Am Mittwoch beginnt das Konklave zur Wahl eines Nachfolgers des verstorbenen Papstes Franziskus – eigentlich eine eher ernste Angelegenheit, bei der es sich um eine jahrhundertealte Tradition handelt.
Doch außerhalb der Sixtinischen Kapelle im Vatikan, wo die Papst-Wahl stattfindet, nehmen Menschen das bevorstehende Konklave zum Anlass, Wetten auf das nächste Oberhaupt der katholischen Kirche abzuschließen.
Gewettet wird auf Webseiten, über Online-Spiele und ganz inoffiziell unter Freunden und Familienangehörigen. Experten und Wettende sagen, dass das Spekulieren und Wettenabschließen mit Blick auf die Zukunft des Pontifikats immer beliebter werde.
Es sei sogar noch populärer als Fußballspiele und Formel-1-Rennen, meldet ein Manager der Online-Plattform Oddschecker, die Gewinnchancen bei Sport- und anderen Wetten analysiert, Sam Eaton. "Es gibt weltweit sehr viel Interesse. Ich glaube nicht, dass wir einen Markt wie diesen hatten, bei dem so viele Länder daran interessiert sind, die Gewinnchancen zu erfahren."
Hunderttausende Menschen aus etwa 140 Ländern hätten die Webseite von Oddschecker aufgesucht, um die Chancen für die abstimmenden Kardinäle bei der Papst-Wahl zu prüfen, sagte Eaton. Vor allem in Großbritannien, Irland und den USA gebe es Interessenten. Im Vereinigten Königreich seien bei einer führenden Plattform für Online-Wetten insgesamt etwa 30.000 Pfund als Wetteinsatz abgegeben worden. Zwar seien es beim Eurovision-Gesangswettbewerb deutlich mehr (1,2 Millionen Pfund), doch sei kurz vor dem Konklave ein bemerkenswerter Trend zu erkennen.
"Auf den nächsten Papst zu wetten, ist im Großen und Ganzen definitiv ein Nischen-Markt, aber es erzeugt globales Interesse", sagte Lee Phelps, Sprecher eines der größten Buchmacher in Großbritannien, William Hill. "Seit dem 21. April haben wir Tausende Wetten angenommen", ließ er wissen. An dem Tag war Papst Franziskus gestorben. Mit dem Beginn des Konklaves rechnet Phelps mit einer Zunahme des Wett-Interesses.
In Italien sind Wetten auf die Papst-Wahl – sowie alle anderen religiösen Veranstaltungen – verboten. Einige in Rom schließen deshalb inoffizielle Wetten ab, mit einem Einsatz von etwa 18 Euro für einen Kardinal. Der Verlierer oder die Verliererin muss dann ein Abendessen veranstalten oder Pizza ausgeben.
Andere machen beim Online-Spiel "Fantapapa" (Fantasie-Papst) mit – mehr als 60.000 Menschen. Jeder der Nutzer sucht sich dabei elf Kardinäle aus – so, als ob eine Fußballmannschaft zusammengestellt würde – die ihrer Meinung nach die besten Chancen haben, neuer Papst zu werden. Zudem legen sie auch einen Kapitän der Mannschaft fest.
Wie bei den Online-Wetten wird auch bei dem Fantasy-Spiel der italienische Kardinal Pietro Parolin am häufigsten gewählt. Auf den zweiten Platz kommt der philippinische Kardinal Luis Antonio Tagle.
"Es ist ein sehr lustiges Spiel, das man mit Freunden spielen kann und bei dem man lachen kann", sagte der italienische Student Federico La Rocca. Er habe sich für Tagle entschieden, weil dieser "wie ein netter Typ" wirke und wie jemand, der lustig sei.
Das Spiel hatte Mauro Vanetti eingeführt, nachdem Papst Franziskus im Februar ins Krankenhaus eingeliefert worden war. Er und der Mitgründer des Spiels seien eigentlich gegen Glücksspiele, sagte Vanetti. Doch hätten sie etwas Lustiges kreieren wollen.
Wer Wetten abschließt oder beim Fantasy-Spiel mitmacht, kann nicht nur auf die Person setzen, die seiner Ansicht nach Papst wird, sondern auch auf die Anzahl der Wahlgänge, die nötig werden, bis der nächste Papst feststeht. Gleiches gilt für den Wochentag, an dem die Papst-Entscheidung fällt, den Namen, den das neue Kirchenoberhaupt wählt und für die Ausrichtung der Politik des Papsts auf einer Skala von progressiv bis konservativ.
Doch nicht allen gefällt die Tatsache, dass das Konklave zum Glücksspiel genutzt wird. Die katholische Kirchenlehre bezeichnet solche Wetten zwar nicht als Sünde. Doch wird davor gewarnt, dass "die Leidenschaft für das Glücksspiel" mit der Gefahr verbunden sei, "zur Versklavung zu werden". Das Glücksspiel werde "moralisch inakzeptabel", wenn es sich stark auf die Existenz eines Menschen auswirke.