Mit Kopfschmerzen, Gelenkbeschwerden oder beginnendem Infekt sollte das Training eigentlich ausfallen. Doch statt sich zu schonen, greifen viele Hobbysportler zum Schmerzmittel, wie eine aktuelle Umfrage des Kuratoriums für Verkehrssicherheit (KFV) unter sportlich aktiven Personen zeigt. Für die Erhebung wurden 1.033 Personen im Alter von 14 bis 75 Jahren in Österreich befragt, die mindestens zweimal pro Woche Sport betreiben. Die am häufigsten genannten Sportarten waren Ausdauersport, Kraftsport und Wintersport.
Demnach haben bereits 39 Prozent der Befragten Schmerzmittel im Zusammenhang mit Sport eingenommen. Besonders bedenklich: Knapp ein Drittel der Schmerzmittelanwender (29%) nimmt diese "häufig" oder sogar "jedes Mal" im Vorfeld einer sportlichen Aktivität ein, 28Prozent nach einer Verletzung und 21 Prozent während des Sports.
Die Motive für die Einnahme sind vielfältig: 35 Prozent nutzen Schmerzmittel zur Schmerzlinderung, 12 Prozent zur Vorbeugung und sechs Prozent zur schnelleren Erholung.
Zwar fällt die Einnahme von Schmerzmitteln nicht unter Doping, die gesundheitlichen Risiken wie erhöhte Verletzungsgefahr, Herzkreislaufversagen, Schwindel oder Übelkeit sowie verringerte Reaktionszeiten sind nicht zu unterschätzen.
Dr. Johanna Trauner-Karner, Leiterin des Fachbereichs Sport und Freizeitsicherheit im KFV, betont: "Schmerzmittel sind wichtige Medikamente – sie haben ihre medizinische Berechtigung. Problematisch wird es jedoch, wenn eine unreflektierte Selbstmedikation erfolgt oder sie ohne medizinische Notwendigkeit eingesetzt werden – etwa, um trotz Schmerzen weitertrainieren zu können."
Die medikamentöse Schmerzlinderung kann nicht nur verschiedenste Nebenwirkungen hervorrufen, sondern auch wichtige Warnsignale des Körpers unterdrücken. Das kann dazu führen, dass Belastungsgrenzen überschritten und Verletzungen begünstigt werden. Problematisch ist auch die Dosierung: Diese bezieht sich meist auf den Ruhezustand – nicht auf körperliche Aktivität. Tatsächlich erlitt circa ein Viertel (23 %) jener, die Schmerzmittel im Sport eingenommen haben, während oder nach dem Sport eine Verletzung. 21 Prozent sind der Meinung, dass die Einnahme von Schmerzmitteln das Verletzungs- bzw. Unfallrisiko senkt
Eine Altersanalyse zeigt, dass vor allem Menschen unter 50 Jahren Schmerzmittel nutzen. In der Altersgruppe der 30- bis 39-Jährigen ist der Anteil am höchsten: Hier gab fast jede/r Zweite (47 %) an, diese zu nehmen. Auch bei den 40- bis 49-Jährigen ist der Anteil mit 41 Prozent noch recht hoch. Zudem nutzt auch ein nicht unerheblicher Anteil von Jugendlichen (33 % der 14- bis 19-Jährigen) bereits schmerzlindernde Substanzen. Ein geschlechtsspezifischer Unterschied ist gering: Frauen greifen mit 41 Prozent etwas häufiger zu Schmerzmitteln als Männer (39 %).
Ibuprofen (54 %), Paracetamol (32 %) und lokal anzuwendende Schmerzmittel (26 %) gehören zu den am häufigsten verwendeten Präparaten im Sport – und sie sind rezeptfrei erhältlich. Nahezu alle Befragten (98 %) beziehen ihre Schmerzmittel aus vertrauenswürdigen Quellen wie etwa Apotheken. Besorgniserregend ist jedoch: Nur 35Prozent kennen laut eigener Angabe die Risiken und Nebenwirkungen nur teilweise oder gar nicht.