Der überraschende Rücktritt von Landesparteichef Michael Lindner brachte den Stein ins Rollen: Er kehre der Politik den Rücken, um sich mehr der Familie (Frau und zwei Söhne) zu widmen, gab der 42-Jährige Anfang November bekannt.
Interimistisch übernahm mit Alois Stöger ein alter Polithase: Der Vollblutpolitiker hat langjährige Erfahrung – u.a. als OÖ-Kassenobmann und später als Minister in mehreren Bundesregierungen.
Der 64-Jährige kündigte einen geordneten Wechsel an. Der dauerte aber deutlich länger, als viele Beobachter erwartet hatten. Nach außen wirkte es stets, als habe die Partei keine Eile. Wiederholt fiel der Name Martin Winkler, seit Donnerstag ist seine Kandidatur amtlich.
Unternehmensberater und Patchwork-Papa
Der künftige Landesparteichef wurde 1963 in Katsdorf (Bez. Perg) geboren. Er wuchs als uneheliches Kind bei seiner Mutter und seiner Großmutter auf, die beide Hebammen waren. Winkler ist verheiratet, hat eine Patchwork-Familie mit vier Kindern und ist Opa von zwei Enkerln.
Von 1990 bis 1992 war er Bundeschef der Sozialistischen Jugend. Außerdem gründete der Politiker die zivilgesellschaftliche Crowdfunding-Plattform Respekt.net und ist Vorsitzender des Vereins "Mitten in Hernals".
Zum Berufsleben: Martin Winkler ist seit mehr als 30 Jahren Geschäftsführer und Miteigentümer des Treasury-Unternehmens Schwabe, Ley und Greiner. Mehr als 100 Firmen wurden beraten – darunter KTM, die Voestalpine und die PlusCity. Seit 2019 ist Winkler Aufsichtsrat der Landesholding Burgenland.
Vorgänger Lindner streut dem möglichen neuen Chef schon vorab Rosen: "Martin steht für eine Politik, die wirtschaftliche Vernunft mit sozialer Verantwortung verbindet." Aus eigener Erfahrung als Unternehmer wisse dieser: Fortschritt brauche Mut, Weltoffenheit und Transparenz.
„Martin steht für eine Politik, die wirtschaftliche Vernunft mit sozialer Verantwortung verbindet.“Michael Lindnerüber seinen Nachfolger Winkler
Lindner weiter mit einem Seitenhieb auf die schwarz-blaue Koalition: "Alles bitter notwendig im Industriebundesland OÖ: Während Stelzer und Haimbuchner noch mit Retro-Ideen und Gutsherrenmentalität Politik betreiben, statt die Zukunftsherausforderungen mit Kraft und Tempo anzugehen, ziehen andere Regionen längst an uns vorbei. Höchste Zeit also für einen Richtungswechsel!"
Die SPÖ betont die "breite Unterstützung" aus der Partei für Winklers Kandidatur: Sie wurde u.a. vom Linzer Bürgermeister Dietmar Prammer, von der Klubchefin Sabine Engleitner-Neu, der Frauenvorsitzenden Renate Heitz und vom Steyrer Stadtchef Markus Vogl öffentlich unterstützt.
Kommenden Dienstag tagen und wählen die Gremien. Zu Mittag wird sich Martin Winkler dann im Rahmen einer Pressekonferenz der Öffentlichkeit vorstellen.