Ob Spritzen, Infusionsbeutel oder Medikamente: Die allermeisten medizinischen Abfälle müssen getrennt entsorgt werden. Insbesondere Arzneimittel, wie abgelaufene Tabletten, dürfen keinesfalls in der Toilette oder im Waschbecken landen. Gelangen sie in die Kläranlagen, können Rückstände in den Gewässern zur Bildung gefährlicher Resistenzen beitragen.
Der Verband Österreichischer Entsorgungsbetriebe (VOEB) ruft die Bevölkerung dazu auf, nicht mehr verwendete oder abgelaufene Medikamente ausschließlich in Apotheken, Problemstoffsammelzentren oder auf Mistplätzen abzugeben.
Dazu zählen Einmalprodukte wie Tupfer, Schläuche oder Verbände, aber auch Spritzen, Infusionssysteme, kontaminierte Materialien sowie Altmedikamente. Weiters gibt es eine kleine Menge an Abfällen, in erster Linie im Bereich von Krankenhäusern, die gefährlich sind, etwa Chemikalien, radioaktive Abfälle oder infektiöses Material. Sie alle müssen sowohl von medizinischen Einrichtungen als auch der Bevölkerung in den meisten Fällen getrennt entsorgt werden, damit sie keine Gefahr für Gesundheit und Umwelt darstellen.
Altmedikamente dürfen keinesfalls im Klo, Waschbecken oder Hausmüll landen. Sie gehören zur Problemstoffsammlung, viele Apotheken nehmen sie ebenfalls zurück. Auch Problemstoffe wie Fieberthermometer oder Reinigungsmittel gehören getrennt gesammelt. Medizinische Cremen oder Öle können – sofern sie nicht infektiös sind – im Restmüll entsorgt werden, ebenso Windeln oder Verbandstoffe. (Achtung: das gilt nicht für alte Speiseöle! Diese können auf Mistplätzen und bei Problemstoffsammelstellen abgegeben werden.)
Ingeborg Freudenthaler, Vize-Präsidentin des VOEB und Expertin für medizinische Abfälle: "Wer Medikamente ins WC wirft, spült nicht nur Pillen weg, sondern riskiert unsere Gesundheit. Resistente Keime können dadurch gefördert werden, welche ein unsichtbares, aber reales Risiko für uns alle schaffen." Verpackungsmaterialien von Arzneimitteln wie Glas, Kunststoff oder Papier können als Altstoffe in den entsprechenden Containern entsorgt werden.
Die Entsorgung medizinischer Abfälle ist in Österreich streng reglementiert. Sie werden gesammelt, sicher verpackt und anschließend in insgesamt acht verschiedenen Verbrennungsanlagen thermisch behandelt. In großen Spitälern gibt es einen eingespielten Ablauf, um den Abfall der einzelnen Stationen zur zentralen Sammelstelle zu bringen. Dort werden diese im Regelfall in Containern verwahrt, bis sie von erfahrenen Entsorgungsbetrieben für die thermische Verwertung abgeholt werden.
Die Verbrennung ist aus hygienischen Gründen unverzichtbar: Sie eliminiert Krankheitserreger zuverlässig und schützt damit Patienten, Personal im Gesundheitswesen und die Bevölkerung. Zusätzlicher Vorteil: Die dabei entstehende Wärme wird zur Energiegewinnung genutzt und speist Strom- und Fernwärmenetze. So wird sichergestellt, dass keine Problemstoffe in die Umwelt gelangen und medizinische Abfälle gleichzeitig einen Beitrag zur sicheren Entsorgung und Energieversorgung leisten.
Insgesamt wurden 2023 in Österreich rund 46.000 Tonnen medizinische Abfälle gesammelt und professionell verwertet.
Auch wenn die thermische Verwertung heute den Standard darstellt, gibt es auch innovative Ansätze für Recycling von medizinischen Abfällen. Unternehmen in Österreich forschen dazu: Sie setzen zum Beispiel auf das Autoklavieren, also die Desinfektion von Geräten mit Dampf, um wiederverwendbare Instrumente wie Zangen im Kreislauf zu halten. Oder sie arbeiten an Recyclingideen für Blisterverpackungen, die bisher nicht wiederverwertbar waren. Freudenthaler: "Solche Projekte zeigen, dass auch im Bereich medizinischer Abfälle neue Lösungen möglich sind, die Ressourcen schonen und die Kreislaufwirtschaft stärken."