Deos sind ein essenzielles Körperpflegeaccessoire – besonders im Sommer. Verschiedene Marken werben immer wieder damit, dass ihre Formulierungen 72 Stunden – also 3 Tage – vor Schweißgeruch und/oder -flecken verhindern, versagen im Hochsommer oder unter Extrembedingungen trotzdem. Alles Lug und Trug? Die Schweizer Dermatologin Dr. Sabine Kurzidem erklärt, warum das kaum funktionieren kann.
"Unter Laborbedingungen ist ein Deoschutz über 72 Stunden denkbar", so die Hautärztin. Im Alltag sehe es hingegen anders aus: "Sportliche Aktivitäten, Schweiß und die Reibung unserer Kleidung reduzieren die Wirkungsdauer massiv. 48 Stunden können drin liegen, eher sind es 24 Stunden." Dazu kommt die tägliche Dusche, inklusive Duschgels und dem Abtrocknen danach. "Deos werden dann vollständig abgewaschen."
Antitranspirants hingegen wirken nicht nur dem Geruch durch Schweiß entgegen, sondern sollen auch dessen Produktion verringern. "Sollen sie so lange wirken, enthalten sie eine hohe Konzentration an Aluminiumsalzen, die die Schweißkanäle verengen", erklärt Dr. Kurzidem. Dennoch müssen die Inhaltsstoffe auch hier den Belastungen im Alltag standhalten. "Sie wirken zwar etwas tiefer als Deos, werden aber auch zu einem Großteil in der Dusche abgewaschen. 72 Stunden Wirkungsdauer sind realitätsfern."
Deodorants verhindern in erster Linie Schweißgeruch. Es enthält antibakterielle Stoffe, die das Wachstum geruchsverursachender Bakterien hemmen. Oft mit Duftstoffen kombiniert. Weil Deos kein Aluminium enthalten, wirken sie nicht gegen den Schweißfluss. Die Achseln können weiter feucht sein, riechen aber (hoffentlich) nicht unangenehm.
Antitranspirants wirken gegen Schweiß und -geruch. Sie enthalten Aluminiumsalze, die die Schweißdrüsen vorübergehend verengen. So gelangt weniger Schweiß an die Hautoberfläche (= weniger Schweißflecken). Sie wirken stärker als Deodorants, aber können die Haut reizen (z.B. bei frisch rasierter Achselhaut). In der EU ist Aluminium in Kosmetika derzeit erlaubt, aber unter Beobachtung, da es über die Haut aufgenommen werden kann (Studienlage uneinheitlich).
Neben den Aluminiumsalzen enthalten lang wirksame Produkte antibakterielle Zusatzstoffe, um die Geruchsbildung zu verhindern. "Dazu ist die Wirkstoffabgabe bei solchen Antitranspirants im besten Fall zeitverzögert, sodass sie nach und nach freigesetzt werden, um möglichst lange zu wirken."
Auch die richtige Anwendung spielt eine Rolle: "Bei Antitranspirants empfiehlt sich die Anwendung am Abend auf trockener, sauberer Haut und bei geringem Schweißfluss. Sonst wird viel Produkt durch neuen Schweiß direkt wieder abgewaschen, bevor es zu wirken beginnen kann."
Die Hautärztin klärt: "Bei korrekter Anwendung sind Langzeit-Antitranspirants nicht gefährlich." Bei vorgeschädigter, empfindlicher Haut oder solcher, die zu Allergien neigt, gebe es bei so hoch konzentrierten Produkten allerdings etwas zu bedenken: "In solchen Fällen kann es bei der Anwendung zu Rötungen, Brennen oder Juckreiz kommen oder es können kleine Pusteln entstehen."
Vor allem kurz nachdem du dich rasiert oder enthaart hast, rät die Dermatologin zu Vorsicht. "Werden dann häufig und großflächig hoch konzentrierte Antitranspirants aufgetragen, kann es zu einer sehr starken Blockade der Schweißdrüsen kommen. Mögliche Folgen sind Schwellungen und schmerzhafte Knoten."
Einige der Formulierungen entziehen der Haut zudem Feuchtigkeit, was laut der Expertin die Hautbarriere stört. "Die Haut wird dann rissiger und empfindlicher gegenüber äußeren Einflüssen. In unserer Sprechstunde ist das tatsächlich ein häufiges Problem." Auch allergische Reaktionen seien theoretisch möglich, wenn Deos und Antitranspirants Konservierungsstoffe, Duftstoffe oder andere Zusatzstoffe beinhalten. "Ist die Haut unempfindlich und gesund, hat man aber wenig zu befürchten."