervengifts (...) auf britischem Boden" zum Tod einer britischen Staatsbürgerin geführt habe. Als weitere Konsequenz kündigte das Außenministerium Sanktionen gegen die "Gesamtheit" des russischen Militärgeheimdienstes GRU an.
Dawn Sturgess, Mutter von drei Kindern, starb am 8. Juli 2018 in Salisbury, nachdem sie sich mit dem Inhalt einer vermeintlichen Parfümflasche besprüht hatte, die ihr Freund in einem Mülleimer gefunden hatte. Später stellte sich heraus, dass die Flasche das tödliche Nervengift Nowitschok enthielt.
Im März 2018 war in Großbritannien ein Nowitschok-Anschlag auf Sergej Skripal und seine Tochter Julia verübt worden. Beide überlebten die Vergiftung nach intensiver medizinischer Behandlung. Großbritannien machte Agenten des russischen Militärgeheimdienstes GRU für den Giftanschlag verantwortlich – Moskau bestritt das. Die britischen Behörden vermuteten, dass die Agenten die Parfümflasche weggeworfen hatten.