Sogenannte bariatrische Operationen sind chirurgische Eingriffe, die zur Gewichtsreduktion bei starkem Übergewicht (Adipositas) eingesetzt werden. Ziel ist es, die Aufnahme von Nahrung im Magen-Darm-Trakt zu verändern, um eine Gewichtsabnahme zu erreichen und damit verbundene gesundheitliche Probleme zu verbessern.
Es gibt verschiedene Arten von bariatrischen Operationen, zum Beispiel Magenverkleinerung, Magenband und den Magenbypass. Bei letzterer wird ein kleiner Magenbeutel gebildet und der Dünndarm umgeleitet, sodass die Nahrung einen kürzeren Verdauungsweg nimmt. Dies reduziert die Kalorienaufnahme und die Nährstoffaufnahme.
Das Unternehmen Syntis Bio behauptet, ein Medikament (SYNT-101) entwickelt zu haben, das die Wirkungen einer Magenbypass-Operation nachahmt und gleichzeitig die Muskelmasse besser erhält als GLP-1-Medikamente ("Abnehmspritze"). Und das alles in einer Tablette, die einmal am Tag einzunehmen ist. Die neuen Erkenntnisse wurden diese Woche auf dem Europäischen Kongress zum Thema Adipositas im spanischen Málaga vorgestellt.
In der Pilotstudie am Menschen erhielten neun gesunde Teilnehmer (zwei Männer, sieben Frauen, im Alter von 24–53 Jahren, BMI 19–29) eine Einzeldosis SYNT-101 in flüssiger Form, verabreicht in drei Dosierungsstufen. Zwei Teilnehmer erhielten 25 % der Zieldosis, drei 50 % und vier die volle Zieldosis.
Der Wirkstoff ist ein sogenanntes Polydopamin. Es handelt sich um einen Eiweißstoff, den Muscheln verwenden, um sich an Oberflächen anzuheften. Als Medikament bildet das Polydopamin eine Schicht auf der Dünndarmschleimhaut des Zwöffingerdarms. Das blockiert die Aufnahme von Nährstoffen. SYNT-101 ahmt die Wirkung eines Magenbypasses nach, indem es im Zwölffingerdarm eine temporäre Polydopamin-Schicht bildet und so die Nährstoffzufuhr in den unteren Darmbereich verlagert, um auf natürliche Weise das Sättigungsgefühl zu fördern und das Stoffwechselgleichgewicht zu unterstützen.
Die Nährstoffe werden dann in den hinteren Teil des Dünndarms verlagert, wo sie auf natürliche Weise resorbiert werden. Diese Umlenkung der Nährstoffaufnahme soll die Freisetzung von Sättigungshormonen wie GLP-1 und PYY stimulieren und so das Sättigungsgefühl fördern.
Endoskopische Aufnahmen bestätigten, dass sich die Polymerbeschichtung wie erwartet im oberen Dünndarm bildete, und Gewebeproben zeigten, dass SYNT-101 innerhalb von 24 Stunden nach der Verabreichung sicher ausgeschieden wurde. In keiner Dosierungsgruppe wurden unerwünschte oder schwerwiegende Nebenwirkungen berichtet.
Der Gewichtsverlust wurde im Rahmen dieser Studie nicht erfasst, die Forscher sagten jedoch, dass die Ergebnisse auf eine verringerte Nahrungsaufnahme hindeuteten.
In Studien mit Nagetieren führte SYNT-101 über sechs Wochen zu einem Gewichtsverlust von 1 % pro Woche, während 100 % der Muskelmasse erhalten blieben.
Syntis Bio plant, noch in diesem Jahr einen Antrag auf Zulassung eines neuen Prüfpräparats bei der amerikanischen Gesundheitsbehörde FDA einzureichen.