In Gänserndorf sorgt erneut ein Fall für Diskussionen über die medizinische Versorgung: Eine Patientin mit eindeutigem Verletzungsbild erhielt in der Tagesklinik keine Behandlung und musste in ein Spital ausweichen. Die Betroffene: Grünen-Bezirkschefin Beate Kainz.
Der Unfall selbst passierte Ende Oktober: Kainz stolperte über eine Gehsteigkante, der linke Knöchel schwoll sofort an – das berichten die "Niederösterreichischen Nachrichten". In der Hoffnung auf rasche Hilfe steuerte sie das Medizinische Zentrum Gänserndorf (MZG) an. Doch dort kam alles anders.
Laut "NÖN" schilderte sie ihren ersten Eindruck drastisch: "Wer sich in Gänserndorf einen Knöchel bricht, läuft beim Medizinischen Zentrum an die Tür. Man sei dafür nicht zuständig und wird aufgefordert, nach Mistelbach zu fahren. Auch die Nachbehandlung findet in Mistelbach statt." Die Politikerin sei schon vor der Anmeldung am MZG abgewiesen worden, deutet sie auf Facebook an.
Die Politikerin zeigte sich überrascht darüber, dass trotz sichtbarer Verletzung kein ärztlicher Blick erfolgte. Frustriert fuhr sie fort: "Dort (in Mistelbach, Anm.) werde ich zumindest kurz untersucht, aber im Medizinischen Zentrum schaut nicht mal ein Arzt bei der Tür heraus. In welchem Zustand muss man dort aufkreuzen, um behandelt zu werden?"
Da in Gänserndorf keine Versorgung erfolgte, blieb Kainz nichts anderes übrig, als auf ihren Gatten zu warten – er brachte sie schließlich ins Krankenhaus Mistelbach. Dort wurde ein Knöchelbruch festgestellt. Zuerst bekam sie einen Gips, inzwischen wird die Verletzung mit einer Schiene versorgt.
Die Landesgesundheitsagentur bestätigte gegenüber den "NÖN", dass Mistelbach bei solchen Verletzungen die richtige Anlaufstelle sei. Wörtlich erklärte man: "Die orthopädisch-traumatologische Versorgung wird am Schwerpunkthaus Landesklinikum Mistelbach-Gänserndorf rund um die Uhr mit hochqualifizierten Fachärztinnen und Fachärzten für Orthopädie und Traumatologie und modernster medizinischer Ausstattung angeboten."
Das MZG betont indes, dass vor Ort sehr wohl eine allgemeinmedizinische Erstversorgung möglich ist. Wenn nötig, werde sogar ein Krankentransport organisiert. Die Ambulanz sei täglich geöffnet und für akute Erkrankungen zuständig – aber nicht für Knöchelbrüche oder ähnliche Verletzungen.
Schon länger herrscht in der Region Unmut, denn die Unfallambulanz im Medizinischen Zentrum Gänserndorf wurde am 1. Juni geschlossen. Damals schon sorgte die Entscheidung für heftige Kritik. Fälle wie jener von Kainz verleihen der Debatte nun neuen Auftrieb.