Ryanair-Chef Michael O’Leary hat am Dienstag in Wien eine drastische Warnung an die Regierung ausgesprochen: Der Standort Österreich sei mittlerweile zu teuer und nicht mehr wettbewerbsfähig, so der Ire bei einer Pressekonferenz. Für den Winter streiche die Airline deshalb drei in Wien stationierte Flugzeuge, 750.000 Sitze würden damit wegfallen. Die Maschinen würden nach Bratislava und Italien verlegt, wo – so O’Leary – "die Flughafen- und ATC-Gebühren niedriger sind und es keine Luftverkehrssteuer gibt".
O’Leary betonte, dass man trotz eines Passagierwachstums von 160 Prozent seit Covid nun auf der Stelle trete: "Ohne uns wäre die Erholung des österreichischen Luftfahrtsektors noch bei weitem nicht so gut." Doch die hohen Kosten würden das Wachstum bremsen. Laut ihm sind die Flughafengebühren in Wien seit der Pandemie um 30 Prozent gestiegen, die Austro-Control-Kosten gar um 60 Prozent. Besonders hart ins Gericht ging er mit der Ticketabgabe: "Diese verrückte Luftverkehrssteuer, die von den Grünen so geliebt wird, ist von vier auf zwölf Euro pro Ticket verdreifacht worden."
Dabei bringe die Steuer kaum Geld, so O’Leary: "Sie hat im Vorjahr 160 Millionen Euro eingebracht. Wien verdient in einem Jahr mehr mit Strafzetteln fürs Falschparken als diese dumme Luftverkehrssteuer bringt." Gleichzeitig mache die Abgabe Fliegen in Österreich "hoffnungslos unkompetitiv". Im Vergleich koste eine Kontrolle durch Austro Control 460 Euro pro Flug, in Spanien seien es 125 Euro, in Italien 240. "Österreich ist doppelt so teuer wie Italien", rechnete O’Leary vor. Nur Deutschland sei mit 500 Euro noch teurer.
Erst am Mittwoch habe er, O’Leary, dem Bundekanzler bei einem Treffen am Ballhausplatz einen ehrgeizigen Wachstumsplan vorgelegt: Bei einer Abschaffung der Steuer und spürbaren Kostensenkungen wolle man in Wien zehn zusätzliche Flugzeuge stationieren, 40 neue Routen eröffnen und die Passagierzahlen bis 2030 von sieben auf zwölf Millionen erhöhen.
Auch Regionalflughäfen wie Linz, Klagenfurt oder Salzburg würden profitieren, sowie zusätzlich Graz und Innsbruck bedient. "Unser klares Versprechen: Sobald die Luftverkehrsabgabe abgeschafft ist und die Gebühren sinken, wachsen wir in Österreich um 70 Prozent", so O’Leary. Gesamtes Investitionsvolumen – eine Milliarde Dollar.
Die Alternative skizzierte er unmissverständlich – und droht mit einer Reduktion der in Wien stationierten Flotte um zwei weitere Jets auf dann 14 Maschinen: "Wenn die Regierung nichts macht, reduzieren wir im Winter um 750.000 Passagiere, nächsten Sommer um weitere 750.000. Dann sinkt unser Verkehr von sieben auf fünf Millionen."
Wien würde weiter schrumpfen, die Preise für Passagiere steigen. "Wir gehen dorthin, wo die Kosten niedriger sind", sagte O’Leary und verwies auf Bratislava: Weniger als eine Stunden von Wien entfernt gebe es halbe Gebühr und null Steuer.
Auf die Frage, ob Ryanair Wien den Rücken kehren werde, antwortete er: "Nein, absolut nicht. Aber die Frage ist: Wächst Wien oder stirbt Wien? Und im Moment stirbt Wien."