Der 72-Jährige bemüht sich als Seelsorger – auch im Internet. Am Sonntag lud der Bischof der Diözese St. Pölten, Alois Schwarz, zu einer eigenen Social-Media-Messe im Dom zu St. Pölten ein. Die Zielgruppe: seine 46.000 Follower auf Instagram (21.000), Facebook (23.000), TikTok (1.400) und sogar LinkedIn (380).
In den sozialen Medien bewertet der Geistliche gesellschaftlich akzeptierte Sünden, gibt schnelle Antworten zur Organisation im Kirchenapparat und segnet regelmäßig Mütter, Erstkommunionskinder, Maturanten, Berufstätige, Lehrkräfte und Firmlinge in seinen Kurzvideos.
Die "Follower-Messe" war mit 200 Besuchern gesteckt voll, Bischof Schwarz' Appell wurde gehört. Zu Beginn äußerte er sich über seinen sekulären Weg auf Social Media. Bischof Schwarz sprach zum Thema Liebe und Geliebtwerden, die Wichtigkeit von Nächstenliebe und einem respektvollen Umgang – besonders auf Social Media, wo gehässige Menschen sich viel schneller über andere erheben als in der analogen Welt.
Ziel der Veranstaltung war das persönliche Kennenlernen der Follower, die sich hinter Facebook- und Instagram-Profilen verbergen. Schwarz wollte die Menschen vor Ort treffen, die seine Internet-Beiträge mit "Gefällt mir" markieren oder ihm Direktnachrichten senden. Aus diesem Grund wurde von einem Livestream oder einer Aufzeichnung online abgesehen.
Aus der Diözese St. Pölten heißt es nach der Veranstaltung, Bischof Alois Schwarz hätte die Messe als sehr schön empfunden. Er wolle gerne wieder eine Follower-Messe veranstalten, in Zukunft vielleicht auch mit Livestream. Zuvor habe man aber die Eindrücke dieses Events erst zu verarbeiten.
Im Netz teilen viele Besucher Bilder von der einzigartigen Messe. Christentum-Fan Nico Valentin postete etwa auf Instagram: "9 Stunden Zug haben sich gelohnt! Danke für die fantastische Messe."
Der Bischof repostete auf Instagram die Storys seiner am Sonntag anwesenden Fans. Zu sehen ist er unter anderem bei einem Selfie mit Kirchenbesuchern, auf dem alle in die Handykamera lächeln. Zur musikalischen Untermalung versieht Schwarz den kurzweiligen Social-Media-Beitrag mit dem Lied "Take Me To Church" von Hozier.
Im Musikhit geht es um Kritik an der Katholischen Kirche und wie diese Institution gleichgeschlechtliche, queere Liebe anprangert, während sie offen für Liebe und Frieden wirbt.
Neben der Songauswahl stand Bischof Schwarz in der Vergangenheit schon auch in der Kritik. Der Theologe war zwischen 2001 und 2018 Bischof der Marktgemeinde Gurk (Kärnten), bis er nach St. Pölten versetzt wurde. Damals ermittelte die Staatsanwaltschaft wegen des Verdachts der Untreue. Alle Ermittlungen wurden aber eingestellt. Noch heute hallen die Vorwürfe von damals unter manchen Facebook-Postings des Influencer-Bischofs nach.