610 Millionen Euro musste Wien im Jahr 2024 aus der ohnehin klammen Stadtkasse für Gastpatienten aus den Bundesländern zahlen. Den größten Anteil machen Menschen aus Niederösterreich aus – "Heute" berichtete.
Wiens Bürgermeister Michael Ludwig fordert daher im "Heute"-Interview die Schaffung einer "Gesundheitsregion Ost", der neben Wien auch Niederösterreich und das Burgenland angehören sollen. Diese Bundesländer seien so stark verbunden, dass eine gemeinsame Gesundheits- und Spitalsplanung unablässig sei, ist Ludwig überzeugt.
Dieser Zusammenschluss könnte dann in weiterer Folge auch als Vorbild für gemeinsame Planungen in Zentral- und Westeuropa dienen, so der Wiener Stadtchef.
"Heute" fragte beim Büro des Wiener Stadtchefs nach, was die von Michael Ludwig vorgeschlagene "Gesundheitsregion Ost" für die Patienten bedeuten würde.
Hier sind die Antworten:
Alle Patient*innen, die in den Bundesländern Wien, Niederösterreich und Burgenland würden von einer gemeinsamen Planung profitieren, weil alle Leistungen– unabhängig von Bundesländergrenzen – geplant werden und so erbracht werden können, dass alle die passende Behandlung wohnortnahe in Top-Qualität finden können.
Alle Patienten könnten in ihr Wunsch-Krankenhaus gehen unabhängig vom Wohnort. Eine gemeinsame Planung bedeutet, dass das Geld nicht mehr dorthin fließt, wo die Person wohnt, sondern dorthin fließt, wo die Person behandelt wird.
Nein. Grundsätzlich gilt: Es werden die Menschen nach Dringlichkeit behandelt. Alle Notfälle werden selbstverständlich behandelt, auch planbare Eingriffe, die nur in Wien möglich sind. All jene Patienten, die einen planbaren Standard-Eingriff brauchen, der auch "zu Hause" möglich sein muss, werden bei einer Terminfindung in ihrem Heimatbundesland unterstützt.
Eine gemeinsame Gesundheitsregion Ost bedeutet genau das: Behandlungen über Bundesländergrenzen hinweg und das Ende von Gastpatienten-Regelungen. Das gilt in beide Richtungen: Wiener könnten sich in Zukunft auch für ein wohnortnahes Spital außerhalb Wiens entscheiden und dort behandelt werden und umgekehrt.
Bei einem Notfall bzw. wenn die Behandlung nur in Wien möglich ist, geht das jetzt schon. In einer gemeinsamen Gesundheitsregion Ost wäre das in allen Spitälern möglich, falls es sich um einen planbaren Standard-Eingriff handelt.
Bereits jetzt entbinden schon viele Frauen aus den Bundesländern in Wien. In einer gemeinsamen Gesundheitsregion Ost käme auch ein wohnortnahes Spital über die Bundesländergrenzen hinweg infrage.
Die Reaktion der Bundesländer Niederösterreich und Burgenland ist bisher eher ablehnend: Der Umgang mit Gastpatienten sei bereits jetzt überregional geregelt und werde im Finanzausgleich finanziell abgegolten, das Modell funktioniere, so die VPNÖ auf "Heute"-Anfrage. Auch Burgenlands SP-Klubobmann Roland Fürst verwies auf die 15a-Vereinbarung und kritisierte: "Was derzeit passiert, ist ein einseitiger Bruch dieser Vereinbarung." Wien stelle die Versorgung burgenländischer Patienten einseitig infrage.
Im Finanzausgleich werden die Mittel grundsätzlich nach dem Hauptwohnsitz verteilt. Das heißt, wenn die Person in Wien arbeitet und sich fast den ganzen Tag in Wien aufhält, bekommt trotzdem Niederösterreich die Mittel aus dem Finanzausgleich. Die gemeinsame Gesundheitsregion Ost würde dazu führen, dass das Geld dorthin fließt, wo die Person wohnortnahe behandelt wird.