Wer bis 27. Juni am Wiener Karlsplatz vorbeikommt, begegnet nicht nur Musik, Straßenkunst und Feierabendpublikum – sondern auch Satelliten, VR-Brillen und vielen staunenden Gesichter. Die europäische Weltraumorganisation ESA (European Space Agency) hat im Rahmen ihrer Konferenz "Living Planet Symposium" die Stadt zur Bühne gemacht: Bei "Space in the City" wird Weltraumforschung sichtbar, greifbar – und in gewisser Weise auch spürbar.
Zur feierlichen Eröffnung am Karlsplatz kamen unter anderem der österreichische ESA-Generaldirektor Josef Aschbacher, Mag. Dr. Andreas Geisler, Leiter der Agentur für Luft- und Raumfahrt bei der FFG (Forschungsförderungsgesellschaft), und Vertreterinnen und Vertreter der SpaceBuzz Foundation – begleitet von zahlreichen neugierigen Schulklassen. Auch Innovationsminister Peter Hanke (SPÖ) war vor Ort und sprach von einem "wichtigen Signal für den Innovationsstandort Österreich". Österreich sei seit 1985 Teil der ESA – und habe sich seither mit Forschung und Industrie gut positioniert, so Hanke. "Der Einsatz neuer Technologien und die Kommerzialisierung wird den Weltraumsektor in Zukunft prägen", so Hanke weiter.
In den kommenden Tagen steht auf dem Platz alles im Zeichen der Raumfahrt – nicht abstrakt, sondern alltagsnah: Es geht um Klimadaten, Erdbeobachtung, Satellitentechnik und die Frage, wie wir unseren Planeten besser verstehen (und schützen) können.
Wer sich durch das Gelände rund um den Karlsplatz bewegt, stolpert nicht nur über neugierige Kindergruppen, sondern auch über eine kleine Stadt aus Containern, Bildschirmen und Ideen. An einer Station können Satellitenbilder betrachtet werden – sie zeigen etwa, wie schnell Gletscher schmelzen oder wo sich Städte besonders stark aufheizen. Ein Jugendlicher erzählt: "Ich finde die Sicht auf die Erde interessant – vor allem bei Nacht, mit den Stadtlichtern." Ein paar Schritte weiter tippen Besucherinnen und Besucher auf große Touchscreens: "Climate from Space" nennt sich diese Station, an der sichtbar wird, wie sehr sich unser Planet verändert – in Zeitraffer, aus dem All betrachtet.
Ein eigenes Modul widmet sich der Open Space Innovation – hier geht's um Raumfahrt von morgen: neue Technologien, neue Denkansätze. Und über allem liegt ein dezenter Klangteppich, komponiert von Rupert Huber, der aus echten Satellitendaten Musik gemacht hat. "Ich finde die Sonne und die Sterne alles sehr interessant", sagt ein weiterer Besucher. Viele Kinder bleiben bei der "Sound of Space"-Station stehen, andere aber zieht es unweigerlich dorthin, wo Bewegung ist: zur Rakete.
Die Mischung an Besucherinnen und Besuchern ist bunt. Neugierige Wienerinnen und Wiener bleiben spontan stehen, andere kommen gezielt – mit Kindern, als Paar, allein oder in Gruppen. Viele lassen sich Zeit, schlendern von Station zu Station, bleiben hängen, stellen Fragen.
Ein Schüler schwärmt: "Ich will mal Astronaut werden. Schwerelos sein, das wär was!" An jeder Ecke wird erklärt, diskutiert, gestaunt. Es geht nicht um Hochglanz oder große Show – sondern darum, Zusammenhänge verständlich zu machen.
Weltraum- und Innovationsminister Peter Hanke: "Man bringt Kinder dazu, sich mit der Zukunft zu beschäftigen – nicht nur mit ihrer eigenen, sondern mit der der ganzen Welt." Und Janine Geysen von der SpaceBuzz Foundation ergänzt: "Wenn man die Welt verändern will, braucht man eine andere Perspektive." Die ESA ist seit 50 Jahren ein verlässlicher Partner in Sachen Erdbeobachtung, erklärt Hanke weiter, "das ist ein ganz wichtiges Projekt für ganz Europa."
In den kommenden Tagen bleibt die Raumfahrt am Karlsplatz lebendig. Mit dabei sind unter anderem die Reserveastronautin Carmen Possning, Gründerinnen und Gründer von spannenden SpaceTech-Startups sowie weitere Weltraum-Pioniere, die auf der Bühne von ihrer Faszination für den Kosmos erzählen. Fans des Podcasts "Das Universum" können sich auf eine Live-Session mit den Machern freuen, während Experten der ESA und der Wiener Stadtverwaltung in Diskussionsrunden zeigen, wie Satellitendaten genutzt werden können, um Städte klimaneutral zu gestalten.
Ein besonderes Highlight verspricht die Fashion Show zu werden, die Earth-Images aus dem All auf Textilien lebendig werden lässt. Und für Musikliebhaber gibt es eine Reprise von "Waltz into Space", die die Höhepunkte des Konzerts der Wiener Symphoniker noch einmal aufleben lässt.
Am Ende der Ausstellung wartet ein weiteres Highlight: die SpaceBuzz-Rakete. Acht Plätze, bewegliche Sitze, Virtual-Reality-Brillen – und für 15 Minuten geht's hoch hinaus.
Man nimmt Platz, setzt die VR-Brille auf – und hebt ab. Die Stimme eines Astronauten führt durch die Reise, während sich die Sitze mitbewegen. Es geht durch die Atmosphäre, vorbei an Sternen und Satelliten, bis hin zum Mond. Von dort aus sieht man die Erde: klein, leuchtend, ruhig. Während der virtuellen Mission bleibt es still im Raum. Manche greifen nach der Hand der Sitznachbarn, andere schauen einfach nur – konzentriert, berührt. Fast alle steigen mit einem Lächeln wieder aus.
"Wenn man die Welt verändern will, braucht man eine andere Perspektive", sagt Janine Geysen von der SpaceBuzz Foundation. Vielleicht ist das hier ein Anfang. Offiziell sind die Raketenplätze ausgebucht. Aber: Ab 17 Uhr könnten spontane Plätze freigegeben werden – wer Glück hat, fliegt doch noch mit.