Laut einer aktuellen Erhebung des Österreichischen Heimtierfutterverbands (ÖHTV) und des Österreichischen Zoofachhandels (WKO) gibt es im Jahr 2025 2.870.000 Haustiere in österreichischen Haushalten. Fast jeder zweite Haushalt in Österreich (47 %) besitzt ein Haustier. Die Gründe dafür sind vielfältig: Immer mehr Menschen leben allein und entscheiden sich für ein Haustier als Begleiter. Seit der COVID-19-Pandemie gibt es einen anhaltenden Trend zur emotionalen Unterstützung durch Tiere. Homeoffice und flexible Arbeitszeiten ermöglichen es mehr Menschen, ein Haustier zu halten. Besonders für Hunde ist dies ein Vorteil, da die Halter mehr Zeit zu Hause verbringen. Laut der deutschen Statistikplattform Statista gab es im Jahr 2022 in Österreich insgesamt rund 837.000 Hunde. Damit gehören Hunde – nach Katzen – zu den beliebtesten Haustieren in Österreich.
Im Gegensatz dazu lässt sich seit Jahren lässt sich in Österreich ein Geburtenrückgang erkennen. Neue Zahlen der Statistik Austria zeigen nun: 2025 zeichnet sich ein neues Rekordtief ab, es könnte das Jahr mit den wenigsten Geburten seit Beginn der Zweiten Republik werden. Woran liegt das?
Eine Studie der Eötvös-Loránd-Universität in Budapest hat nun untersucht, warum immer mehr Menschen auf den Hund kommen – nicht zwingend als Kind-Ersatz, aber durchaus als Alternative zum klassischen Familienmodell. Das Ergebnis? Hinter dem Trend stecken praktische und soziale Überlegungen.
Nähe, Liebe und eine klare Alltagsstruktur: Ein Hund ist nicht nur herzig, sondern kann auch dein gesamtes Wohlbefinden und Leben positiv beeinflussen, so die Forscher. Zugegeben, die Pflege braucht viel Aufmerksamkeit und Zeit. Doch genau das passiert oft in einem Rahmen, den viele als machbar empfinden – im Vergleich zu einem Kind. "Obwohl Hunde stark von ihren Bezugspersonen abhängig sind, erleben viele die Verantwortung als weniger belastend als die Elternschaft", sagt Verhaltensforscherin und Mitglied des Forschungsteams der Studie Laura Gillet.
Kinderkriegen bedeutet, dass man über Jahrzehnte hinweg Verantwortung übernimmt – ein Hund dagegen begleitet dich im Schnitt 10 bis 15 Jahre. Immer noch eine herausfordernde Aufgabe, aber eine, die sich besser planen lässt. Gerade für Menschen in Städten, auf engem Wohnraum, mit kleinerem Budget oder ohne soziales Netzwerk, fühlt sich das oft wie die realistischere Option an. Ein weiterer Grund, den das Forscherteam nennt: Kind und Karriere passen immer weniger unter einen Hut, und externe Betreuungskosten steigen stetig.
Studienleiterin Enikő Kubinyi stellt jedoch klar: "Es geht nicht darum, dass der Hund das Kind ersetzt." Bei dieser Entwicklung handle es sich vielmehr um eine neue Art von Fürsorge: eine, die sich nach Bindung so wie nach Freiheit sehnt.
Außerdem, so die Verhaltensforscherinnen: "Die Pflege eines Hundes kann auch gut mit der Erziehung von Kindern koexistieren – und zeigt, dass Menschen offenbar grundsätzlich fürs Umsorgen gemacht sind, egal für welche Spezies."