Binde, Tampons oder Menstruationstasse – sobald die erste Periode sich meldet, sind die meisten jungen Frauen damit konfrontiert, welche Hygieneartikel sie nutzen. Wer sich für die Tampons entschieden hat, wird wissen, dass es verschiedene Arten gibt, oder? Einer Influencerin aus den Vereinigten Staaten war dies doch nicht so klar.
"Ich muss euch das zeigen, weil es wirklich verrückt ist", erzählt die amerikanische Creatorin Brenttany in einem Video, welches bereits über sechs Millionen mal geklickt worden ist, und hält einen herkömmlichen Tampon in die Kamera. Der Influencerin war nicht direkt klar, wie sie diesen benutzen sollte.
Nachdem ihr europäische Frauen erklärt hatten, wie der Tampon funktioniert, zieht die US-Amerikanerin ihr Fazit: "Es ist viel nachhaltiger, weil es keinen Plastik-Applikator hat. Also, was bitte machen wir in den USA?" In den Vereinigten Staaten sind außerdem die beliebten Hygieneartikel um einiges teurer: In New York kostet eine Packung mit 18 Stück außerdem über zwölf Dollar, in Europa kostet ein 24er-Pack nur etwas über zwei Euro.
In einem weiteren Clip zeigt die Content Creatorin die Unterschiede und hält einen Tampon mit Einführhilfe aus Plastik in der Hand. "Hier habe ich ein antikes Relikt: meinen allerletzten amerikanischen Tampon. Wenn du in den USA eine Frau nach einem Tampon fragen würdest, würde sie dir so einen geben." In Ländern, wie Frankreich oder Portugal, bekomme man dagegen fast nur die simple Variante ohne Einführhilfe.
Ein User kommentiert trocken: "Die amerikanische Version wurde offensichtlich von einem Mann designt – und man merkt es." Tatsächlich wurde der Tampon mit eingeführtem Hilfs-Applikator von dem Osteopathen Earle Haas aus Denver erfunden. Er entwickelte einen Stopfen aus Baumwolle, der mit zwei Kartonröhren eingeführt werden musste – so müssten Frauen den Plüschball nicht unbedingt berühren. Tatsächlich interessierte sich kaum jemand für seine Erfindung und er verkaufte 1933 sein Patent und seine Markenrechte an die Unternehmerin Gertrude Tendrich, die damit die weltbekannte Marke "Tampax" erschuf.
Zwei Jahrzehnte später entwickelte die deutsche Gynäkologin Judith Esser‑Mittag das Produkt weiter – und zwar als Tampon ohne Einführhilfe, als komfortablere Alternative mit weniger Plastik: 1950 kam er als "o.b.", kurz für "ohne Binde", auf den Markt. In den USA greifen fast neun von zehn Frauen zu Tampons mit Applikator, in Großbritannien sind es gemäß Umfragen rund 60 Prozent. In weiten Teilen Europas dagegen hat sich seit Jahrzehnten die Variante ohne Einführhilfe durchgesetzt – schlicht, weil hier Marken, wie "o.b.", den Markt geprägt haben.
Frauenärztin Johanna Janku kann nachvollziehen, weshalb Applikatoren in manchen Ländern beliebt sind: "Gerade Anfängerinnen empfinden Applikatoren als sehr intuitiv, weil es schnell geht und unterwegs praktisch ist. Man sieht den Applikator beim Einführen noch, hat mehr Kontrolle und das Gefühl, den Tampon nicht direkt anfassen zu müssen", verrät sie gegenüber "20 Minuten". Oft sei das allerdings "eher ein psychologischer Aspekt der Sicherheit".
"Ohne Applikator? Igitt. Habt ihr schon mal was von Infektionskontrolle gehört?", schreibt eine Nutzerin auf TikTok. Janku gibt aber Entwarnung: "Tampons mit Applikator sind nicht hygienischer als solche ohne, der Unterschied ist wirklich nur im Gefühl. Wichtig ist einfach, dass die Hände sauber sind und man die Produkte regelmäßig wechselt." Viele junge Frauen würden außerdem zu Binden greifen. "Diese haben auch ihre Vorteile: Sie beanspruchen die Vaginalflora weniger stark als Tampons. In manchen Situationen sind sie die bessere Wahl: Nach Geburten oder Operationen empfehlen wir sogar Binden, weil Tampons die Schleimhaut reizen können."