Wer 2026 in die USA reisen will, muss voraussichtlich tief in die eigene digitale Vergangenheit blicken lassen. Touristinnen und Touristen aus Ländern, die von der Visapflicht befreit sind ("Visa Waiver Program") sollen künftig bei der Einreise ihre Onlineaktivitäten preisgeben.
Das geht aus einem Vorschlag der US-Zoll- und Grenzschutzbehörde (CBP) hervor, der im Federal Register veröffentlicht wurde. Davon betroffen sind auch Reisende aus Österreich.
Der neuen Bestimmung zufolge soll dem Antrag künftig unter anderem ein Verlauf der Social-Media-Profile aus den vergangenen fünf Jahren beigefügt werden müssen. Damit würde der bisher freiwillige Abschnitt in der ESTA-Anmeldung zu einer verpflichtenden Voraussetzung.
Zusätzlich sollen Angaben zu Telefonnummern der letzten fünf Jahre, E-Mail-Adressen der vergangenen zehn Jahre, IP-Adressen, persönlichen Daten von Familienmitgliedern und möglicherweise biometrische Informationen verlangt werden.
Die US-Behörden begründen die schärferen Kontrollen offiziell mit Sicherheitsinteressen. Die erweiterten Datenerhebungen sollen helfen, mögliche Risiken bereits vor der Einreise zu erkennen und zu bewerten. Kritiker sehen darin allerdings einen massiven Eingriff in die Privatsphäre und warnen vor einer de facto Überwachung von Reisenden. Insbesondere Menschenrechts- und Datenschutzgruppen äußern Sorgen, dass diese Maßnahmen nicht nur die Sicherheit, sondern auch die persönliche Freiheit und Meinungsäußerung betreffen könnten.
Die geplante Regelung ist noch nicht endgültig: Sie wurde im Federal Register, dem offiziellen Amtsblatt der US-Regierung, zur Diskussion gestellt, und die Öffentlichkeit hat in der Regel 60 Tage Zeit, um Stellungnahmen abzugeben. Sollte die Regelung beschlossen werden, würde sie ab Februar 2026 schrittweise in Kraft treten. Bis dahin bleibt es bei der freiwilligen Angabe.
Bereits seit geraumer Zeit verschärfen die USA sukzessive die Einreisebestimmungen. Bisher trafen die strengsten Regeln vor allem Menschen, die ein USA-Visum beantragen: Ausländische Studienanwärterinnen und -anwärter mussten in den vergangenen Monaten die Privatsphäre-Einstellungen ihrer Profile zur Überprüfung auf "öffentlich" stellen.
Wer Kritik an US-Präsident Donald Trump in Postings äußerte, dem wurde die Einreise verweigert. Zudem wurden etlichen ausländischen Studierenden wegen ihrer Beiträge auf Plattformen die Aufenthaltserlaubnis entzogen.