Droht Wiener Neustadt ein Kahlschlag im Zugverkehr? Bürgermeister Klaus Schneeberger (VP) kritisiert ihm herangetragene Gerüchte über die ÖBB. Die Österreichischen Bundesbahnen sollen demnach bei der kommenden Fahrplanumstellung Schnellverbindungen in Richtung Wien und Graz am Hauptbahnhof streichen. Der Unmut ist groß.
"Mit Empörung und größter Verwunderung haben wir Informationen und Gerüchte mitgeteilt bekommen, wonach es seitens der ÖBB zu einer Reduktion von Zughalten am Hauptbahnhof Wiener Neustadt kommen soll", heißt es in einem offenen Brief von Bürgermeister Klaus Schneeberger und Stadtrat Franz Dinhobl (VP).
Die Politiker erinnern daran, dass Wiener Neustadt nach Wien den zweitgrößten Bahnhof Österreichs hat. Täglich verkehren dort 555 Züge, rund 37.000 Fahrgäste steigen ein oder aus. "Jede Schwächung dieses Knotens ist ein Schlag ins Gesicht der gesamten Region", heißt es weiter.
Vor allem Pendler wären betroffen: "Es ist ein Anschlag auf die Pendlerinnen und Pendler", betonen Schneeberger und Dinhobl im Brief. Viele hätten sich bewusst für ein Leben in der Region entschieden – in der Erwartung, verlässliche Bahnverbindungen vorzufinden.
Die Stadt verweist auf eigene Investitionen in Parkdecks, Infrastruktur und Sicherheit am Bahnhof. "Partnerschaft darf keine Einbahnstraße sein", kritisieren die Verfasser.
Und sie kündigen Widerstand an: "Wir werden diese Verschlechterung nicht hinnehmen. Wer den zweitgrößten Bahnhof Österreichs und zehntausende tägliche Fahrgäste ignoriert, stellt sich nicht nur gegen Wiener Neustadt, sondern gegen die gesamte Südregion."
Auf "Heute"-Anfrage erklären die ÖBB, mit dem Fahrplanwechsel im Dezember startet das neue Fahrplangefüge. An Qualität und Anzahl der Züge würde sich nichts ändern, nur die "Art des Pendelns" wäre eine andere. Pendler aus dem Nahverkehr würden beim Umstieg in Wr. Neustadt teilweise länger auf Fernzüge warten müssen. Ab 2030 soll sich die Situation wieder verbessern, heißt es, Grund ist die Eröffnung des Semmering-Basistunnels.
Ein Faktor für die neuen Fahrpläne sei auch die Inbetriebnahme des Koralmtunnels. Diese würde "die Südstrecke massiv beschleunigen und völlig neue Reisemöglichkeiten eröffnen". Damit der Taktfahrplan stabil bleibt, könnten die neuen, besonders schnellen Railjet Xpress-Züge nicht zusätzlich in Wiener Neustadt halten. Insgesamt werden die Zugverbindungen im nächsten Jahr nicht weniger werden.
Für die Stadt bedeute das jedoch keine Abwertung, begründen die ÖBB: Es werde künftig eine stündliche Direktverbindung nach Kärnten geben, schnellere Anschlüsse Richtung Graz und Villach (Dauer 3 statt 3:23 Stunden) sowie zusätzliche Cityjet-Verbindungen nach Wien bis nach Mitternacht. Auch ein Frühzug um 04:30 Uhr von Wiener Neustadt nach Wien komme neu hinzu.