Faktencheck

Trump will sieben Kriege beendet haben – stimmt das?

US-Präsident Trump hob bei der UN-Vollversammlung seine Rolle als Friedensbringer hervor und sagte, er habe sieben Kriege beendet. Stimmt die Aussage?
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28.09.2025, 19:22
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Die Behauptung

In seiner UNO-Rede am Dienstag erklärte US-Präsident Donald Trump, er habe in sieben Monaten sieben Kriege beendet. Konkret bezog er sich auf Konflikte zwischen Armenien und Aserbaidschan, der Demokratischen Republik Kongo (DRC) und Ruanda, Indien und Pakistan, Israel und Iran, Kambodscha und Thailand, Serbien und Kosovo sowie Ägypten und Äthiopien.

Bewertung

Trumps Behauptung ist eine Übertreibung. Zwar war er an mehreren Waffenstillstands-Verhandlungen beteiligt, allerdings ist unklar, ob diese zu einem andauernden Frieden führen werden. Bei den aufgelisteten Konflikten handelt es sich zudem nicht immer um Kriege. Schließlich ist nicht in jedem Fall klar, wie stark Trump wirklich involviert war.

Gemischte Bilanz

Donald Trump will den Friedensnobelpreis, wie er bereits mehrfach angedeutet hat. Zu dieser Forderung passt, dass der US-Präsident immer wieder seine Leistungen als Friedensbringer anspricht. Jüngst tat er das in seiner Rede vor der UNO, als er verkündete: "In nur sieben Monaten habe ich sieben unbeendbare Kriege beendet." Bei genauer Betrachtung der einzelnen Konflikte erweist sich die Bilanz als gar optimistisch.

Armenien und Aserbaidschan

Armenien und Aserbaidschan lieferten sich in den vergangenen vier Jahrzehnten mehrere Kriege um das Gebiet Berg-Karabach, das von beiden Ländern beansprucht wird. 2023 gelang es Aserbaidschan, Berg-Karabach vollständig einzunehmen, worauf rund 100.000 armenischstämmige Menschen aus dem Gebiet nach Armenien flüchteten.

Am 8. August dieses Jahres unterzeichneten Armeniens Premier Nikol Paschinjan und Aserbaidschans Präsident Ilham Aliyev im Beisein Trumps ein historisches Friedensabkommen im Weißen Haus. Es gewährt zudem US-Firmen das Recht, einen Transitkorridor durch den Südkaukasus auszubauen, der als "Trump-Route für internationalen Frieden und Wohlstand" bezeichnet wurde. Aliyev und Paschinjan lobten Trump für seine Bemühungen und erklärten, ihn für den Friedensnobelpreis empfehlen zu wollen.

Seither schweigen die Waffen. Einen von beiden Seiten unterzeichneten Friedensvertrag gibt es aber noch nicht. Aserbaidschan fordert als Vorbedingung, dass Armenien seine Gebietsansprüche auf aserbaidschanisches Territorium aus der Verfassung streicht, was bisher nicht geschah.

Demokratische Republik Kongo und Ruanda

Seit dem Genozid in Ruanda 1994 stecken die beiden Staaten in einem blutigen Konflikt, in den mehrere bewaffnete Gruppen involviert sind, darunter die kongolesische Rebellengruppe M23. Die M23-Rebellen entfachten den Konflikt Anfang dieses Jahres neu und töteten Tausende Menschen. Unterstützt werden sie laut Experten von Ruanda, was das Land abstreitet.

Am 27. Juni unterzeichneten die Außenminister der DRC und Ruanda, ohne Beteiligung der M23-Rebellen, in Washington ein von den USA vermitteltes Friedensabkommen. Trump nannte das Abkommen, das auch US-Investitionen in die wichtigen Mineralvorkommen im Osten des Kongo ermöglicht, einen "glorreichen Triumph für die Sache des Friedens".

Von einem Frieden kann aber keine Rede sein. Sowohl die DRC als auch die M23-Rebellen werfen sich gegenseitig vor, das Waffenstillstandsabkommen verletzt zu haben. Laut einem Bericht von Human Rights Watch töteten die M23-Rebellen allein im Juli 140 Zivilisten.

Indien und Pakistan

Indien und Pakistan haben seit 1947 mehrere Kriege um die Himalajaregion Kaschmir geführt. Der jüngste Konflikt entbrannte im April, als Attentäter im indisch kontrollierten Teil des Gebiets 27 Menschen töteten. Es war der folgenschwerste Angriff in Kaschmir seit mehr als 20 Jahren. Indien beschuldigte daraufhin Pakistan der Tat, es folgten gegenseitige Angriffe mit Kampfjets, Raketen und Drohnen auf den jeweiligen Nachbarn.

Am 10. Mai verkündete Trump auf Truth Social, Indien und Pakistan hätten sich unter Vermittlung der USA auf einen Waffenstillstand geeinigt. Der pakistanische Premierminister Shehbaz Sharif bedankte sich darauf öffentlich bei Trump. Indien bestritt dagegen eine US-Beteiligung an den Verhandlungen. Der indische Außenminister erklärte am 17. Juni, Indiens Premier Modi habe Trump mitgeteilt, dass der Waffenstillstand durch Gespräche zwischen dem indischen und dem pakistanischen Militär und nicht durch die Vermittlung der USA erreicht worden sei. Derweil bleibt der Streit um Kaschmir zwischen Indien und Pakistan ohne Friedensvertrag weiter ungelöst.

Israel und Iran

Auf den überraschenden Angriff Israels auf iranische Ziele Mitte Juni reagierte der Iran mit Angriffen auf israelische Städte. Am 21. Juni traten die USA in den Krieg ein und bombardierten iranische Nuklearanlagen. Nach einem Vergeltungsschlag des Irans auf eine US-Basis in Katar verkündete Trump am 23. Juni einen Waffenstillstand.

Der von Trump genehmigte US-Angriff auf den Iran dürfte den Ausschlag gegeben haben, dass der Iran und Israel einem von den USA und Katar vermittelten Waffenstillstand zugestimmt haben. Der Konflikt der beiden Erzfeinde ist damit jedoch nicht gelöst.

Ende Juni stimmte Irans Parlament für eine Aussetzung der Zusammenarbeit mit der Internationalen Atomenergiebehörde (IAEA), bis die "Sicherheit" der nuklearen Anlagen gewährleistet ist. Die Bedrohung, die für Israel von Irans Atomprogramm ausgeht, besteht weiter.

Kambodscha und Thailand

Im Juli entzündete sich ein seit Jahrzehnten schwelender Grenzstreit zwischen den beiden südostasiatischen Ländern. Gegenseitige Angriffe führten zu Toten und Verletzten. Keines der beiden Länder erklärte dem anderen allerdings den Krieg. Im Zentrum des Streits steht der Hindutempel Prasat Preah Vihear, der zusammen mit dem umliegenden Gebiet von beiden Ländern beansprucht wird.

Nachdem Trump Druck auf beide Länder ausgeübt hatte, indem er ihnen mit der Kündigung ihrer Handelsabkommen drohte, trafen sich beide Seiten in Malaysia und einigten sich am 28. Juli auf einen bedingungslosen Waffenstillstand. Trump verkündete: "Ich bin stolz, der Friedenspräsident zu sein." Trotz des Waffenstillstands bleibt der Grenzstreit ungelöst. Die Gefahr, dass jederzeit ein neuer blutiger Konflikt ausbrechen könnte, bleibt bestehen.

Serbien und Kosovo

Der Kosovo wird von Serbien nicht anerkannt, was zu andauernden Spannungen führt. Laut Trump standen die beiden Staaten Ende Juni sogar am Abgrund eines Krieges. Der US-Präsident erklärte am 28. Juni, dass Serbien Vorbereitungen getroffen habe, den Kosovo anzugreifen: "Wir haben es gestoppt. Wir haben es wegen des Handels gestoppt. Sie wollen mit den Vereinigten Staaten Handel treiben, und ich habe gesagt, dass wir keinen Handel mit Leuten treiben, die Krieg führen."

Es ist unklar, ob Serbien tatsächlich den Kosovo angreifen wollte. Belgrad dementierte die Gerüchte, während die kosovarische Präsidentin Vjosa Osmani vage blieb und erklärte: "Wir schätzen die Rolle von Präsident Trump als Friedensstifter, der sich Tag und Nacht für den Frieden in der Welt einsetzt." Fakt ist: Bisher gab es während der beiden Amtszeiten Trumps keinen Krieg zwischen Serbien und Kosovo.

Ägypten und Äthiopien

Auch zwischen Ägypten und Äthiopien gab es keinen Krieg, den Trump hätte beenden können. Die beiden Länder streiten sich seit Jahren um einen Nil-Staudamm, den Äthiopien im Juli vollendet hat. Die Ägypter fürchten, dass Äthiopien ihnen damit das Wasser abdrehen könnte. Zahlreiche Verhandlungsrunden über die Jahre brachten keine Einigung zwischen Ägypten und Äthiopien.

Am 14. Juli erklärte Trump, dass es sich bei diesem Streit nicht mehr nur um regionale Spannungen handle, sondern um eine menschliche und nationale Angelegenheit für Ägypten. "Dieser Damm bedeutet für das ägyptische Volk Leben", sagte er. "Wir müssen eine Lösung finden, und zwar schnell."

Bis heute fehlt aber ein Abkommen über Wasserrechte zwischen Ägypten und Äthiopien. Zudem gab es keinen Krieg zwischen den beiden Staaten. Es ist deshalb unklar, welchen Frieden Trump den beiden Ländern gebracht hat.

Fazit

Trump war in mehreren Konflikten als Vermittler aktiv. Teilweise resultierten eine Waffenruhe oder ein Friedensabkommen daraus. Dennoch überhöht er seine Rolle als Friedensstifter. Mehrere der von ihm vermittelten Vereinbarungen scheinen nur vorübergehende Lösungen für langjährige Konflikte zu sein, ohne diese endgültig zu lösen. Unklar ist auch, wie weit er oder die USA in den einzelnen Verhandlungen involviert waren. Und im Fall von Serbien und Kosovo sowie Ägypten und Äthiopien gab es keine Kriege, die zu beenden waren.

{title && {title} } 20 Minuten, {title && {title} } 28.09.2025, 19:22
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