Ein Bericht der Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft (WKStA) wirft neue Fragen im Zusammenhang mit dem Tod des ehemaligen Justiz-Sektionschefs Christian Pilnacek auf. Während die niederösterreichische Polizei von einem eindeutigen Suizid ohne Fremdbeteiligung ausgegangen war, zeigen nun ausgewertete Daten seiner Smartwatch Auffälligkeiten, die Zweifel an der bisherigen Darstellung wecken.
Pilnacek hatte in der Nacht auf den 20. Oktober 2023 die Wohnung seiner Freundin verlassen – ohne Handy und Geldbörse. Kurz darauf wurde er in einem Nebenarm der Donau tot aufgefunden. Für die Ermittler war der Fall abgeschlossen: Weder habe es Hinweise auf ein Verbrechen noch Verdachtsmomente gegen andere Personen gegeben, hieß es im Abschlussbericht von Chefermittler Hannes Fellner. Auch die Staatsanwaltschaft Krems stützte diese Sichtweise. Besonders brisant: Die damals sichergestellte Samsung-Smartwatch habe laut den Ermittlern keine relevanten Daten enthalten.
Doch die WKStA ließ die Uhr von einem IT-Spezialisten untersuchen – und der stieß auf Unstimmigkeiten, wie unter anderem der "Standard" berichtet. So wurde die Smartwatch um 0.55 Uhr, kurz nach Pilnaceks Aufbruch, noch mit seinem Smartphone synchronisiert. Danach stieg der Akkuverbrauch auffällig an, vermutlich wegen wiederholter Verbindungsversuche. Überraschend ist zudem ein weiteres Detail: Zwischen 1.15 Uhr und 3.21 Uhr kam es zu mehreren Bluetooth-Kontakten. Das legt nahe, dass sich in dieser Zeit andere Geräte in unmittelbarer Nähe befanden. Zwischen 3.21 Uhr und 3.55 Uhr wurden erneut Daten empfangen – möglicherweise befand sich die Uhr da wieder im Bereich des Smartphones.
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Ein exakter Todeszeitpunkt ließ sich von Ermittlern und Gerichtsmedizinern nicht feststellen. Die Smartwatch-Daten deuten jedoch auf kurz nach vier Uhr früh hin. Neben den Bluetooth-Verbindungen sollen auch zahlreiche weitere Daten wie Herz- und Bewegungsparameter vorhanden sein. Um diese vollständig auszuwerten, wurde laut dem Bericht des "Standard" offenbar Samsung kontaktiert.
Auch wenn die neuen Erkenntnisse keinen klaren Beweis liefern, dass Pilnacek in seinen letzten Stunden nicht allein war, rücken sie die Sorgfalt der ursprünglichen Ermittlungen erneut in ein kritisches Licht. Brisant ist auch der Umgang mit Pilnaceks Smartphone: Noch am Tag des Leichenfunds gelangte es über eine Freundin an den Anwalt seiner Witwe, die das Gerät später mit einem Bunsenbrenner zerstörte. Vor Gericht wollte sie nicht offenlegen, wer dabei anwesend war.