"Langfristige Prognosen zeigen, dass die Zahl der erwerbsfähigen Personen in Niederösterreich zurückgehen wird", sagt AMS NÖ-Chefin Sandra Kern in einer aktuellen Pressemeldung. Der Grund dafür sei, dass gegenwärtig geburtenstarke Jahrgänge in Pension gingen. Es gelte daher jungen Personen zu helfen, damit sie "am Arbeitsmarkt nachhaltig Fuß fassen können".
Besonderes Augenmerk legt das Arbeitsmarktservice dabei auf junge Frauen. AMS-Chefin Kern präsentiert am 13. Februar einen neuen mobilen Bus, der das Beratungsprogramm EMpower MYself (EMMY) direkt zu dieser Zielgruppe bringen soll.
Denn, laut AMS-Statistik ist die Jugendarbeitslosigkeit in den letzten 10 Jahren deutlich gestiegen, immer weniger finden einen Job – Frauen noch weniger als Männer. Gleichzeitig gibt das AMS Niederösterreich an, dass es sein Stellenangebot in den letzten zehn Jahren vervierfacht habe.
Die EMMY-Beratung des AMS NÖ soll deshalb vor allem junge Frauen zwischen 15 und 25 Jahren ansprechen, heißt es von Seiten des AMS. Künftig werde der EMMY-Bus durch ganz Niederösterreich fahren und dabei an Messen, Veranstaltungen, Bildungseinrichtungen und AMS-Geschäftsstellen halten. Bei Bedarf können auch zusätzlich die Eltern oder andere Bezugspersonen an der Beratung teilnehmen.
Sozialforscherin Nadja Bergmann betonte die Wichtigkeit frauenspezifischer Angebote für junge Frauen: "Noch immer erzählen junge Frauen von einem Gegenwind, wenn sie untypische Ausbildungen machen wollen – sowohl seitens der Eltern, von Lehrkräften oder dem privaten Umfeld."
Das Angebot, heißt es vom AMS, fokussiere sich auf Berufsorientierung und persönliche Kompetenzen. In den zwei bereits existierenden festen Beratungsstellen in St. Pölten und Purkersdorf werden derzeit über 50 junge Frauen beraten. Die jeweilige Dauer beträgt bis zu 3 Monate. Die Beratung erfolge individuell, in Workshops oder Coachings, und berücksichtige auch individuell unterschiedliche Bedürfnisse. Die gesamten Projektkosten von 712.000 Euro trägt zur Gänze das AMS.
Derzeit sind etwas mehr als 56 Prozent aller jungen Frauen bis 24 Jahren in einem Arbeitsverhältnis. Bei den Männern bis 24 Jahre waren, laut AMS-Daten, etwas mehr als 62 Prozent in einem Job. Das bedeutet umgekehrt, dass, laut den jüngsten AMS-Daten von 2023, fast die Hälfte der jungen Frauen in Niederösterreich nicht in einem Job ist.
Ein großer Teil davon macht längere Ausbildungen. Einen anderen Grund sieht das AMS darin, dass Care-Arbeit, also die Betreuung eines Kindes oder anderer Familienmitglieder, immer noch stark weiblich geprägt ist. Vielfach fehlen in Niederösterreich auch Kindergartenplätze.
Das Programm wurde im Oktober 2024 gestartet und kann bis zu 300 jungen Frauen Unterstützung anbieten. Das Besondere daran ist, dass es mit stationären und mobilen Angeboten sehr einfach erreicht und genutzt werden kann und auf kulturelle Unterschiede Rücksicht nimmt. Jede wird nach individuellem Bedarf unterstützt.
Die Erwerbsquote bei jungen Menschen mit Migrationshintergrund ist höher als bei jenen ohne. So sind hier über 62 Prozent der jungen Frauen am Arbeitsmarkt aktiv (selbstständig oder unselbstständig), während es bei den jungen Männern 76,5 Prozent sind, schreibt das AMS.
Trotzdem stieg die Zahl junger Frauen mit Migrationshintergrund, die sich beim AMS gemeldet haben, in den letzten 10 Jahren um 16 Prozent. Hier sieht das AMS das größte Potenzial, um mehr Menschen auf den Arbeitsmarkt zu bringen.
Auch insgesamt stieg die Zahl arbeitssuchender junger Frauen. Laut AMS NÖ, waren Ende Jänner dieses Jahres, in ganz Niederösterreich 4.737 junge Frauen auf Jobsuche, auf der Suche nach einer Lehrstelle, oder in AMS-Maßnahmen eingebunden. In nur einem Jahr stieg die Gesamtzahl junger Frauen ohne Job um mehr als 15 Prozent.
Wenn man sich alle Altersgruppen ansieht, dann haben mehr Männer als Frauen ein aufrechtes Arbeitsverhältnis. Während die Erwerbsquote niederösterreichischer Frauen bei fast 75 Prozent liegt, beträgt sie bei Männern 82,5 Prozent.
AMS NÖ-Chefin Kern sieht vor allem bei jungen Frauen, insbesondere auch bei jenen mit Migrationshintergrund, Potenzial am Arbeitsmarkt: "Gerade diese Gruppe braucht unsere Unterstützung, damit sie ein selbstbestimmtes Leben führen können. Wir richten daher unsere Angebote auf ihre Bedürfnisse konsequent aus, damit sie mit unserer Unterstützung beim Arbeitsmarkteinstieg erfolgreich sind."