Nach dem Aufschrei eines niederösterreichischen Firmen-Chefs über die Tücken der AMS-Vermittlung meldete sich nun auch eine Unternehmerin aus Wien zu Wort – und schildert gegenüber "Heute" ihre ganz persönlichen Erfahrungen. Seit fast 20 Jahren führt sie eine Firma im Dienstleistungsbereich, doch was sich Bewerber mitunter leisten, lässt sie bis heute nur noch den Kopf schütteln.
"Ich habe schon alles erlebt", beginnt sie und erzählt etwa von einem männlichen Bewerber aus Syrien, der sie gleich beim Vorstellungsgespräch aufforderte, ihn nur geringfügig anzumelden und den Rest schwarz zu bezahlen – mit dem Hinweis: "Ich will meine Sozialhilfe nicht verlieren." Als sie ablehnte, wurde sie mit den Worten abgespeist: "Du bist eine Frau, du hast mir gar nichts zu sagen."
Ein anderes Mal rief sie eine AMS-Bezieherin an, um ein Bewerbungsgespräch zu vereinbaren. Die Antwort? "Ich genieße gerade meinen Urlaub und bin nicht in Österreich. Bitte rufen Sie im September wieder an." Für die Unternehmerin völlig unverständlich: "Wo kommen wir da bitte hin?"
Auch "Geister-Bewerber" kennt sie zu Genüge: "Viele machen sich Termine aus und tauchen dann einfach nicht auf. Wenn man sie dann bittet, wenigstens eine Krankmeldung für das AMS zu schicken, kommt gar nichts mehr."
Regelmäßig würde ihr das Arbeitsmarktservice eine Liste mit Personen übermitteln, die für ihr Unternehmen infrage kommen. "Und diese Namensliste arbeite ich dann ab und kontaktiere dann die Leute", erklärt die Firmen-Chefin den Prozess. "Wenn sich dann jemand nicht meldet, dann streiche ich den Namen von der Liste und melde das dann dem AMS, dass die Person nicht erreichbar war."
Arbeitslosigkeit in Österreich
Die Arbeitslosigkeit liegt Ende Juli weiterhin um rund +15.000 (+5,5% auf 289.968) über dem Wert von 2024. Die Register-Arbeitslosenquote beträgt 6,7% (+0,3%-punkte gegenüber Juli 2024). Die Beschäftigung wächst gegenüber dem Vorjahr aber wieder leicht (geschätzt +16.000 Beschäftigungsverhältnisse).
Die Arbeitslosigkeit von Frauen erhöht sich im Juli mit +6,8%, während bei den Männern ein Anstieg von +4,3% zu verzeichnen ist.
Die Jugendarbeitslosigkeit erhöht sich Ende Juli 2025 erstmals seit Monaten unterdurchschnittlich (+3,7%). Die Zahl der beim AMS gemeldeten sofort verfügbaren Lehrstellensuchenden steigt jedoch deutlich (+7,3% oder +685).
Die Arbeitslosigkeit von Personen mit ausländischer Staatsbürgerschaft steigt um +5,3% an, während die Arbeitslosigkeit von Inländer:innen sich mit +5,5% erhöht.
Da die Zahl der Arbeitssuchenden schon über viele Monate ansteigend ist, wächst auch die Zahl der Langzeitbeschäftigungslosen mit Status Arbeitslos und mindestens ein Jahr AMS Vormerkung auf rund 90.500 (+8.100 oder +9,8%).
Es sei allerdings schon vorgekommen, dass die gemeldete Person dann noch für Ärger sorgt. "Wenn ich eine Person beim AMS melde, dann bekommt das diejenige Person gesagt. Die streitet natürlich alles ab und hinterlässt mir dann im Internet auch noch eine schlechte Bewertung", ärgert sich die Firmen-Chefin.
Doch auch die Bürokratie selbst ist für sie ein Problem: "Ich bekomme teilweise Lebensläufe von Leuten aus Tirol oder von Bewerbern, die gar kein Deutsch sprechen. "Wie stellen die Leute sich das bitte vor? Wir haben mit Kunden zu tun. Mit Kunden zu sprechen, gehört nun einmal zum Job dazu."
Im Video: AMS-Chef Kopf im "Heute"-Talk
Die Firmen-Chefin, die Angestellte aus den unterschiedlichsten Kulturen und Religionen beschäftigt ("Die Nationalität spielt keine Rolle! Ich muss mich auf die Menschen verlassen können"), sagt im Gespräch mit "Heute" ganz offen: "So kann es einfach nicht weitergehen. Es muss sich etwas ändern!"
Und genau dem stimmt auch der Unternehmer aus Niederösterreich zu, der den Ball bei der Politik sieht und ganz offen fragt: "Wollen die eigentlich, dass die heimischen Betriebe alle zusperren? Jeden zweiten Tag liest man über Pleiten und Insolvenzen. Es wird Zeit, dass sich etwas ändert und man Firmen unter die Arme greift und sie unterstützt."