Jährlich werden weltweit bis zu 2,2 Billionen Wild- und bis zu 171 Milliarden Zuchtfische getötet, um die Menschheit zu ernähren. Ein großer Teil dieser Fische stirbt nach dem Fang an Ersticken. Eine Studie hat nun erstmals gemessen, was Fische dabei durchmachen.
Ein internationales Team von Biologen, unter der Leitung von Cynthia Schuck-Paim vom Welfare Footprint Institute, konzentrierte sich auf die Erfahrungen der Regenbogenforelle. Dieser beliebte Speisefisch stammt ursprünglich aus den Kaltwasserzuflüssen des Pazifiks in Nordamerika und Ostasien, wird inzwischen aber auf der ganzen Welt gezüchtet. 1887 wurde er erstmals in Schweizer Gewässer eingesetzt.
Bei Tieren, denen man ihre Schmerzen nicht ansieht, ist es schwierig, diese zu messen. Zu diesem Zweck haben Wissenschaftler des Center for Welfare Metrics eine standardisierte Methode entwickelt, welche die Intensität negativer Zustände wie Stress oder Schmerz und die Dauer des Leidens berücksichtigt.
Das sogenannte Welfare Footprint Framework (WFF) bewertet, wie sich verschiedene Faktoren auf das Wohlbefinden von Tieren auswirken. Dabei wird geschätzt, wie intensiv und wie lange die Tiere bestimmte Erfahrungen machen – etwa Schmerzen, Angst oder Freude. Grundlage dafür sind Erkenntnisse aus früheren Studien.
Dem Team gelang es, den Ablauf der Erfahrungen der Fische nach dem Fang nachzuvollziehen. Bereits nach fünf Sekunden außerhalb des Wassers kommt es im Gehirn des Fisches zu einer neurochemischen Reaktion – vergleichbar mit jener, die beim Menschen negative Gefühle auslöst. Verhaltensweisen wie heftiges Zucken und Wenden gelten als weiterer Beweis dafür, dass der Fisch Schmerz oder Angst empfindet.
Ohne Wasser verkleben die empfindlichen Strukturen in den Kiemen, die Sauerstoff gegen Kohlendioxid austauschen, sodass sich im Fisch CO₂ ansammelt. Diese steigende Konzentration löst im Gehirn die Wahrnehmung intensiver Schmerzen aus, was den Fisch zum Keuchen veranlasst. Schließlich übersäuert der erhöhte CO₂-Gehalt das Blut und die Gehirn-Rückenmark-Flüssigkeit des Tieres, was zur Bewusstlosigkeit führt.
Die Forschenden schlossen daraus, dass Regenbogenforellen während des Erstickens an der Luft durchschnittlich zehn Minuten lang intensive Schmerzen erleiden. Die geschätzte Schmerzdauer war von Faktoren wie der Fischgröße oder der Wassertemperatur abhängig und variierte von zwei bis 22 Minuten. Dabei gilt: Je größer der Fisch ist, desto länger leidet er. Gemäß der in der Studie angewandten Methode ergeben sich pro Kilogramm Fisch 24 Minuten Schmerz.
Die Studie zeigte auch, dass Vorgänge vor dem Schlachten, wie das Zusammenpferchen und der Transport, insgesamt wahrscheinlich noch größeres Leiden verursachen als die Schlachtung selbst.
Als humane Alternative für die Tötung von Fischen schlagen die Forscher die Elektrobetäubung vor. Bei richtiger Anwendung – der Fisch ist sofort bis zu seinem Tod bewusstlos – könnte mit verhältnismäßig geringen Investitionen die Schmerzdauer deutlich reduziert werden. Auch der manuell oder mit einem Gerät ausgeführte Kopfschlag hat – korrekt ausgeführt – deutlich weniger Schmerzen zur Folge.