Das Traisener Oktoberfest gibt es mittlerweile seit rund 20 Jahren. Anfang der 2000er sprangen vielerorts Veranstalter auf den Trend auf. Angefangen hat auch in Traisen alles recht einfach in einem Zelt. Im Laufe der Jahre wuchs aber der Andrang und das Fest übersiedelte in den sogenannten "Eventstadl".
Zuletzt will man bis zu 20.000 Besucherinnen und Besucher gezählt haben, heißt es von Mitorganisator Gerhard Bauer gegenüber dem ORF.
Das Fest sei mittlerweile ein gewichtiger Wirtschaftsfaktor und für Betriebe wichtig, hebt Bauer hervor. Viele Gäste würden sich extra dafür Trachten kaufen.
Heuer findet das Oktoberfest aber nicht statt. Die Bezirkshauptmannschaft verlangte für die Veranstaltung eine Betriebsanlagengenehmigung nach der Gewerbeordnung. Doch diese Genehmigung fehlt derzeit, und es wird sie in absehbarer Zeit auch nicht geben. Denn laut Bauer seien dazu Umbaukosten von rund 350.000 Euro nötig.
Der Besitzer vom Eventstadl, die 888koy GmbH, sagte auf Nachfrage des ORF, dass man das Gebäude bei einer Zwangsversteigerung gekauft habe. Im damaligen Gerichtsgutachten sei nichts von einer notwendigen Betriebsanlagengenehmigung gestanden.
Und: Das Oktoberfest sei nur eine von mehreren Veranstaltungen im Gebäude, andere Events seien demnach nicht betroffen – für sie reiche die derzeitige Bewilligung aus. Denn, welche Genehmigungen nötig sind, hängt immer von der Art der Nutzung ab.
Nach dem Vorbild des Münchner Originals, mit zuletzt über 6 Millionen Besuchern, entstanden in den letzten zwei Jahrzehnten weltweit Oktoberfeste. Unter anderem auch außerhalb Europas, wie etwa in Chinas Qingdao (3 Mio. Besucher), in Kitchener, Kanada (700.000) und Blumenau in Brasilien (600.000). Auch in den USA, Australien, Russland, Namibia und Japan wird nach deutschem Vorbild gefeiert. In Deutschland selbst gibt es mittlerweile auch viele regionale Ableger, darunter das zweitgrößte Oktoberfest in Hannover mit jährlich rund 500.000 Besuchern.
Vereine etwa dürfen Veranstaltungen organisieren, dafür brauchen sie lediglich eine Veranstaltungsbetriebsstättenbewilligung. Diese Veranstaltungen dürfen aber, laut Gesetz, nicht länger als 72 Stunden pro Jahr dauern. Tatsächlich gab es auch für das Oktoberfest eine solche Bewilligung. Sie wurde einst für das vormalige Zelt und die Stockschützenhalle ausgestellt.
Jetzt hat aber eine Überprüfung der Bezirkshauptmannschaft ergeben, dass der Eventstadl eine feste Ausstattung fürs Gastgewerbe hat und nicht nur vorübergehend genutzt wurde. Demnach wurde für das Oktoberfest eine Betriebsanlagengenehmigung nach der bestehenden Gewerbeordnung verlangt – sie ist mit deutlich strengeren Auflagen verbunden.
Die Veranstalter, die KSB gastro GesmbH, sehen das nicht ein und haben denn Fall sogar vor Landesverwaltungsgericht gebracht. Doch dieses bestätigte nur die Sichtweise der Bezirkshauptmannschaft, die auf gültigen Gesetzen beruht.
Zwar hat die KSB gastro dagegen eine außerordentliche Revision eingebracht, doch Trachtenrevue à la München wird es dieses Jahr für Traisen keine geben: "Diese Entscheidung ist für uns alle schmerzlich", schreiben die Veranstalter auf ihrer Webseite und versprechen: "Wir geben die Hoffnung nicht auf, dass sich Wege und Möglichkeiten finden, unser geliebtes Fest wieder aufleben zu lassen."