Tierisch organisiert

Das hässlichste Tier der Welt lebt streng strukturiert

Nacktmulle organisieren ihre Kolonien mit strikter Arbeitsteilung, ähnlich wie Insekten - selbst Faulheit hat dabei eine feste Rolle.
Heute Tierisch
13.10.2025, 12:01
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Bei den Nacktmullen geht es richtig organisiert zu: Die Kolonien können von ein paar Dutzend bis zu 300 Tieren groß werden. Die soziale Struktur in ihrem Bau erinnert dabei stark an Insekten wie Bienen: Für den Nachwuchs ist nur ein Weibchen zuständig, das sich mit ein bis drei Männchen paart. Der Rest der Bande hat andere Aufgaben - ganz ähnlich wie bei den Arbeiterinnen und der Königin im Bienenstock. Wie eine neue Studie der Universitäten Tokio und Kumamoto berichtet, wurde das jetzt auch in einem spannenden Experiment bestätigt.

Ein Forschungsteam der Universitäten Tokio und Kumamoto unter der Leitung von Masanori Yamakawa hat im Labor 102 Nacktmulle in fünf Kolonien mit winzigen Mikrochips ausgestattet, die jeweils nur 0,08 Gramm wiegen. Damit konnten sie genau verfolgen, wie sich die Tiere in einem künstlichen Bau mit neun Kammern aus Acryl bewegen. Diese Kammern waren quadratisch angeordnet und durch Gänge miteinander verbunden - so wie es auch in der freien Wildbahn bei den Nacktmullen üblich ist.

Jeder Raum hatte eine eigene Funktion: Es gab ein Klo, eine Müllkammer, ein Nest und Aufenthaltsräume. Die Tiere halten sich streng an diese Aufteilung, die Nutzung der Räume wird nur ganz selten verändert, schreiben die Forscher in ihrer im Fachjournal "Science Advances" veröffentlichten Studie.

Besonders auffällig waren die sogenannten "Müllmulle": Tiere, die viel unterwegs waren und sich meistens im Müllraum aufhielten. Sie dürften laut Yamakawa und seinem Team die "Transportexperten" sein, also für die Müllentsorgung verantwortlich. Andere Tiere, die hauptsächlich im Klo herumsitzen, übernehmen offenbar die Reinigung. Und jene Nacktmulle, die sich in Kammern ohne klaren Zweck aufhalten und nicht viel machen, könnten in der Natur für das Graben und Erweitern des Baus zuständig sein.

Auch im Tierreich gibt es offenbar echte Müßiggänger. "Wir haben sogar eine Gruppe entdeckt, die wie Müßiggänger gewirkt haben, Individuen, die insgesamt weniger aktiv waren", erklärt Erstautor Yamakawa. In dieser Gruppe waren vor allem jüngere und ältere Tiere, die sich fast nur in den Nesträumen aufhielten. "Diese Individuen könnten eine Art Arbeitskräfte in Reserve sein", sagt der Forscher. Im Notfall, etwa bei einem Angriff, könnten sie als Reservearmee einspringen - ähnlich wie das bei manchen Insektenarten der Fall ist. Auch bei Termiten gibt es solche "Stand-by-Soldaten", während die aktiveren Tiere für Patrouillen und Erkundungen zuständig sind.

Die Forscher haben festgestellt, dass die meisten Nacktmulle während des 30 Tage dauernden Experiments bei ihrer Aufgabe geblieben sind - 95 Prozent haben ihren "Beruf" nicht gewechselt. Die strenge Arbeitsteilung wirkt sich sogar auf den Umgang der Tiere miteinander aus. Faule Nacktmulle gehen den fleißigen eher aus dem Weg. Das zeigt, dass gemeinschaftliche Zusammenarbeit nicht immer die beste Lösung ist. "Unabhängig zu arbeiten, könnte für die Suche nach Futter effektiver sein", heißt es in der Studie.

{title && {title} } red, {title && {title} } Akt. 13.10.2025, 12:55, 13.10.2025, 12:01
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