Straße wird gebaut

Wegen Klimagipfel: Tausende Hektar Amazonas abgeholzt

Um den Klimagipfel in der brasilianischen Stadt Belém zugänglicher zu machen, werden Zehntausende Hektar Amazonas-Regenwald abgeholzt.
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12.03.2025, 13:45
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Eine neue vierspurige Autobahn, die sich durch Zehntausende Hektar geschützten Amazonas-Regenwald schlängelt, erzürnt die Bevölkerung und Umweltschützer. Sie wird für den COP30-Klimagipfel gebaut, der im November in Belém stattfindet. Ziel ist eine erleichterte Anreise in die Stadt für die mehr als 50.000 Teilnehmenden.

Die Kritiker des als "nachhaltig" angepriesenen Projekts erläutern, die Abholzung widerspreche dem eigentlichen Zweck des Klimagipfels. Der Amazonas spielt eine wichtige Rolle bei der Aufnahme von Kohlenstoff und der Biodiversität.

Auswirkungen für Einwohner

Claudio Verequete lebt etwa 200 Meter von der Straße entfernt. Früher verdiente er sein Einkommen mit der Ernte von Açaí-Beeren von Bäumen, die einst hier wuchsen. "Alles wurde zerstört", erzählt er der BBC. Entlang der Baustelle stapeln sich Baumstämme. "Unsere Ernte wurde bereits abgeholzt. Wir haben diese Einkommensquelle nicht mehr, um unsere Familie zu ernähren." Verequete lebt eigenen Angaben zufolge derzeit von seinen Ersparnissen. Eine Entschädigung habe die Regierung nicht gezahlt.

"Unsere Angst ist, dass eines Tages jemand kommt und sagt: ‹Hier ist etwas Geld. Wir brauchen dieses Gebiet, um eine Tankstelle oder ein Lagerhaus zu bauen.› Und dann müssen wir gehen." Denn der Bau der Straße ermöglicht leichteren Zugang für Unternehmen, was zukünftig noch mehr Abholzung zur Folge haben könnte.

Auswirkungen für Wildtiere

Professorin Silvia Sardinha äußert gegenüber der BBC ebenfalls Besorgnis. Sie ist Tierärztin für Wildtiere und Forscherin an einem Uni-Tierspital. Sie und ihr Team rehabilitieren verletzte Wildtiere, die hauptsächlich durch Menschen oder Fahrzeuge zu Schaden gekommen sind. Sobald sie geheilt sind, werden die Tiere wieder in die Wildnis ausgesetzt.

Laut Sardinha wird das schwieriger, sobald die Straße einmal ihren Betrieb aufgenommen hat. "Wir verlieren einen Bereich, in dem wir diese Tiere wieder in die Wildnis, in ihr natürliches Habitat, entlassen können", sagt sie. "Landtiere werden auch nicht mehr auf die andere Seite gelangen, wodurch sich die Flächen verringern, in denen sie leben und sich vermehren können."

Projekt seit 2012 immer wieder auf Eis gelegt

Die Landesregierung von Pará hatte die Idee dieser Autobahn, bekannt als Avenida Liberdade, bereits 2012 vorgestellt, doch sie wurde wiederholt wegen Umweltbedenken auf Eis gelegt. Nun wurden zahlreiche Infrastrukturprojekte wieder aufgenommen oder genehmigt, um die Stadt auf den COP-Gipfel vorzubereiten.

Adler Silveira, der Infrastrukturminister des Bundesstaates, sagt gegenüber der BBC, es handle sich um eine "wichtige Maßnahme für die Mobilität". Er fügte hinzu, sie werde Wildtierbrücken, Fahrradwege und Solarbeleuchtung haben.

Massive Investitionen

Insgesamt investiert die Regierung für die Vorbereitungen auf den Großanlass im November mehr als 81 Millionen Dollar. Entstehen soll ein 500.000-Quadratmeter-Stadtpark mit Grünflächen, Restaurants, einem Sportkomplex sowie weiteren Einrichtungen für die Öffentlichkeit.

"Die Stadt als Ganzes wird verbessert, sie wird saniert, und viele Menschen besuchen sie aus anderen Gegenden. Das bedeutet, dass ich mehr verkaufen und mehr verdienen kann", sagt Dalci Cardoso da Silva, der einen Stand für Lederschuhe betreibt. Belém sei in den letzten Jahren "vernachlässigt" worden.

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