Die EU hat am Donnerstag Bilanz über ihre Jagd auf Produktfälschungen 2024 gezogen. Fazit: Unterm Strich wurden 112 Millionen Fake-Produkte mit einem geschätzten Verkaufswert von 3,8 Milliarden Euro von den Behörden aus dem Verkehr gezogen.
Wie die EU-Kommission und das Amt der Europäischen Union für geistiges Eigentum (EUIPO) in einer Aussendung mitteilen, liegt die Zahl an Sicherstellungen zwar etwas unter dem Rekordjahr 2023. Allerdings handelt es sich noch immer um den zweithöchste Wert in der EU-Geschichte – und beim Geldwert sogar ein historisches Allzeithoch.
Allein an den EU-Außengrenzen wurden 20 Millionen Fälschungen im Wert von 1,5 Milliarden Euro beschlagnahmt. Das bedeutet den höchsten Stand seit zehn Jahren. Immer häufiger handelt es sich dabei nicht mehr nur um billige Massenware, sondern um hochpreisige Produkte, die entsprechend schwerer ins Gewicht fallen. Von Kleidung über Spielzeug, Parfums und Kosmetik bis hin zu E-Zigaretten oder Videospielen reichte die Palette mittlerweile. Sogar Retro-Gaming und Software-Piraterie erleben derzeit einen regelrechten Boom.
Den Großteil der Fälle entfiel auf sieben Länder: Italien, Spanien, Frankreich, die Niederlande, Portugal, Rumänien und Polen stellten gemeinsam 90 Prozent aller gefälschten Artikel sicher. Top in Sachen Warenwert waren Italien, Spanien, Frankreich, Deutschland, Griechenland und die Niederlande, auf die im vergangenen Jahr 90 Prozent des (verhinderten) Schadens entfielen.
Interessant ist der Ursprung der Fakes: Neben den laut EU-Kommission "üblichen Verdächtigen" China und Türkei, rückten 2024 die Vereinigten Arabischen Emirate unter die drei größten Herkunftsländer auf. Trotz der wachsenden Bedeutung des Onlinehandels bleibt allerdings der Seeweg der wichtigste Transportkanal für die Schmuggler.
Die Kommission warnt, dass Fälschungen nicht nur die Wirtschaft und faire Konkurrenz bedrohen, sondern auch direkt die Gesundheit und Sicherheit der Bürger. Mit Blick auf die stark steigenden Handelsvolumina, politische Spannungen und globale Krisen drängt Brüssel deshalb auf eine Zoll-Reform. Nur so könne man mit der wachsenden Flut an Fälschungen Schritt halten und dafür sorgen, dass Konsumenten in der EU besser geschützt werden.