"Wir feiern zwar, aber es ist immer noch eine politische Demonstration", stellt Tris Endl klar. Tris ist stellvertretender Obmensch des Veranstaltervereins St. Pride. Während die "Pride" die Geschlechtervielfalt, Liebe und Sichtbarkeit von Minderheiten feiert, gilt die Parade auch als Demonstration.
Ihren Ursprung hat die Pride Parade in den New Yorker Stonewall-Unruhen. Hier wurden im Juni 1969 in einer Schwulenbar Männer von Polizeikräften misshandelt und verletzt. Die Gewalt gegen nicht-heterosexuelle Männer* und Frauen* stieg in dieser Zeit enorm.
in Jahr später wurde der "Christopher Street Day" ins Leben gerufen – benannt nach der Straße, auf der Homosexuelle systematisch beschimpft und gedemütigt wurden.
Seither gilt die Pride Parade als Aufschrei gegen Diskriminierung. Jährlich wird im Juni der "Pride Month" gefeiert, wo Verstorbenen gedacht wird – all jenen, die systematische Polizei- oder Kirchengewalt erfahren haben oder durch gesellschaftliche Normen den Suizid gewählt haben.
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Bei der Pride Parade gilt eine Schweigeminute all jenen Opfern, die durch AIDS und HIV verstorben sind, sowie alljenen, die sich zeitlebens nicht getraut haben, sich "zu outen". Aus diesem Grund gilt die jährliche Veranstaltung auch als Demonstration gegen Hass und Rückschritt und für Solidarität und Zivilcourage.
Im Gespräch mit "ORF NÖ" erzählt Tris Endl, Obmensch des St. Pride Vereins: "Aktuelle politische Ereignisse wie das Pride-Verbot in Ungarn, als auch die zunehmende Gewalt in Form von gezielten Hassverbrechen gegen queere Menschen in Österreich alarmieren und zeigen, dass die Pride-Paraden als politische Demonstrationen wichtiger denn je sind."
Die Zahlen sprechen für sich: 2023 hatte die St. Pöltner Pride Parade noch rund 1.800 Teilnehmende, heuer soll die 2.000-Menschen-Marke erstmals geknackt werden. Zur Parade ist jeder eingeladen, der Vielfalt und Respekt lebt und für Rechte für alle Menschen einsteht. Das können aktive Menschen in der LGBTQIA+-Gemeinschaft sein, genauso aber auch "Allys", die sich als cis-heterosexuelle Menschen für die Rechte anderer einsetzen.
Startpunkt ist der Domplatz – von dort zieht die Parade durch das Herz der Stadt in Richtung Landhaus. Unterwegs finden Reden statt, starke Botschaften und klare Forderungen. "Unsere politischen Forderungen sollen von der Landesregierung gehört werden", so Endl.
Zurück am Domplatz folgt die große Abschlusskundgebung mit Live-Acts: AYGYUL, GATAFIERA, Madame Lea und Discount Liquor bringen queeren Glanz auf die Showbühne. kostenlose Teststationen für Geschlechtskrankheiten, Infostände, Organisationen und Aktivisten laden ungezwungen zum Austausch ein. Wer nicht genug kriegen kann, feiert beim After-Pride-Clubbing am Rathausplatz die ganze Nacht durch.
Die Pride Parade in St. Pölten ist zwar die erste heuer – aber definitiv nicht die letzte. Am 31. Mai marschiert Mistelbach für queere Rechte, am 7. Juni ist Baden an der Reihe. Der größte Christopher Street Day (CSD) in Österreich erfolgt am 14. Juni in Wien. Hier werden um die 300.000 Menschen erwartet.