Erwin Rauscher wurde am Donnerstag als Rektor der Pädagogischen Hochschule NÖ abgesetzt. Unter seiner Führung (er war ab 2006 Rektor) seien falsche "Dummy"-Lehrveranstaltungen verbucht und auch abgerechnet worden. Im Klartext: Es wurden angebklichFake-Lehrveranstaltungen angegeben und auch Geld für diese kassiert. Während der Anwalt des Ex-Rektors keine finanziellen Schaden verortet, sieht die Finanzprüfung das deutlich anders.
Es war ein Paukenschlag an der Pädagogischen Hochschule Niederösterreich in Baden: Rektor Erwin Rauscher ist mit sofortiger Wirkung abgesetzt worden. Das Bildungsministerium wirft dem 75-Jährigen am Donnerstag "schwere Pflichtverletzung" vor.
Im Zentrum der Affäre: angeblich fingierte, also manipulierte Lehrveranstaltungen im Verwaltungssystem "PH-Online". Das Bildungsministerium schreibt im Detail: "Durch die Eintragung von Tätigkeiten in PH-Online, die keine Lehrveranstaltungen darstellen, sind über einen längeren Zeitraum Zahlungen an Hochschullehrpersonen erfolgt, die bei gesetzeskonformer Vorgangsweise nicht oder nicht in dieser Höhe angefallen wären. Es wurde eine entsprechende Anzeige bei den zuständigen Strafverfolgungsbehörden eingebracht."
Laut Bildungsministerium sollen also Tätigkeiten, die keine Lehrveranstaltungen waren, als PH-Kurse eingetragen worden sein. Lehrpersonen wurden für diese falschen Lehrveranstaltungen bezahlt.
Rauschers Rechtsanwalt Dominik Konlechner widerspricht den Vorwürfen vehement: Die Abberufung sei "rechtswidrig" und "weit überzogen". Weder liege eine schwere Pflichtverletzung vor noch eine Schädigungsabsicht. Innerhalb von zwei Jahren seien Kosten von 32.000 Euro entstanden – über Werkverträge wäre die Summe sogar höher gewesen.
Eine interne Revision der Hochschule kam erst im Juni zum Schluss: kein strafrechtlich relevanter Tatbestand, kein direkter finanzieller Schaden. Empfohlen wurde eine schriftliche Ermahnung für alle Beteiligten – vom Lehrpersonal bis zum Rektorat. Die sogenannten "Dummy-Veranstaltungen" hätten Zusatzaufgaben wie Öffentlichkeitsarbeit oder Social-Media-Arbeit abgedeckt.
Es ist nicht die erste Aufregung an der PH NÖ: Im August sorgte eine Stellenausschreibung der Praxisvolksschule für Wirbel, weil darin "sehr gute Türkisch-Kenntnisse" als Kriterium genannt waren. Diese Volksschule ist an die Pädagogische Hochschule NÖ angebunden. Das Ministerium griff ein und ließ die Ausschreibung korrigieren. Rauscher hatte die Vorgabe damals verteidigt – mit Verweis auf die Mehrsprachigkeit der Schüler.
"Die Abberufung des Rektors der Pädagogischen Hochschule Baden war längst überfällig", sagt FPÖ-Bildungssprecher Helmut Fiedler. Zu den ausgeschriebenen Stellen mit "Türkisch-Kenntnissen": "Bereits im August hat eine völlig inakzeptable Ausschreibung, welche österreichische Lehrer klar benachteiligt hat, für Wirbel und Empörung gesorgt. Wer unsere österreichischen Pädagogen derart diskriminiert, hat an der Spitze einer Bildungsinstitution nichts verloren."
Bis eine dauerhafte Nachfolge von Rektor Rauscher bestimmt ist, übernehmen die Vizerektorinnen übergangsmäßig die Leitung der Hochschule.