Auch dieser Pflegefall stürzt eine ganze Familie in den Ausnahmezustand. Die Geschichte spielt in Oftering (Linz-Land, OÖ). In einem Haus wohnen Daniela Sojer, ihre Tochter, der Onkel und die Oma. Sie alle verbindet seit Jahren eine gigantische Aufgabe: die Betreuung der Oma. Elisabeth ist 88 Jahre alt und fast blind.
"Die Pflege teile ich mir mit meinem Papa – sonst ginge es einfach nicht", sagt Daniela Sojer (42) zu "Heute". Ihre Oma braucht eine 24-Stunden-Betreuung, die Kosten dafür würden sich auf 3.000 bis 4.000 Euro belaufen. Pro Monat. Eine Summe, die für diese Familie – wie für die meisten anderen auch – schier unleistbar ist.
"Das ist mehr Arbeit als mit einem Kind", sagt Daniela Sojer, "Oma hat einen Notrufknopf, den kann sie jederzeit drücken – da geht bei mir der Alarm los." Der Pflege-Alltag ist streng getaktet: "In der Früh gehe ich zu ihr. Dann wird sie gewaschen oder gebadet, sie bekommt frische Bekleidung, ich mache ihr Bett und dann Essen – das geht den ganzen Tag so weiter." Noch aufwendiger ist es, wenn man Termine außer Haus einhalten muss: "Da sie blind ist, muss ich jedes Mal mit dabei sein bei Arztbesuchen, Physiotherapien – bei allem eben."
Bis zum Abend ist Sojer angehängt, danach kümmert sie sich erst um ihren eigenen Haushalt, "Wir können sie nie alleine lassen – sie kann halt nichts tun, sie sieht nichts." Sojer kann derzeit keinem Job nachgehen, so sehr ist sie mit der Betreuung angehängt.
Vor einigen Jahren erkannte die Familie, dass die Pflegestufe 3 nicht ausreiche, "da habe ich Stufe 4 beantragt" – damit sie mehr Geld bekommen. Und: die Familie ist erst dann berechtigt, eine 24-Stunden-Pflege zu beantragen und finanzielle Hilfe dafür zu bekommen. "Das Ansuchen war kompliziert", sagt Sojer, "manches musste bei der PVA, manches im Sozialministerium angefragt werden."
Schon bald allerdings realisierte Daniela Sojer, dass auch diese Stufe keine Besserung der finanziellen Lage bringen würde. Bei einer Vollzeit-Hilfe müsste man als Familie – auch mit allen öffentlichen Hilfen – immer noch Tausende Euro zuschießen. "Diese Summen habe ich nicht! Auch mit Papas Hilfe würde für uns nichts übrigbleiben."
Die Alternative ist, man pflegt die Oma selbst. Auch dieser Deal ist schlecht: Es ist ein Vollzeit-Job, für den man als Verwandte eine Entschädigung von 130 Euro monatlich erhält – das ist der sogenannte "Angehörigenbonus". Erklärung: Daniela Sojer ist keine zertifizierte Pflegekraft, sonst könnte sie offiziell die Betreuerin sein und die Familie würde weitaus höhere Hilfen erhalten.
"Ich war irgendwann an der Armutsgrenze, musste mir Geld ausborgen, ich bin einfach nicht ausgekommen – das ist ein Wahnsinn", klagt Daniela Sojer Gezwungenermaßen sucht sie jetzt einen neuen Job. Eine Zeitlang überlegte sie, ob sie nicht gleich die Pflege-Ausbildung machen soll, um mehr Geld für die Arbeit mit ihrer Oma zu bekommen.
Sojer dachte, es wird ein Leichtes, "überall steht doch, dass Pflegekräfte dringend gesucht werden." Doch nach einiger Recherche musste sie – zumindest für heuer – aufgeben: "Es gibt genau eine einzige Ausbildung in Oberösterreich und der Kurs ist vor kurzem gestartet – ich war zu spät."
Daniela Sojer ist nahe am Aufgeben: "Ich weiß nicht weiter – das ist der Stand der Dinge." Sie verzweifelt gerade: "Auch wenn ich einen anderen Job finde, es wird kaum besser – 4.000 Euro werden mir nie für Oma übrigbleiben."