Viel verkauft, wenig Nutzen

Rechnungshof kritisiert Klimaticket scharf

Seit vier Jahren ist das Klimaticket erhältlich und punktet mit hohen Verkaufszahlen. Aus einem RH-Bericht werden nun jedoch Schwächen offengelegt.
Newsdesk Heute
31.10.2025, 12:40
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Der Rechnungshof (RH) hat sich in einem aktuellen Bericht, dem Klimaticket angenommen, das seit dem 26. Oktober 2021 für fast alle öffentlichen Verkehrsmittel gilt, und dabei wurden vor allem die besonders hohen Verkaufszahlen registriert.

Den Umweltnutzen, gemessen an den erwarteten Treibhausgasreduktionen, bewertet der RH in "Anbetracht der Gesamtemissionen des Verkehrssektors" jedoch "als eher gering" ein und übt insgesamt Kritik am Vorgehen des Verkehrsministeriums unter Leonore Gewessler (Grüne).

In Bezug auf die Nachfrage wurde das Klimaticket ein Erfolg: Im Jahr 2023 sind etwa 243.754 Klimatickets Österreich verkauft worden – und damit fast doppelt so viele, wie mit 124.000 prognostiziert wurde. Was aber fehlt, kritisiert der Rechnungshof: Es gibt keine Infos, welche Kundengruppen eigentlich für diese starke Nachfrage verantwortlich sind. "Um die volkswirtschaftlichen Auswirkungen umfassend abschätzen zu können, bedarf es solcher Daten", heißt es im Bericht.

Auch bei den Kosten zeigt der RH auf: Von Oktober 2021 bis Ende 2024 werden laut Bericht Budgetzuschüsse von 520 Millionen Euro für das Klimaticket Österreich gebraucht. Für regionale Klimatickets kommen im gleichen Zeitraum noch einmal 610 Millionen Euro dazu.

Umweltnutzen "eher gering"

Der Rechnungshof kritisiert beim Verkehrsministerium, dass es nur die Auswirkungen durch die reduzierten Treibhausgasemissionen abgeschätzt hätte. Dabei gibt es laut RH noch andere wichtige Effekte – etwa weniger Unfälle, weniger Schadstoffe in der Luft oder weniger Lärm. Und selbst bei der Reduktion der Treibhausgase ist das Ergebnis laut Rechnungshof "eher gering". "Die gesamten Treibhausgasemissionen des Verkehrssektors betrugen im Jahr 2023 rund 20 Millionen Tonnen CO2-Äquivalente – mit dem Klimaticket sollten diese um 0,2 Prozent gesenkt werden", steht im Bericht.

Gratis-Ticket: "Unrealistische Annahmen"

Beim Gratis-Klimaticket für 18-Jährige, das 2024 eingeführt und am 19. April 2025 wieder eingestellt wurde, fehlt dem Rechnungshof eine Abwägung zwischen den erforderlichen Kosten und dem alternativen Einsatz der Mittel für Infrastrukturprojekte oder Angebotsausweitungen.

Die Annahme des damaligen Verkehrsministeriums, dass junge Erwachsene zu wenig beim Klimaticket vertreten seien, kann der RH nicht nachvollziehen. Außerdem wurde bei den Berechnungen für das Gratis-Ticket mit "unrealistischen Annahmen" zum Mobilitätsverhalten gearbeitet. Zum Beispiel wurde angenommen, dass alle Jugendlichen ohne Ticket immer mit dem Auto fahren würden.

Der Rechnungshof empfiehlt jetzt, bei der angekündigten Evaluierung des Klimatickets zwei Dinge zu unterscheiden: Veränderungen beim Mobilitätsverhalten, die man nicht beeinflussen kann – wie das Bevölkerungswachstum – und solche, die wirklich auf den günstigeren Öffi-Tarif zurückgehen. Die Auswertung zum Wiener Modell zeigt übrigens: Die Öffi-Nachfrage steigt, wenn die Öffis attraktiver werden und gleichzeitig das Autofahren unattraktiver gemacht wird.

{title && {title} } red, {title && {title} } Akt. 31.10.2025, 16:37, 31.10.2025, 12:40
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