Als Trump-Anhänger am 6. Jänner 2021 das Kapitol in Washington stürmten, war Jake Angeli mittendrin: Die Bilder des US-Amerikaners, der sich mit nacktem Oberkörper und einer Kopftracht mit Bisonhörnern an der gewaltsamen Erstürmung des Kongressgebäudes beteiligte, gingen um die Welt, schnell wurde er aufgrund seiner Bekleidung als "QAnon-Schamane" bekannt.
Wegen seiner Beteiligung wurde Angeli Ende 2021 zu 41 Monaten Haft verurteilt, musste davon aber nur einen Teil verbüßen: Nur einen Tag nach Trumps Amtsantritt wurde Angeli wie über 1500 andere wegen der Kapitol-Stürmung verurteilte Personen vom US-Präsidenten begnadigt. Seither ist es aber zum Bruch zwischen dem Schamanen und Donald Trump und dessen Regierung gekommen.
Angeli begründet seine Abkehr von der Maga-Bewegung mit Trumps Weigerung, die Epstein-Files zu veröffentlichen – und klagt jetzt auch gegen den US-Präsidenten. Die Anklageschrift umfasst nicht nur exorbitant hohe Geldforderungen, sondern auch bizarr anmutende Behauptungen und Lösungsvorschläge des 1988 geborenen Angeli.
In der 26 Seiten umfassenden Anklageschrift beklagt der QAnon-Schamane eine elitäre Verschwörung, deren Ziel die Untergrabung der US-Verfassung sei. Als Beteiligte führt Angeli US-Präsident Donald Trump, die US-Notenbank Fed, die NSA, den Internationalen Währungsfonds, die Weltbank, den Staat Israel, aber auch Elon Musks Firma X-Corp, den Telekom-Titan T-Mobile und den Entertainmentgiganten Warner Bros an.
Von Trump und den weiteren Beschuldigten will der QAnon-Schamane insgesamt 40 Billionen US-Dollar. Dass seine Klage vor Gericht durchkommt, ist aber höchst unwahrscheinlich. Allgemein ist unklar, ob die Klage wirklich rechtskräftig ist: Die in einem einzelnen, fast endlos langen Paragraf verfasste Anklageschrift erinnert laut dem "Independent" eher an ein Manifest als ein juristisches Dokument – und umfasst auch weit mehr als juristische Vorwürfe.
So behauptet Jake Angeli im Schreiben etwa auch, der rechtmäßige Präsident der USA zu sein – warum, führt er nicht weiter aus. Zudem soll die USA nur zwei Gesetze haben, wenn es nach ihm geht: Die ersten zehn Zusatzartikel der US-Verfassung umfassende "Bill of Rights" und die ursprüngliche Verfassung, die im Jahre 1787 unterzeichnet wurde.
In der Anklageschrift präsentiert Angeli auch seine ganz eigene Lösung für den stetig wachsenden Schuldenberg, mit dem die USA seit Jahrzehnten kämpft: Er schlägt vor, eine einzelne Goldmünze mit 28 Gramm Gewicht zu prägen und mit 40 Billionen US-Dollar (umgerechnet 34 Billionen Euro) dotieren zu lassen. Mit dieser Münze soll dann der gesamte US-Schuldenberg auf einen Schlag getilgt werden – dass sich die Privatinvestoren, Banken und andere Länder, die die US-Schulden besitzen, auf diesen Deal einlassen, scheint höchst unrealistisch.
Auch zwei Hollywood-Größen sind im Visier des QAnon-Schamanen: So sollen sich die Star-Regisseure Christopher Nolan und James Cameron für die Drehbücher ihrer Blockbuster "The Dark Knight" und "Avatar" beim Material bedient haben, das laut Jake Angeli von ihm verfasst wurde. Der NSA wirft der rechte Aktivist derweil vor, ihn mit einer Frau in eine Falle gelockt zu haben, um seine "schamanischen Fähigkeiten" zur "Bekämpfung außerirdischer Angelegenheiten" einzusetzen.