Gehörst du zu den Menschen, denen es schwerfällt, Tabletten oder Kapseln zu schlucken? Während manche damit einfach nur ein bisschen Mühe haben, sorgen die Tabletten im Mund bei anderen für Würgereiz. Manchmal kommt man aber nicht darum herum, Medikamente oder Nahrungsergänzungsmittel zu sich zu nehmen. Eine Studie der Universität Heidelberg hat Methoden untersucht, die dabei helfen sollen.
Das Problem ist, laut der Universität Heidelberg, bei Erwachsenen verbreitet. Gründe gibt es dafür gleich mehrere: Größe, Form und Oberfläche der Tabletten machen manche davon schwieriger herunterzuschlucken. Wer unter einem trocknen Mund leidet, hat mehr Mühe damit. Dazu kommen psychologische Faktoren wie die Angst, sich zu verschlucken. Selten gibt es auch Erkrankungen der Speiseröhre, neurologische Probleme oder Schluckbeschwerden (Dysphagie).
Die Universität Heidelberg untersucht, mit welchen Methoden das Herunterschlucken von Tabletten besser funktioniert. Eine Methode ist der Pop-Bottle-Trick: Er wurde von Forschenden der Abteilung Klinische Pharmakologie und Pharmaepidemiologie entwickelt und setzt auf eine Art Vakuum. Dafür brauchst du eine (quetschbare) Pet-Flasche. Dann legst du die Tablette auf die Zunge und umschließt die Öffnung der Flasche mit dem Mund. Dann lehnst du den Kopf leicht nach hinten und saugst das Wasser aus der Flasche, so als würdest du an einem Röhrchen saugen.
Um dich nicht zu verschlucken, ist es wichtig, dass du die Pet-Flasche nicht mit der Hand zerdrückst, sondern das Wasser mit dem Mund aus der Flasche saugst. So entsteht ein Unterdruck, und die Tablette ist schnell aus dem Mund gespült, noch bevor sie für Würgereiz sorgen kann. Laut der Studie hat diese Methode bei 60 Prozent der Teilnehmenden Erfolg gezeigt.
Im Gegensatz zu Tabletten schwimmen Kapseln auf dem Wasser, was dazu führt, dass sie mit der typischen Kopf-in-den-Nacken-Positionen weniger gut heruntergeschluckt werden können. Wie es besser geht, erklärt eine Medizinstudentin und Rettungssanitäterin in einem Instagram-Video: Du sollst die Kapsel mit dem Wasser zusammen in den Mund nehmen und dann den Kopf leicht nach vorne neigen und schlucken.
Das funktioniert, da sich durch diese Haltung der Rachen etwas weiter öffnet – und weil die Kapsel sowieso obenauf schwimmt, rutscht sie einfach durch. Bei der Studie in Heidelberg hat diese Methode 89 Prozent der Teilnehmenden geholfen.
Wenn du dich mit diesen Methoden immer noch nicht überwinden kannst, gibt es einen Trick, der oft auch bei Haustieren angewandt wird: Du versteckst die Tabletten in etwas zu essen. Dafür kaust du ein bisschen Brot, bis es eine breiige Konsistenz hat. Dann legst du die Tablette in den Mund und schluckst alles mit einem großen Schluck Wasser herunter. So lässt sich vielleicht die Angst vor der Tablette austricksen.
Nicht alle Medikamente lassen sich gefahrlos teilen oder mörsern. Besonders Medikamente, die ihre Wirkstoffe verzögert freigeben sollen (retard), dürfen nicht zerkleinert werden. Dort droht eine Überdosis oder es können Nebenwirkungen auftreten, wenn zu schnell zu viel in den Körper gelangt. Tabletten mit einer Bruchkerbe können normalerweise problemlos zerteilt werden – frage aber zur Sicherheit bei deinem Arzt oder deine Ärztin oder in der Apotheke nach. Auch bei Kapseln solltest du nachfragen, ob du den Inhalt ohne die Hülle zu dir nehmen darfst.
Weitere Optionen sind Gels oder Sprays, die auf die Tablette aufgetragen werden und sie rutschiger machen. Es gibt spezielle Trinkbecher, die das Schlucken von Tabletten für Patienten mit Schluckstörungen einfacher machen sollen – das funktioniert auch, wenn deine Angst psychologischer Natur ist. Es hilft zudem, vor der Einnahme die Muskeln im Hals und Nackenbereich zu lockern, tief durchzuatmen und die Tabletten und Kapseln jeweils mit mindestens einem halben Glas Wasser zu trinken.
