In der Siedlung an der Autokaderstraße in Wien-Floridsdorf leben Menschen, die hier groß geworden sind – viele von ihnen seit mehr als 50 Jahren. Einer der Mieter erzählt: "Meine Eltern sind 1968 eingezogen, ich bin hier aufgewachsen. Solange es die Siedlung gibt, bin ich daheim."
Doch genau dieses Zuhause steht jetzt vor einem radikalen Umbruch. Die Stadt Wien plant eine umfassende Sanierung – inklusive Aufstockung der Häuser und Neubau eines riesigen Wohnkomplexes. Aus ehemals drei Stockwerken sollen bis zu acht werden. Das entspricht der sogenannten Bauklasse V, also Gebäuden mit rund 26 Metern Höhe.
Für viele Anrainer ist das Projekt ein Albtraum. "Alle Bäume sollen weg, der Boden wird versiegelt, und es wird noch heißer als ohnehin schon", warnt FPÖ-Klubobmann Maximilian Krauss. "Man hat den Bewohnern Ersatzbäume, Parkplätze und neue Wohnungen versprochen – doch nichts davon wurde eingehalten."
Auch Bernhard (58), der seit Jahrzehnten hier lebt, ist enttäuscht: "Wir haben uns engagiert, Stellungnahmen eingebracht, versucht zu vermitteln – alles ignoriert. Stattdessen wurde weitergeplant, als ob es uns nicht gäbe." Laut FPÖ wurden mehr als 200 Einwände abgegeben – keine einzige wurde in die Flächenwidmung übernommen.
Besonders schwer trifft es ältere Mieter, die ihr Leben lang hier wohnen. Harald (55) bringt es auf den Punkt: "Viele, die hier lange leben, überlegen ernsthaft wegzuziehen. Ich auch. Es ist traurig, aber es fühlt sich an wie ein Rauswurf."
Auch FPÖ-Wohnsprecher Michael Niegl spricht von einem Skandal: "Bürgerbeteiligung wird laut verkündet, aber hier völlig ignoriert. Dieses Projekt wird ohne Rücksicht durchgeboxt. Das erinnert fast an DDR-Methoden."
Auf "Heute"-Anfrage nimmt die zuständige Magistratsabteilung 21B Stellung:
"Mit dem Projekt Autokaderstraße im 21. Bezirk werden im Bereich eines bereits versiegelten Parkplatzes rund 100 geförderte Wohnungen geschaffen", heißt es in der Antwort.
Man betont, dass im Zuge des gesetzlich verankerten Verfahrens zur Flächenwidmung ein öffentlicher Auflagezeitraum bestand, in dem Bürger Stellungnahmen einbringen konnten. Auch eine Dialogveranstaltung habe stattgefunden. "Sämtliche Stellungnahmen werden geprüft und dem Gemeinderat gemeinsam mit dem Planentwurf vorgelegt", so die MA 21B. Der Gemeinderat habe den Plan schließlich am 17.12.2024 beschlossen – unter Einhaltung aller gesetzlichen Rahmenbedingungen.
Die FPÖ brachte am 24. Juni im Gemeinderat einen Antrag ein, um das Bauvorhaben zu stoppen. In der Spezialdebatte zum Thema Wohnen forderten Krauss, Niegl und Roland Guggenberger, das Beteiligungsverfahren zu prüfen und die Planung neu zu überarbeiten.
"Wir wollten wenigstens eine Reduktion der Bauhöhe erreichen", so Krauss. Doch SPÖ und Neos lehnten den Antrag ab. Die Stadtregierung argumentiert mit dem Bedarf an "leistbarem Wohnraum". Für die Anwohner klingt das zynisch. "Leistbar heißt nicht automatisch lebenswert", sagt Bernhard.