Ärger in der Stadtpolitik

"Rückbau von Spielplätzen" – Grüne schlagen jetzt Alarm

Die Grünen Wr. Neustadt kritisieren das Verschwinden von Spielgeräten auf Spielplätzen. Das Büro des Bürgermeisters weist das entschieden zurück.
Niederösterreich Heute
08.07.2025, 05:15
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"Mit großen Worten vermarktet sich Wiener Neustadt stolz als 'Kinder Neustadt', während zeitgleich das Verschwinden von Spielgeräten auf städtischen Spielplätzen immer mehr Fragen aufwirft", sagt Gemeinderätin Katharina Fruhmann (Grüne) und schlägt Alarm: "Was bleibt vom Versprechen der Stadt, wenn Spielplätze nach und nach zurückgebaut werden?"

"Den Jüngsten was bieten"

Auf der Webseite der Stadt Wiener Neustadt heißt es: "Wiener Neustadt ist KINDER Neustadt! Diesen Status hat sich die Stadt im Rahmen unzähliger Maßnahmen erarbeitet, nicht zuletzt gilt Wiener Neustadt im Bereich der Kinderbetreuung als absoluter Vorreiter. Aber auch in vielen anderen Bereichen hat die Stadt etwas für ihre Jüngsten zu bieten."

Und: "Wiener Neustadt hat in den vergangenen Jahren - unter anderem im Rahmen der 'Spielplatzoffensive' - massiv in die Modernisierung der bestehenden und in den Bau neuer Spielplätze investiert. Spiel und Spaß ist somit in allen Stadtvierteln garantiert."

Sprungmatte abmontiert, Rutsche weg

Am Spielplatz beim kleinen Lazarett, direkt am beliebten EuroVelo 9-Radweg, zeigt sich exemplarisch, was laut Fruhmann derzeit falsch läuft. Wo früher Kinder fröhlich spielten und Radfahrende eine willkommene Rast einlegen konnten, klaffen heute Lücken: Eine Sprungmatte wurde abmontiert, die Rutsche durch einen Balancierbalken ersetzt.

"Das war ein beliebter Treffpunkt für Jung und Alt. Jetzt ist er kaum noch zugänglich – hohe Zäune, oft verschlossene Tore, und dann noch der Rückbau der Geräte", ärgert sich Fruhmann. Besonders bitter: Die Sprungmatte soll gar nicht mehr ersetzt werden. Begründung der Stadt: Sie sei "zu oft von Erwachsenen genutzt worden".

Dass stattdessen nicht etwa ein robusteres Modell angeschafft wird, sondern das Gerät komplett gestrichen wird, sei sinnbildlich für die aktuelle Politik: Sparen auf dem Rücken der Kinder. "Familien erwarten sichere, moderne und vielfältige Spielplätze – und keine Minimalversionen mit Alibi-Funktion", sagt Fruhmann.

Sie stellt auch die Qualität der früheren Spielgeräte infrage: "Wenn eine Rutsche nach so kurzer Zeit sicherheitstechnisch unbrauchbar ist, muss man die Planung und Ausführung hinterfragen."

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Mit Clubobmann Michael Diller posierte Fruhmann am leeren Spielplatz für ein Foto auf der Fläche, wo einst die Sprungmatte war. Symbolischer kann ein Bild kaum sein. Die Botschaft der Grünen ist klar: Wer mit dem Slogan "Kinder Neustadt" wirbt, müsse diesen auch leben – sichtbar und spürbar.

Statt abgespeckten Übergangslösungen brauche es nachhaltige, robuste und altersgerechte Spielplätze, fordert Fruhmann: "Denn, sonst bleibt die 'Kinder Neustadt' nur ein PR-Gag."

Stadt weist Kritik vehement zurück

"Heute" hat beim Büro des Bürgermeisters nachgefragt und von Thomas Iwanschitz, dem Pressesprecher von Bürgermeister Klaus Schneeberger, folgendes erfahren:

"Es gibt auf keinen Spielplätzen der Stadt Rückbauten. Auch nicht am Genannten", hält Iwanschitz gleich zu Beginn fest. Und auch der Sparefroh-Spielplatz könne nicht gemeint sein, denn dieser befinde sich wenige 100 Meter vom betreffenden Spielplatz entfernt.

"Der Spielplatz wird durch die Einzäunung nicht, wie behauptet, häufig abgeschlossen, sondern ist – wie im Übrigen viele andere Spielplätze auch – in den Nachtstunden, zwischen 20.30 Uhr und 7 Uhr abgesperrt", erklärt Iwanschitz.

Mehrfach Vandalenakte

Tatsächlich sei die Kunststoff-Rutsche entfernt worden, nachdem sie mehrfach Vandalenakten zum Opfer gefallen sei: "Sie ist, wie angegeben, durch einen Balancierbalken aus Holz ersetzt worden. Dies nicht zuletzt auch deshalb, weil direkt daneben ebenfalls Spiel- und Klettergeräte aus Holz angebracht sind und das somit perfekt dazu passt", heißt es vom Pressesprecher weiter.

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Keine Sparmaßnahmen

Dann hebt Iwanschitz hervor: "Es handelt sich also um keinerlei Sparmaßnahmen, sondern um eine Umgestaltung aufgrund von Erfahrungen der letzten Jahre. Überdies besteht der Spielplatz weiterhin aus einer großen Sandkiste mit Kletterturm, einer Schaukelanlage, dem genannten Kletter- und Balancierbereich und weiteren Holzpflöcken."

Im betreffenden Viertel gäbe es insgesamt drei Spielplätze im Umkreis von wenigen hundert Metern - einer davon auch mit einem Fußballfeld mit fixen Toren. "Eine derartige Dichte ist wohl einzigartig", sagt Iwanschitz. Die Stadt Wiener Neustadt betreue insgesamt rund 30 Spielplätze im gesamten Stadtgebiet. In regelmäßigen Abständen würden die Spielgeräte erneuert bzw. ergänzt.

So sei für den genannten Spielplatz aktuell – und unabhängig von der Kritik der Grünen – eine zusätzliche Erweiterung mit einem Gerät geplant, das ebenfalls hauptsächlich aus Holz bestehen werde.

Der Kritik der Grünen fehle jeglicher Realitätsbezug, sagt Iwanschitz abschließend: "Erst vor wenigen Tagen haben wir einen komplett neu gestalteten Spielplatz eröffnet und seiner Bestimmung übergeben. In der Vorsaison waren es ebenfalls zwei neu gestaltet. So geht das seit Jahren."

{title && {title} } red, {title && {title} } Akt. 15.07.2025, 11:05, 08.07.2025, 05:15
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