Endzeitstimmung im Traditionsbetrieb Quester. In der Zentrale auf der Heiligenstädter Straße in Wien-Döbling rauchen die Köpfe der Chefs: Wie soll es weitergehen mit dem 91 Jahre alten Unternehmen?
Die Mitarbeiter bekamen vergangenen Freitag einen ersten schmerzhaften Schock versetzt: Die Oktoberlöhne können nicht ausbezahlt werden. Am Montag kam dann das Unvermeidbare, der bekannte Baustoffhändler meldete Insolvenz an – "Heute" berichtete.
314 Dienstnehmern fehlt wenige Wochen vor dem Advent, also vor der Jahreszeit mit den größten Ausgaben, der Lohn. "Und was ist mit dem Weihnachtsgeld?", das fragen sich die meisten Kollegen.
"Heute" fragte nach bei Gläubigerschutzverband Creditreform. Die Löhne seien an sich zu "100 Prozent gesichert", sagt Regionalleiter Martin Quendler, "die ausständigen Löhne werden aus dem Entgeltsicherungsfonds gezahlt."
Die Frage ist in diesem Fall nur wann – das kann für viele Familien noch in einer finanziellen Katastrophe münden. Experten schätzen zwar, dass noch heuer mit der Auszahlung zu rechnen ist, doch viele werden sich für Mieten, Kredite oder Energierechnungen in Schulden stürzen müssen.
Eine Erleichterung bietet meist der Insolvenzschutzverband der Arbeiterkammer, hier wird ein Vorschuss überwiesen, bis es endgültige Entscheidungen gibt.
Und was ist jetzt mit dem Weihnachtsgeld? Diese Summen werden nicht aus dem Entgeltsicherungsfonds bezahlt, denn das sind "künftige Forderungen". "Das muss aus dem laufenden Betrieb bezahlt werden", so der Experte der Creditreform. Das Unternehmen soll weitergeführt werden, der Verwalter muss jetzt rechnen, ob und wann sich das ausgeht. Andere Variante: Ein gesuchter Investor könnte bereit sein, diese Löhne auszuzahlen. "Das ergibt sich in den nächsten Tagen", sagt Martin Quendler zu "Heute".
Das Traditionshaus Quester wurde 1934 gegründet, noch gibt es 15 offene Filialen. Doch die Schuldenlast ist erdrückend: 55,8 Millionen Euro zwingen das Unternehmen in die Insolvenz.