AMS-Bewerberin zu Chefin:

"Ich genieße gerade meinen Urlaub, rufen Sie später an"

"Sie glauben nicht, was ich schon alles erlebt und mitgemacht habe", sagt eine Firmen-Chefin aus Wien zu "Heute" und schüttelt nur noch den Kopf.
André Wilding
20.08.2025, 21:23
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Nach dem Bericht über die "Tricks" der Arbeitslosen ließ ein Unternehmer aus Niederösterreich im "Heute"-Talk ordentlich Dampf ab. Der Chef einer Gebäudereinigungsfirma schilderte in "Heute" seine ganz eigenen Erfahrungen mit Arbeitslosen und AMS-Vermittlungen - und sparte dabei nicht mit Kritik.

Skurrile Bewerbungsgespräche

Die Liste seiner Erlebnisse ist lang: Bewerber, die nicht auftauchen, sich am Tag vor Arbeitsbeginn krankmelden oder kurzfristig absagen. Besonders in Erinnerung geblieben ist ihm etwa auch eine AMS-Bezieherin, die nach einem unterschriebenen Arbeitstraining plötzlich in die Türkei flog - und dann trotzdem nach einer Fixanstellung fragte. "Ich hab nur noch den Kopf geschüttelt", erzählte der Unternehmer.

Auch skurrile Bewerbungsgespräche gehören für ihn zum Alltag: So erschien etwa einmal bei ihm ein Pärchen, wobei die Frau aufklärte, dass nicht sie, sondern ihr Vater - der gar kein Wort Deutsch konnte - einen Job suche. Der Firmen-Chef hat im Laufe seiner Zeit als Unternehmer dabei schon viel erlebt - und manches versteht er bis heute nicht.

"Du hast mir gar nichts zu sagen"

Und genau so geht es auch einer Unternehmerin aus Wien, die im Dienstleistungs-Sektor tätig ist und eine erfolgreiche Firma aufgebaut hat. Seit knapp 20 Jahren führt sie ihr Unternehmen und hat in dieser Zeit schon einige kuriose und teilweise auch unverschämte Momente mit AMS-Beziehern erlebt.

"Es ist etwa schon vorgekommen, dass die Leute zu mir gesagt haben, ich soll sie geringfügig anmelden und den Rest dann schwarz auf die Hand geben, damit sie ihre Sozialhilfe nicht verlieren", erzählt die Firmen-Chefin zu "Heute". So habe etwa ein Mann zu ihr gleich direkt beim Vorstellungsgespräch gesagt, sie solle ihn schwarz bezahlen. Als sie das dann verneinte, sagte er zu ihr: "Du bist eine Frau, du hast mir gar nichts zu sagen."

Auch AMS-Bewerber, die zu einem Vorstellungsgespräch einfach nicht erschienen sind, habe sie schon öfters gehabt. "Ja, das ist wirklich schon häufig vorgekommen. Die Leute machen sich einen Termin aus und kommen dann einfach nicht - oder melden sich dann einfach krank. Wenn man sie dann bittet, eine Krankmeldung für das AMS zu schicken, kommt einfach keine Antwort mehr."

Arbeitslosigkeit in Österreich
Die Arbeitslosigkeit liegt Ende Juli weiterhin um rund +15.000 (+5,5% auf 289.968) über dem Wert von 2024. Die Register-Arbeitslosenquote beträgt 6,7% (+0,3%-punkte gegenüber Juli 2024). Die Beschäftigung wächst gegenüber dem Vorjahr aber wieder leicht (geschätzt +16.000 Beschäftigungsverhältnisse).

Die Arbeitslosigkeit von Frauen erhöht sich im Juli mit +6,8%, während bei den Männern ein Anstieg von +4,3% zu verzeichnen ist.

Die Jugendarbeitslosigkeit erhöht sich Ende Juli 2025 erstmals seit Monaten unterdurchschnittlich (+3,7%). Die Zahl der beim AMS gemeldeten sofort verfügbaren Lehrstellensuchenden steigt jedoch deutlich (+7,3% oder +685).

Die Arbeitslosigkeit von Personen mit ausländischer Staatsbürgerschaft steigt um +5,3% an, während die Arbeitslosigkeit von Inländer:innen sich mit +5,5% erhöht.

Da die Zahl der Arbeitssuchenden schon über viele Monate ansteigend ist, wächst auch die Zahl der Langzeitbeschäftigungslosen mit Status Arbeitslos und mindestens ein Jahr AMS Vormerkung auf rund 90.500 (+8.100 oder +9,8%).

"Bin nicht in Österreich"

Sie erinnert sich auch an einen Fall, über den sie sich besonders geärgert hat. "Das war genau letztes Jahr im August. Ich wollte eine Bewerberin zu einem Vorstellungsgespräch einladen und habe sie angerufen. Sie hat dann auch abgehoben und mir beinhart gesagt: 'Ich genieße gerade meinen Urlaub und bin nicht in Österreich! Bitte rufen Sie mich im September wieder an'. Ich meine, wo kommen wir da bitte hin?"

Das Arbeitsmarktservice übermittelt der Unternehmerin eine Liste mit Personen, die für ihr Unternehmen infrage kommen. "Und diese Namensliste arbeite ich dann ab und kontaktiere dann die Leute", erklärt die Firmen-Chefin den Prozess. "Wenn sich dann jemand nicht meldet, dann streiche ich den Namen von der Liste und melde das dann dem AMS, dass die Person nicht erreichbar war."

Im Video: AMS-Chef Kopf im "Heute"-Talk

Es sei allerdings schon vorgekommen, dass die gemeldete Person dann noch für Ärger sorgt. "Wenn ich eine Person beim AMS melde, dann bekommt das diejenige Person gesagt. Die streitet natürlich alles ab und hinterlässt mir dann im Internet auch noch eine schlechte Bewertung", ärgert sich die Firmen-Chefin.

"Es muss sich etwas ändern"

Mittlerweile bekomme sie aber nicht nur Bewerbungen aus Wien oder der näheren Umgebung vom AMS zugespielt, sondern etwa auch aus Tirol. "Das hilft mir dann halt nicht wirklich weiter", so die Unternehmerin. Außerdem würde sie auch Lebensläufe von Personen bekommen, die kein einziges Wort Deutsch können. "Wie stellen die Leute sich das bitte vor? Wir haben mit Kunden zu tun. Mit Kunden zu sprechen, gehört nun einmal zum Job dazu."

Die Firmen-Chefin, die Angestellte aus den unterschiedlichsten Kulturen und Religionen beschäftigt ("Die Nationalität spielt keine Rolle! Ich muss mich auf die Menschen verlassen können"), sagt im Gespräch mit "Heute" ganz offen: "So kann es einfach nicht weitergehen. Es muss sich etwas ändern!"

{title && {title} } wil, {title && {title} } 20.08.2025, 21:23
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