Wem Sonne, wem Regen nützt

Wien-Wahl: Was das Wetter fürs Ergebnis bedeutet

Bei schlechtem Wetter bleiben Wahlberechtigte eher daheim, doch in manchen Schichten ist das Phänomen stärker ausgeprägt.
Leo Stempfl
25.04.2025, 17:37

Das Wochenende startet in Wien trüb und regnerisch (schuld ist die Okklusionsfront des Balkantiefs GÜNTER), doch pünktlich zum Wahltag setzt sich allmählich das Skandinavienhoch PETRA von Norden her durch. Damit beruhigt sich das Wetter und es wird sonnig, richtig warm wird es dann zur Wochenmitte.

Strahlender Sonnenschein und bis zu 18 Grad klingen nach einem perfekten Wetter zur Stimmabgabe. Oder sinkt die Wahlbeteiligung gar, weil alle Wiener auf Ausflügen sind? Und welchen Parteien nutzt das Wetter mit der daraus resultierenden Wahlbeteiligung? Das haben einige Studien bereits untersucht.

Wetterbericht lässt Rote jubeln

Der MDR hat darüber anlässlich der deutschen Bundestagswahl vor zwei Monaten berichtet. "Auch wenn die Datengrundlage nicht eindeutig ist, deuten eben eine Vielzahl von Arbeiten darauf hin, dass schlechtes Wetter am Wahltag mit sinkender Wahlbeteiligung zusammenhängt", sagt die Politologin Jessica Haak von der Uni Hamburg. Das sonnige und trockene Wetter am Sonntag dürfte jedenfalls einen positiven Einfluss auf die Wahlbeteiligung haben.

Weitere Studien aus den USA deuten darauf hin, dass es nicht allen Parteien gleichermaßen schadet, wenn Wähler wegen des Wetters daheim bleiben. Vor allem junge und weniger gut gebildete Menschen verzichten eher auf ihre Stimmabgabe, wenn es draußen unangenehm ist. Und diese Schichten wählen häufiger Demokraten, also im linken Spektrum.

"Wir haben auch zwei Studien aus Deutschland und den Niederlanden, die nahelegen, dass Regen einen positiven Effekt für konservative Parteien hat", so Haak.

Blauer Himmel schlecht für Blaue

"Die äußeren Bedingungen, zu denen auch das Wetter gehört, können den Wahlausgang verändern" – zu diesem Schluss kam auch Professor Alois Stutzer im Gespräch mit dem "Spiegel". Und: graues Wetter drückt die Stimmung, schlechte Stimmung sorgt für weniger Risikobereitschaft. "Auf politische Entscheidungen übertragen kann man deshalb sagen, dass Menschen bei schlechterem Wetter eher keine Veränderung wollen und sich lieber für den Status quo entscheiden."

Um das zu untermauern, gab es in der Schweiz eine große Studie, die 420 Volksabstimmungen zwischen 1958 und 2014 auf die Abhängigkeit vom Wetter untersucht hat. "Dabei kam heraus, dass der Anteil der Ja-Stimmen für Veränderung durchschnittlich um 1,2 Prozentpunkte niedriger lag, wenn es regnete, als wenn die Sonne schien", erklärt Stutzer. Schlechtes Wetter geht also vor allem zulasten von Protest-Parteien wie der AfD oder FPÖ.

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