"Ich werde meine Funktion in der WKO und im Wirtschaftsbund zurücklegen" – mit diesen Worten bestätigte Wirtschaftskammerboss Harald Mahrer am Donnerstag um 17 Uhr in einer Videobotschaft seinen Rücktritt, "Heute" berichtete.
Nur wenige Minuten später gab es auch schon erste Stellungnahmen aus der Politik. Eine harte Abrechnung kam dabei von der FPÖ. Generalsekretär Michael Schnedlitz warnt in einer Aussendung, dass die Probleme in der WKO nicht gelöst sind – "die Abkassiererei soll auch nach der Ära Mahrer ungeniert weiter gehen", schreibt der Blaue.
"Der Rücktritt von Mahrer hat an der Sachlage und am Skandal selbst nichts geändert", so Schnedlitz. "Es ist Feuer am Dach, weil nahezu sämtliche Präsidenten der Wirtschaftskammer in Bund und Ländern und auch deren Vizepräsidenten dabei aufgeflogen sind, dass sie sich Gagen-Erhöhungen um teils jenseits der 50 Prozent genehmigen und das mitten in einer Krise und auf Kosten der Unternehmer. Genau dieser Umstand ist aber nach wie vor – trotz des Rücktritts von Harald Mahrer – gegeben", erklärt er und fordert, dass die Gagenexplosionen zurückgenommen werden müssen.
Hier verkündet Harald Mahrer seinen Rücktritt
Eine ähnliche Ansicht vertreten dabei auch die Neos. Generalsekretär Douglas Hoyos betont etwa, dass der Rücktritt nichts ändere. "Er ändert auch nichts daran, dass die Wirtschaftskammer ihren eigenen Funktionärinnen und Funktionären überdurchschnittlich hohe Entschädigungen auf Kosten der heimischen Unternehmerinnen und Unternehmer gegönnt hat. Diese Erhöhungen müssen in einem ersten Schritt umgehend zurückgenommen werden", so der Pinke.
Auch Grünen-Chefin Leonore Gewessler sieht im Rücktritt nun einen dringenden Auftrag und eine Chance, dass sich die Wirtschaftskammer neu aufstellt. "Österreichs Betriebe brauchen eine Interessensvertretung, die verlässlich ist, eine, die auf sie schaut und nicht nur auf sich selbst", so Gewessler in einem Video auf Instagram.
Ihr zufolge brauche Österreich eine Kammer, "die Zukunft ermöglicht, statt Vergangenheit einzuzementieren". In der Causa Mahrer gehe es laut Gewessler zudem um mehr als einen politischen Skandal. Es gehe auch um eine Frage "unserer politischen Kultur". Das Vertrauen der Menschen in das politische System sei in den vergangenen Wochen und Monaten für viele Menschen weiter erschüttert.
Bundeskanzler Christian Stocker (ÖVP) bedankt sich hingegen bei Mahrer für "seine Verdienste um die Republik als Staatssekretär, Bundesminister und Präsident der Österreichischen Wirtschaftskammer". Er habe in all diesen Funktionen "großen Einsatz für Österreichs Wirtschaft und Standortpolitik bewiesen, zuletzt auch in der schwierigen Phase der Regierungsbildung".
"Ich erwarte mir von der Wirtschaftskammer in diesen wirtschaftlich schwierigen Zeiten eine rasche Neuaufstellung im Sinne der österreichischen Wirtschaft und des gesamten Staates, um bestmöglich für den Aufschwung arbeiten zu können", so der Kanzler abschließend.